Menschen in Oslo
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77 Mrd. für Norwegen

Gutes Quartal für Staatsfonds

Der norwegische Staatsfonds – einer der größten Investoren weltweit – hat im ersten Quartal dieses Jahres umgerechnet 77 Milliarden Euro Profit erzielt. Erst im Jänner hatte der Fonds einen Rekordverlust im Vorjahr von 152 Mrd. Euro vermelden müssen. Nun wurden diese Verluste binnen drei Monaten etwa zur Hälfte wieder egalisiert.

Der norwegische Staatsfonds hat im ersten Quartal angetrieben durch steigende Aktienmärkte einen Gewinn von umgerechnet rund 893 Milliarden norwegischen Kronen (rund 77 Mrd. Euro) erzielt. Die Rendite habe bei 5,9 Prozent gelegen, teilte der 1,4 Billionen Dollar schwere Staatsfonds, der weltweit einer der größten Investoren ist, heute mit.

Würde man das Ergebnis auf die Einwohnerzahl Norwegens von 5,5 Millionen umschlagen, wären das mehr als 15.000 Dollar pro Person. „Das ist tatsächlich eines der besten Quartale, das wir je hatten“, sagte der stellvertretende Chef des Fonds, Trond Grande, in einem Video auf der Plattform LinkedIn.

70 Prozent in Aktien

In den Fonds fließen Einnahmen aus der norwegischen Öl- und Gasindustrie, im ersten Quartal waren das 217 Mrd. Kronen. Ende März waren 70 Prozent des Fonds in Aktien investiert, 27,3 Prozent in Anleihen und 2,4 Prozent in nicht börsennotierte Immobilien. Der Fonds wird von der norwegischen Zentralbank gemanagt. Er besitzt 1,5 Prozent aller weltweit gelisteten Aktien und ist an 9.200 Firmen beteiligt.

Investiert in erneuerbare Energien

Der Staatsfonds investiert nun in immer größerem Stil in erneuerbare Energien: Im Jänner wurde der Kauf von Anteilen an Offshore-Wind- und Solarenergieprojekten in Spanien um 600 Mio. Euro angekündigt. Erst 2019 erlaubte das norwegische Parlament derartige Transaktionen. In dem Paket enthalten sind sieben Solarprojekte und fünf Offshore-Windparks, die demnach eine Jahresleistung von insgesamt 1.265 Megawatt (MW) haben – genug, um den Strombedarf von 700.000 spanischen Haushalten zu decken.

Außerdem beteiligt sich der Staatsfonds an einem milliardenschweren Windparkprojekt des deutschen Energiekonzerns EnBW in der Nordsee. Mit einer installierten Leistung von 960 MW ist „He Dreiht“ einer der größten Windparks in Deutschland.

152 Mrd. Euro: Rekordverlust im Vorjahr

Dabei hatte der Staatsfonds Ende Jänner eine desaströse Bilanz gezogen: Mit 1,64 Billionen Kronen (152 Mrd. Euro) Jahresverlust wurde ein Rekord aufgestellt. Der zuvor größte Verlust von 2008 während der globalen Finanzkrise von 633 Mrd. Kronen wurde damit um mehr als das Doppelte übertroffen.

„Der Markt wurde durch den Krieg in Europa, die hohe Inflation und die steigenden Zinssätze beeinträchtigt“, begründete der oberste Fondsmanager Nicolai Tangen Ende Jänner das schlechte Ergebnis des Vorjahres. „Das wirkte sich gleichzeitig negativ auf den Aktien- und den Anleihenmarkt aus, was sehr ungewöhnlich ist.“

Der Verlust beendete eine Rekordserie für den Fonds, in der die jährlichen Renditen 2019 bis 2021 jeweils die Marke von einer Billion Kronen überstiegen. Tangen hatte 2021 noch den zweithöchsten Gewinn in der Geschichte des Fonds vermelden können. Besonders die Beteiligungen an Technologie- und Social-Media-Unternehmen verloren allerdings im vergangenen Jahr an Wert.