Passagierflugzeug in den Wolken
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Klimakrise

Warum Flüge ungemütlicher werden

„Der Rotwein, das Glas und die Teller schweben in der Luft. 1, 2, 3, 4, und dann stürzt alles einfach ab.“ US-Schauspieler Matthew McConaughey saß Anfang März in einem Flugzeug, das in Turbulenzen geriet. Dass es im Flugzeug ruckelt und wackelt, ist nicht ungewöhnlich. Fachleute gehen davon aus, dass es künftig öfter ungemütlich wird.

In einer erst kürzlich veröffentlichten Podcast-Folge sprach der Filmstar ausführlich über die Turbulenzen. „Es war ein höllischer Schreck. Ein kompletter Kontrollverlust, ein 100-prozentiges Gefühl von ‚Ich habe keine Kontrolle‘. Ich habe keine Möglichkeit, die Situation in den Griff zu bekommen“, sagte McConaughey, der offenbar nicht angeschnallt gewesen war. Vor den Turbulenzen habe es keine Warnung gegeben. Als nach wenigen Sekunden alles vorüber war, hätten gemischte Gefühle geherrscht, von „Geisterstille“ bis zu nervösen Lachanfällen.

Das Flugzeug, in dem McConaughey saß, fiel Medienberichten zufolge plötzlich 1.200 Meter. Laut einem „Wall Street Journal“-Artikel laufen die Untersuchungen der US-Luftfahrtbehörde mehr als einen Monat nach dem Vorfall noch. Nach Ansicht einiger Experten und Expertinnen werden solche Flugturbulenzen in Zukunft weitaus häufiger auftreten. Verantwortlich dafür sei der Jetstream, der sich im Wandel befindet.

Wahrgenommene „Löcher“

Von „Luftlöchern“ wird gemeinhin gesprochen, wenn das Flugzeug plötzlich nach unten sackt. Freilich existiert das Loch in der Luft aber nicht. Es handelt sich um Klarluftturbulenzen, wie es im Fachjargon heißt. Diese treten für gewöhnlich dann auf, wenn zwei aneinandergrenzende Luftmassen unterschiedliche Geschwindigkeiten oder Windrichtungen aufweisen. In großer Höhe, also dort, wo der Jetstream verläuft und sich auch Passagierflugzeuge befinden, kommen diese Windscheren häufiger vor.

Gefährlich sind die als „Luftlöcher“ wahrgenommenen Turbulenzen deshalb, weil sie im Gegensatz zu anderen Phänomenen wie etwa einem Gewitter weder mit dem bloßen Auge noch mit Radar geortet werden können. Man kann ihnen also nicht rechtzeitig ausweichen. Laut AustroControl sei die Turbulenz „tückisch“ und „gefährlich“. Meist komme sie „in klar durchsichtiger Luft vor, ohne Vorwarnung für das eine solche Zone durchquerende Flugzeug“.

In der Vergangenheit haben mehrere Studien ergeben, dass sich die Windscheren in Zukunft wegen der Erderhitzung verstärken könnten. Dadurch sei es möglich, dass der Jetstream instabiler werde, was wiederum die Gefahr von Klarluftturbulenzen erhöhe, heißt es etwa in einer erst kürzlich publizierten Studie der Universität Reading.

Zusammenfassend lasse sich sagen, dass „moderate“ Luftlöcher in Zukunft über dem Nordatlantik zu allen Jahreszeiten zunehmen werden, so die Autoren der Studie, über die bereits das Onlineportal Futurezone berichtet hatte. Die steigende Instabilität werde Folgen für die Luftfahrtindustrie haben, „da mehr Flüge gestört werden und die Schäden und Kosten steigen“, so die Forscherinnen und Forscher.

Angeschnallt bleiben

Im Jahr 2019 war bereits eine Studie mit ähnlichen Ergebnissen publiziert worden. Darin hieß es, dass seit dem Jahr 1979 die Windscherung im Jetstream um 15 Prozent zugenommen hat. In größeren Höhen verändere die Klimakrise die Temperaturmuster, was zu mehr Windscherung führt, wurde Paul Williams von der University of Reading im „Wall Street Journal“ zitiert. Seine Untersuchungen sagen voraus, dass sich die Menge der Klarluftturbulenzen in den nächsten drei bis sechs Jahrzehnten mehr als verdoppeln wird.

Verletzungen bei Turbulenzen sind bisher selten. Nach Angaben der US-Behörde für Transportsicherheit wurden zwischen 2009 und 2022 bei Turbulenzen 163 Personen schwer verletzt. Besonders betroffen sind dabei Flugbegleiter und -begleiterinnen. Sie haben ein höheres Risiko, verletzt zu werden. Fachleute, Fluggesellschaften und Flugsicherheitsbehörden empfehlen, dass man auch während des Flugs angeschnallt bleiben soll.

McConaugheys Lufthansa-Flug von Austin (US-Bundesstaat Texas) nach Frankfurt Anfang März landete wegen der Turbulenzen außerplanmäßig in Washington. Sieben Passagiere in dem Flugzeug seien leicht verletzt worden, teilte eine Unternehmenssprecherin mit. Im vergangenen Dezember 2022 mussten 20 Personen nach einem turbulenten Hawaiian Airlines-Fluges ins Krankenhaus gebracht werden.

Gegenüber NBC sagten Fachleute, dass der Luftfahrtindustrie mehrere Technologien zur Verfügung stünden, um sich an die Veränderungen bei den Turbulenzen anzupassen. Man werde auch bald Technologien entwickeln, die dabei helfen, Turbulenzgebiete vorherzusagen.