Zu Jahresbeginn läuft die Planung und Produktion für die Bepflanzung der Bundesgärten in Wien, also Augarten, Belvedere, Hofburggärten und Schönbrunner Schlosspark, auf Hochtouren. Je nach Bestellung der Parks wird in den zwölf Glashäusern der Produktionsstätte der Bundesgärten in Schönbrunn von den Gärtnern und Gärtnerinnen bereits fleißig gesät, pikiert und Setzlinge in die Erde gesteckt.
Anfang Jänner, beim ersten Besuch, ist der erste Schwung der insgesamt rund 100.000 geplanten Stiefmütterchen bereits fertig, doch das ist erst der Anfang – alleine Sommerblumen sind rund 230.000 Stück geplant. Insgesamt werden heuer rund 350.000 Blumen produziert, erzählt Produktionsleiter Christoph Reinagl.
Das alles geschieht in den zwölf Glashäusern, die leicht versteckt, aber von der Grünbergstraße gut sichtbar, beim Meidlinger Tor liegen – nicht zu verwechseln mit den Glashäusern auf dem Weg Richtung Schloss mit der historischen Sammlung von Orchideen über Farne bis zu Kakteen- und historischen Zitruspflanzen. Ein Teil der sehr umfangreichen Zitrussammlung, die zu großen Teilen auf die Habsburger zurückgeht, ist in der Produktion untergebracht.
Breite Auswahl bei den Sorten
Neben Stiefmütterchen, die auch in Schönbrunn den Frühling einläuten, werden von den Bundesgärten unter anderem Vergissmeinnicht, Blutblatt, Begonien, Pelargonien, Gänseblümchen, Fuchsien, Buntnesseln, Passionsblumen und vieles mehr vorgezogen und dann ausgepflanzt. Von den Begonien wurden bis Mitte März rund 100.000 Pflanzen pikiert, also vereinzelt, sie kommen etwa in den Rabatten im Schönbrunner Schlosspark zum Einsatz.
Auch Kübelpflanzen für das Palmenhaus wie Kamelien und Fuchsien halten in den Glashäusern ihre Winterruhe und werden wie Fuchsien und Pelargonien mittels Stecklingen weiterkultiviert bzw. wie die Kamelien zur Blüte gebracht und ausgestellt. Die Mutterpflanzen der Pelargonien werden nach der Vermehrung allerdings entsorgt, da der Krankheitsdruck einfach zu hoch ist, erzählt Günter Wimmer, langjähriger Mitarbeiter und seit Kurzem in Pension.
Sauberkeit ist wichtig
Sauberkeit ist wichtig, auch wenn das angesichts von so viel Erde auf den ersten Blick widersprüchlich scheint – aber Infektionskrankheiten und Pilze können eine ganze Produktion gefährden, daher werden etwa die Pflanztische, auf die über 2.000 Pflanzen passen, regelmäßig desinfiziert, auch auf Schädlingsbefall wird penibel geachtet.
Zur Bekämpfung von Schädlingen wird stark auf Gelbtafeln gesetzt, die nicht nur einen Schädlingsbefall anzeigen, sondern Schädlinge wie Trauermücken auch dezimieren helfen können. Versucht wird, möglichst ohne Spritzen, dafür etwa mit Nützlingen auszukommen.
In einem eigenen Glashaus, vergleichbar mit einem Reinraum einer technischen Produktionsstätte, werden zudem Pflanzen ohne jegliche Giftstoffe kultiviert. Sie dienen als Futterpflanzen für das Schmetterlingshaus in Schönbrunn und werden dorthin wöchentlich geliefert.
Kaum Lehrlinge, weniger Gärtner
23 Gärtner und Gärtnerinnen arbeiten in der Produktion und den Reservegärten mit der historischen botanischen Sammlung. Jeder Gärtner und jede Gärtnerin hat bestimmte Aufgabengebiete und kennt seine bzw. ihre Pflanzen so gut, dass er bzw. sie jeweils aus dem Stand und mit viel Herzlichkeit umfangreiche Geschichten über ihr Tätigkeitsfeld erzählen kann – darunter auch, wie viel mehr einst im Schlosspark in Schönbrunn gepflanzt werden konnte, weil es viel mehr Personal gab.
Früher etwa gab es zehn bis zwölf Lehrlinge, mittlerweile nur mehr ein Lehrmädchen sowie einen weiteren Lehrling im Palmenhaus. Offenbar beliebt ist dafür die Erfüllung des freiwilligen Sozialjahres (Umweltjahr) in Schönbrunn, aber so oder so gibt es wohl deutlich mehr Bedarf an konstanten Arbeitskräften, als es tatsächlich Interessenten bzw. verfügbare Arbeitsplätze gibt.
Bepflanzung nach alten Plänen
Bei der Bepflanzung der Parkanlagen wird weiterhin nach den rund 130 Jahre alten Plänen vorgegangen, auch wenn es immer wieder Variationen oder Schwerpunkte gibt, wie im Belvedere, das heuer sein 300-jähriges Jubiläum feiert. Mit der großen Bepflanzung wird üblicherweise die letzte mögliche Kälteperiode durch die Eisheiligen abgewartet, die heuer Mitte Mai endet. Dann ist die Gefahr auch für alle kälteempfindlichen Pflanzen vorüber.
Um Ausfälle kompensieren oder wie heuer auf kurzfristige Änderungen bei den Bepflanzungsplänen entsprechend reagieren zu können, werden immer mehr Pflanzen produziert als gebraucht. Die überschüssigen Pflanzen gehen dann in den jährlichen Sommerblumenverkauf, der heuer bis 5. Mai geht.
Dabei gibt es nicht nur zahlreiche Blumen, wie sie im Sommer auch in den ehemaligen Gärten der Habsburger zu sehen sein werden – Dahlien, Echeverien, Verbenen und Vergissmeinnicht –, sondern auch Chilis, Kräuter, Artischocken. Auch Kakaopflanzen, Hortensien und Agaven sind zu finden – solange der Vorrat reicht.