Italien will Slowenien um Aufnahme von Bären bitten

Das italienische Umweltministerium will im Ausland nach Unterbringungsmöglichkeiten für Bären aus dem Trentino suchen. Als Option gilt Slowenien. Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin will bei den dortigen Behörden anfragen, ob sie einige Trentiner Bären aufnehmen können, ging gestern aus einem Treffen zwischen dem Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti mit Vertretern der Umweltbehörde ISPRA und der Artenschutzbehörde in Rom hervor.

Das Management der Bären soll sich künftig ändern, die Population soll geregelt werden. Dabei soll eine Höchstzahl an Tieren bestimmt werden, hieß es bei dem Treffen. Problematische Bären sollen getötet werden.

JJ4 „verwirrt und verängstigt“

Die italienische Abgeordnete und Tierschutzaktivistin Michela Vittoria Brambilla besuchte gestern das Tierschutzzentrum Casteller in Trient, wo die Problembärin JJ4, die vor zwei Wochen einen Jogger getötet hatte, festgehalten wird. „Die Bärin ist in einem kleinen Bereich untergebracht, wo sie sich an die Gefangenschaft gewöhnt. Sie hält sich in einer Höhle, die dunkel und versteckt ist, auf. Dort fühlt sie sich sicher, aber sie hat immer noch keinen Zugang zur Außenwelt. Seit dem ersten Tag, an dem sie gefangen wurde, wird sie gefüttert und hat ein Becken zum Baden zur Verfügung“, so Brambilla.

Die Bärin wirke „traumatisiert, verwirrt und verängstigt“. „Sie versteht immer noch nicht, was mit ihr geschieht, denn sie ist weit weg von ihren Jungen. Körperlich geht es ihr gut, sie mag die Äpfel, die sie früher so gerne gegessen hat, aber sie ist nicht mehr in ihrem gewohnten Lebensraum“, sagte Brambilla.

In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Die Provinz Trient will die Bärin töten und generell die Verbreitung der Spezies in dem Gebiet erheblich verringern. Laut dem Trentiner Landeshauptmann Fugatti müsste die Bevölkerungszahl der Bären um 70 Exemplare reduziert werden. Er plädierte etwa für einen Massentransfer von Bären aus dem Trentino in andere Gebiete. Tierschutzvereine kritisieren hingegen auch diese Pläne.