Wahlberechtigte vor einem Wahllokal
APA/Barbara Gindl
Inflation, Wohnen

Düstere Stimmung prägte Salzburg-Wahl

Teuerung und Inflation haben die Landtagswahl in Salzburg bestimmt – und wohl auch die Stimmung im Bundesland. Diese hat sich laut Wahlbefragung in den vergangenen fünf Jahren deutlich verschlechtert, gerade für die jüngere Generation. Die Inflation und teures Wohnen haben die Menschen vor der Wahl am meisten beschäftigt, viele fühlen sich von der Politik nicht verstanden.

Nur mehr 16 Prozent sagten in der Befragung, dass sich Salzburg eher positiv entwickelt habe, 41 Prozent der Befragten finden, dass sich das Bundesland eher negativ entwickelt hat. 2018 war das Verhältnis mit 34 (positiv) und 19 (negativ) Prozent noch umgekehrt. 38 Prozent (2018: 45) sind der Meinung, dass sich nichts verändert habe. Gerade Menschen zwischen 30 und 59 Jahren sind negativ eingestellt – in dieser Gruppe schnitt die FPÖ auch am besten ab.

Nach Parteienpräferenz betrachtet, wobei die Schwankungsbreite dabei zum Teil deutlich ansteigt, ist die Stimmung bei der FPÖ-Wählerschaft mit 72 Prozent am negativsten ausgeprägt, bei der KPÖ Plus sind es 51 Prozent. Bei der grünen Wählerschaft dominiert mit 48 Prozent ebenfalls die negative Stimmung, ebenso bei der SPÖ mit 44 Prozent.

Allein für die ÖVP-Wählerschaft hat sich das Bundesland seit 2018 entweder eher positiv (36 Prozent) oder nicht (46 Prozent) verändert. Dennoch hat die ÖVP bei der Wahl am Sonntag eine empfindliche Niederlage erlitten, die FPÖ ist nun zweitstärkste Kraft. Die KPÖ Plus zieht mit 11,7 Prozent neu in den Landtag ein, NEOS ist hingegen nicht mehr im Landtag.

Mehrheit sieht Zukunft düster

Düster sehen die Befragten vor allem die Zukunft der jungen Generation in Salzburg: 61 Prozent gaben an, dass diese eher schlechter wird (2018: 30 Prozent). 21 Prozent meinten, dass die Aussichten gleich sind (2018: 40 Prozent). Bessere Zeiten erwarten nur 13 Prozent der Befragten (2018: 25 Prozent). Die negative Stimmung ist bei den Menschen zwischen 30 und 59 mit 65 Prozent am höchsten, am stärksten schlägt bei der FPÖ mit 78 Prozent das Pendel aus – und mit 41 Prozent bei der ÖVP am wenigsten.

Die Wählerschaft der ÖVP ist bei diesem Thema mit 18 Prozent (eher besser) und 36 (gleich gut) im Vergleich am positivsten gestimmt, die der FPÖ mit acht (eher besser) und zehn (gleich gut) am wenigsten. Wohl mit ein Grund für die mehrheitlich negative Stimmung: Acht von zehn Befragten meinen, sich das Leben in Salzburg immer schwerer leisten zu können.

1.230 Personen befragt

Befragt wurden von SORA/ISA im Auftrag des ORF in der Woche der Wahl online und per Telefon bis Samstag 1.230 Personen, davon waren 909 deklarierte Wähler bzw. Wählerinnen.

Die Mehrheit (56 Prozent) stimmt dieser Aussage sehr zu, 28 Prozent ziemlich. Nur elf Prozent sind weniger dieser Meinung, vier Prozent gar nicht. Erneut ist es vor allem die Gruppe der 30- bis 59-Jährigen, die dieses Thema sehr beunruhigt, ebenso Wähler von FPÖ und KPÖ Plus.

Viele fühlen sich von Politik nicht verstanden

Von der Politik mit ihren Alltagssorgen verstanden fühlen sich die meisten offenbar nicht: Neun Prozent der Befragten gaben an, sich sehr verstanden zu fühlen, 22 Prozent fühlen sich ziemlich verstanden – mit 40 Prozent fühlten sich die meisten wenig, 26 Prozent gar nicht verstanden. Deutlich mehr als die Hälfte der ÖVP-Wähler fühlt sich gut verstanden, bei SPÖ und FPÖ ist das Verhältnis genau umgekehrt – noch stärker mit insgesamt 83 Prozent ist das Gefühl aber bei der Wählerschaft der KPÖ Plus. Die Grünen-Wähler fühlen sich eher verstanden.

Entsprechend die Angaben zum Vertrauen in die Politik: 33 Prozent aller Befragten haben wenig, 15 Prozent gar kein Vertrauen, dass die Politik in Salzburg gute Lösungen für kommende Herausforderungen findet. Mit 19 Prozent (sehr) und 30 Prozent (ziemlich) überwiegt das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Politik nur minimalst. Erneut vertrauen ÖVP-Wähler mit insgesamt über 80 Prozent der Politik am stärksten, bei der SPÖ ist es zumindest die Mehrheit. Bei FPÖ und KPÖ Plus sind es jeweils 37 Prozent, bei den Grünen 40.

Inflation und Preissteigerungen dominierten

Absolut wichtigstes Thema für die Wähler und Wählerinnen waren im Vorfeld der Wahl die Inflation und die dadurch steigenden Preise, das gaben 44 Prozent aller Befragten an, und das über alle Altersgruppen und alle Parteien hinweg – außer die Wähler der Grünen, bei denen Klima und Umweltschutz dominieren.

Bei den Jungen bis 29 wie auch der Altersgruppe 30 bis 59 liegt auf Platz zwei erschwingliches Wohnen, bei Menschen über 60 Gesundheitsvorsorge und Pflege – in dieser Altersklasse schnitt die ÖVP am besten ab. Über alle Altersgruppen hinweg liegen Energieversorgung und Zuwanderung dahinter, Klima auf Platz sechs.

Bei der FPÖ waren Zuwanderung und Integration für 45 Prozent wichtig, bei den Grünen kam erschwingliches Wohnen mit 40 Prozent auf Platz zwei, ebenso bei der SPÖ. Für ein Drittel der ÖVP-Wählerschaft und damit auf Platz zwei der Themen waren Gesundheitsvorsorge und Pflege wichtig. Bei der KPÖ Plus dominierte das Thema erschwingliches Wohnen, Inflation und steigende Preise folgen erst auf Platz zwei.

KPÖ-Wählerschaft und Junge kurz entschlossen

Die finale Wahlentscheidung fiel bei zwei Dritteln (69 Prozent) schon vor längerer Zeit, gerade bei den Jungen bis 29 entschied sich aber die Mehrheit (53 Prozent) in den vergangenen zwei bis drei Wochen bis zu den letzten Tagen. Dieses Muster zeigt sich auch bei der KPÖ Plus, für die sich Wähler und Wählerinnen mehrheitlich in den vergangen zwei bis drei Wochen entschieden haben. Für ÖVP und FPÖ haben sich jeweils rund drei Viertel der Wähler und Wählerinnen schon vor längerer Zeit entschieden, bei Grünen und SPÖ rund zwei Drittel.

Politologe Filzmaier zur Salzburg-Wahl

Politikwissenschaftler Peter Filzmaier analysiert die Ergebnisse der Landtagswahl. Bei der Wahl erreichte die Landeshauptmann-Partei ÖVP ein sattes Minus.

Verstärkt gewählt (17 Prozent) wurde die KPÖ Plus von Personen mit Universitätsabschluss, bei jenen mit Matura waren es noch 15. Ebenfalls überproportional gut schnitten bei den Akademikerinnen und Akademikern die Grünen (21 Prozent) und NEOS (zehn) ab. ÖVP, FPÖ und SPÖ kamen in dieser Wählergruppe auf verhältnismäßig weniger Stimmen. Die FPÖ punktete vor allem bei Männern und in der mittleren Altersgruppe.

Ausschlaggebend für die Wahl war bei der ÖVP der Spitzenkandidat mit 20 Prozent – noch mehr aber bei der KPÖ Plus mit 22 Prozent. Allerdings war die Zustimmung bei der ÖVP 2018 mit 37 Prozent noch stärker. 18 Prozent der KPÖ-Wählerschaft gab an, dass keine andere Partei wählbar sei, 14 Prozent nannte deren Glaubwürdigkeit als Grund – jeweils ein Höchstwert unter allen Parteien, wobei die Schwankungsbreite auch hier wieder höher ist. SPÖ und ÖVP haben die treueste Wählerschaft, bei den Grünen zogen vor allem die Inhalte – mit 69 Prozent der absolut höchste Wert. Bei der FPÖ sagten das 16 Prozent, auch die Haltung der Partei zu CoV war für zehn Prozent Wahlgrund.

ÖVP verlor deutlich an FPÖ

Wie die Wählerströme zeigen, hat die ÖVP im Vergleich zur Wahl 2018 mit rund 19.000 Stimmen am stärksten an die FPÖ verloren, selbst an die KPÖ Plus gingen rund 3.000 Stimmen von der ÖVP weg. Die KPÖ Plus wiederum bekam die meisten Stimmen von der SPÖ und den Grünen – jeweils rund 8.000, je rund 3.000 kamen auch von ÖVP, FPÖ und NEOS. Auch 5.000 ehemalige Nichwähler bzw. Nichtwählerinnen entschieden sich heuer, der KPÖ Plus ihre Stimmen zu geben. Von NEOS gingen weitere 4.000 Stimmen an die ÖVP.

Mit der höheren Wahlbeteiligung wurde die Gruppe der Nichtwähler ebenfalls kleiner – die meisten Stimmen (12.000) wanderten zur FPÖ, je 7.000 gingen auch an ÖVP und SPÖ. Die KPÖ Plus wählten dieses Mal 5.000 frühere Nichtwähler bzw. Nichtwählerinnen. Die größe Abwanderung Richtung Nichtwähler kam wiederum von der FPÖ mit rund 7.000.

Mehrheit will ÖVP in Regierung

In die Landesregierung wünschen sich die Wähler und Wählerinnen mehrheitlich die ÖVP (56 Prozent), 49 Prozent wollen die SPÖ, 38 Prozent die FPÖ. Die Grünen (27 Prozent), NEOS (23 Prozent) und KPÖ Plus (21 Prozent) liegen dahinter – wobei nach Parteien betrachtet die KPÖ-Wählerschaft ihre Partei mit 76 Prozent im Vergleich deutlich geringer in der Regierung sehen möchte. Als Landeshauptmann wollen 35 Prozent den bisherigen, Wilfried Haslauer (ÖVP), gefolgt von Marlene Svazek (FPÖ) mit 22 Prozent.

Nur 16 Prozent aller Wähler und Wählerinnen wollen David Egger von der SPÖ in der Position sehen – selbst bei den SPÖ-Wählern wollen das nur 69 Prozent. Noch weniger Zustimmung in der eigenen Wählerschaft haben Martina Berthold (Grüne) mit 68 Prozent und Kay-Michael Dankl von KPÖ Plus – ihn wollen nur 47 Prozent der KPÖ-Wähler und -Wählerinnen als Landeshauptmann. Svazek wollen 78 Prozent der FPÖ-Wähler an der Spitze der Landesregierung sehen.