Die Hausfrau aus einem Vorort von Melbourne war einer der größten Bühnenstars Australiens, vom Londoner West End über den Broadway bis zum Fernsehtalk, wo sie etwa Sean Connery und Zsa Zsa Gabor interviewte. Das Publikum begrüßte sie meist mit „Hello, possums“, „Hallo, Beutelratten“.
Hinter Dame Edna Everage steckte der Schauspieler, Künstler und Buchautor Humphries. Er starb am Samstagabend (Ortszeit) im St. Vincent’s Hospital in Sydney, wie ein Sprecher des Krankenhauses der Nachrichtenagentur PA bestätigte. Der Entertainer hatte sich dort nach Komplikationen in Folge einer Hüftoperation behandeln lassen.
Seine Familie schrieb nach Angaben der Zeitung „Sydney Morning Herald“ und weiteren australischen Medien in einer Mitteilung, Humphries sei sich bis zum Ende selbst treu geblieben. Er habe nie seinen brillanten Verstand und seinen einzigartigen Witz verloren. Humphries habe die Menschen mit „einer Galaxie an Persönlichkeiten“ unterhalten, würdigte ihn der australische Premierminister Anthony Albanese auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Der hellste Stern dieser Galaxie sei aber immer Humphries selbst gewesen. Der australische Schauspieler Jason Donovan twitterte: „Australien hat einen seiner Größten verloren!“
Als Drag noch unbekannt war
Als Humphries 1955 zum ersten Mal die Frauenrolle spielte, wussten viele noch nicht, was Travestie ist, geschweige denn Drag. Später trat Edna in Filmen wie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ auf, den Titel „Dame“ bekam sie in den 70er Jahren spontan vom damaligen australischen Premierminister Gough Whitlam. Die erste international erfolgreiche Bühnenshow hatte sie 1976 in London mit „Housewife, Superstar!“. Sagen durfte sie alles. Warum die Australier so gut im Sport sind? „Gutes Essen und gute Ernährung, das Leben an der frischen Luft, saftige Steaks, Sonnenschein – und die totale Abwesenheit von intellektueller Ablenkung.“
Dame Edna hat Barry Humphries als Lügner bezeichnet, wenn der behauptete, sie sei seine Kreation. Er sei doch nur ein „Entrepreneur“ und ihr Manager. Humphries lebte lange als trockener Alkoholiker, er war viermal verheiratet, wie Edna hatte er vier Kinder. Ednas Nachwuchs hatte abenteuerliche Lebensläufe: Eine Tochter wurde entführt und ging ins Kloster, eine wurde eine Lesbe, beide Söhne schwul, was die Mutter nicht wahrhaben wollte. Inspiriert wurde Humphries bei der Rolle von seiner eigenen Mutter.
Manchmal machte er sich auch unbeliebt, etwa mit Äußerungen über Transgender und über das Lernen von Spanisch. Letzteres braucht man nach Ansicht von Dame Edna eigentlich nur, um mit dem Personal zu reden. Darüber ärgerte sich Salma Hayek. Dame Edna entgegnete, die Schauspielerin sei doch nur neidisch, weil Edna ursprünglich die Kinorolle der Frida Kahlo bekommen sollte – Hayek sei nur zweite Wahl gewesen.
2012 kündigte Humphries den Ruhestand Dame Ednas an. Es kamen aber doch noch einige Auftritte hinzu. Seine goldene Regel, das Publikum zu unterhalten, beschrieb Humphries in einem Interview des Fernsehsenders ABC so: „Ich habe immer gedacht, wenn es mich amüsiert, dann werden sich auch andere amüsieren.“