Litauen testweise vom russischen Stromnetz entkoppelt

Litauen testet heute den isolierten Betrieb seines Stromnetzes und hat dazu erstmals alle Verbindungen zum russischen Stromnetz unterbrochen. Nach Angaben des litauischen Netzbetreibers Litgrid soll das Netz des baltischen EU- und NATO-Landes während der zehnstündigen Probeabkopplung zum ersten Mal in der Geschichte völlig unabhängig betrieben werden.

Der benötigte Strom werde in dieser Zeit ausschließlich aus heimischen Quellen stammen oder aus Schweden und Polen importiert, hieß es in einer Mitteilung. Die Stromverbraucher und -verbraucherinnen sollen den Test nicht bemerken, der zur Vorbereitung zur Synchronisation des Netzes mit Westeuropa diene.

Abhängigkeit von Moskau als Sicherheitsrisiko

Litauen hat seine Energieimporte aus Russland nach eigenen Angaben im Vorjahr bereits vollständig gestoppt. Noch ist das Netz aber – wie auch in Estland und Lettland – weiter Teil eines gemeinsamen, synchron geschalteten Stromnetzes mit Russland und Belarus, des aus Sowjetzeiten stammenden BRELL-Ringsystems.

Damit hängen die Baltenstaaten quasi mit am Netz von Russland und Belarus und sind bei der Aufrechterhaltung der Stabilität ihrer Stromsysteme weiterhin auf Moskau angewiesen – das gilt in Tallinn, Riga und Vilnius als Sicherheitsrisiko.

Die baltischen Staaten hatten bereits in den vergangenen Jahren Schritte unternommen, um das Stromnetz der Region bis 2025 mit dem übrigen Kontinentaleuropa zu synchronisieren. Litauen will dieses Ziel aber vorzeitig und schneller als geplant erreichen – und führt daher den Test in Eigenregie und alleine durch.

Damit sollen auch Estland und Lettland dazu gedrängt werden, die Synchronisation zu beschleunigen. Die Netzwerkbetreiber der beiden Länder gaben aber an, dass sie technisch noch nicht dafür bereit seien. Es gebe noch nichts zu testen, teilte etwa der estnische Betreiber Elering mit.