Blumen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Schönbrunn

In den Glashäusern der Republik

Nach einer gefühlten Ewigkeit setzt sich der Frühling doch durch – und vielen Gärtnern und Gärtnerinnen kribbelt es in den Fingern. Auch in den heimischen Parks herrscht reges Treiben. Die Vorbereitungen, damit etwa Schönbrunn rechtzeitig für die Saison seinen berühmten Blumenschmuck bekommt, laufen allerdings schon seit Monaten. Ein Blick hinter die Kulissen und in die Glashäuser der Bundesgärten in Wien.

Zu Jahresbeginn läuft die Planung und Produktion für die Bepflanzung der Bundesgärten in Wien, also Augarten, Belvedere, Hofburggärten und Schönbrunner Schlosspark, auf Hochtouren. Je nach Bestellung der Parks wird in den zwölf Glashäusern der Produktionsstätte der Bundesgärten in Schönbrunn von den Gärtnern und Gärtnerinnen bereits fleißig gesät, pikiert und Setzlinge in die Erde gesteckt.

Anfang Jänner, beim ersten Besuch, ist der erste Schwung der insgesamt rund 100.000 geplanten Stiefmütterchen bereits fertig, doch das ist erst der Anfang – alleine Sommerblumen sind rund 230.000 Stück geplant. Insgesamt werden heuer rund 350.000 Blumen produziert, erzählt Produktionsleiter Christoph Reinagl.

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Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Der Beginn jeder Blumen- und Gartensaison: die Aussaat
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Manche Pflanzensorten werden in Schüsseln ausgesät und nach dem Keimen vereinzelt bzw. mittels Stecklingen vermehrt
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die ersten Pflanzen, die in den Bundesgärten und in vielen Gärten im Frühling ausgebracht werden: Stiefmütterchen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Während die ersten Frühlingsblumen schon auf das Auspflanzen warten, beginnt die Aussaat der Sommerblumen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Pelargonien werden über Stecklinge vermehrt
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die Mutterpflanzen, von denen die Stecklinge genommen werden, schauen danach entsprechend zerrupft aus
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Viele Pflanzen sind aber noch in eindeutiger Winterruhe
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Hunderttausende Pflanzen werden für die Bundesgärten in Schönbrunn vorgezogen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Welche Blumen und wie viele produziert werden, hängt von der entsprechenden Bestellung durch die Gärten ab
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die Produktion bedingt eine gewisse Logistik: Wenn die Stiefmütterchen verteilt sind, ist Platz für weitere Pflanzen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Fast wie ein Reinraum einer Fabrik wird eines der Glashäuser frei von jeglichen Pestiziden gehalten, denn hier werden Futterpflanzen für das Schmetterlingshaus gezüchtet
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Mit einem kurzen Aufschlagen kann man Pflanzen, hier das Blutblatt, schnell und einfach aus den Vertiefungen bekommen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Vieles in einer Gärtnerei ist aber einfach Handarbeit, denn viele Pflanzen sind empfindlich
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Auch dickfleischige Pflanzen brauchen ein gewisses Fingerspitzengefühl
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Energie ist auch in den Glashäusern der Bundesgärten ein Thema: Früher wurde mit Heizöl geheizt, heute mit Fernwärme

Das alles geschieht in den zwölf Glashäusern, die leicht versteckt, aber von der Grünbergstraße gut sichtbar, beim Meidlinger Tor liegen – nicht zu verwechseln mit den Glashäusern auf dem Weg Richtung Schloss mit der historischen Sammlung von Orchideen über Farne bis zu Kakteen- und historischen Zitruspflanzen. Ein Teil der sehr umfangreichen Zitrussammlung, die zu großen Teilen auf die Habsburger zurückgeht, ist in der Produktion untergebracht.

Zitruspflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die Zitrussammlung in Schönbrunn, hier eine Zitrone der Sorte Buddhas Hand, wurde von den Habsburgern gegründet, die auf ihren ausgedehnten Reisen Zitruspflanzen sammelten und nach Wien brachten

Breite Auswahl bei den Sorten

Neben Stiefmütterchen, die auch in Schönbrunn den Frühling einläuten, werden von den Bundesgärten unter anderem Vergissmeinnicht, Blutblatt, Begonien, Pelargonien, Gänseblümchen, Fuchsien, Buntnesseln, Passionsblumen und vieles mehr vorgezogen und dann ausgepflanzt. Von den Begonien wurden bis Mitte März rund 100.000 Pflanzen pikiert, also vereinzelt, sie kommen etwa in den Rabatten im Schönbrunner Schlosspark zum Einsatz.

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Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Immer wieder verirren sich „falsche“ Samen in eine Aussaat, hier Stiefmütterchen als erste Frühlingsblumen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Violen, wohin das Auge reicht
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Für die berühmten Rabatte in Schönbrunn werden im März sehr viele Begonien ausgesät
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Das Pikieren bleibt Handarbeit
Mitarbeiter der Bundesgärten in Wien zeigt ein Fotobuch mit einem Bild des Schlossparks Schönbrunn her
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Erinnerungen an früher: Ein langjähriger Gärtner zeigt stolz die berühmten Blumenornamente im Schlossgarten
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind schon viele Jahre für die Bundesgärten tätig
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Farbakzente unter anderem mit Buntnesseln
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die jeweiligen Bundesgärten dürfen sich je nach Möglichkeiten Blumen und Farben aussuchen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Ein Muss für alle Gärtner und Gärtnerinnen: die Beschriftung, damit auch das Richtige eingesetzt wird
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Pelargonien in unterschiedlichen Sorten in Form und Farbe (Duftpelargonien, englische Pelargonien) werden gezogen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Für das frühzeitige Erkennen von Schädlingen, aber auch für deren Bekämpfung, werden Gelbtafeln eingesetzt
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Auch zahlreiche andere Pflanzen in Töpfen, hier Kamelien, werden gepflegt und regelmäßig ausgestellt, etwa im Palmenhaus
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Kamelien waren einst ein Muss an adeligen Höfen und später beim Bürgertum und fanden Einzug in die Literatur der Zeit
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Gärtnern bedingt auch schwere körperliche Arbeit, viele Kubikmeter Erde werden jedes Jahr verwendet und verteilt
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die ersten Ladungen Stiefmütterchen wurden verteilt – Platz für Neues

Auch Kübelpflanzen für das Palmenhaus wie Kamelien und Fuchsien halten in den Glashäusern ihre Winterruhe und werden wie Fuchsien und Pelargonien mittels Stecklingen weiterkultiviert bzw. wie die Kamelien zur Blüte gebracht und ausgestellt. Die Mutterpflanzen der Pelargonien werden nach der Vermehrung allerdings entsorgt, da der Krankheitsdruck einfach zu hoch ist, erzählt Günter Wimmer, langjähriger Mitarbeiter und seit Kurzem in Pension.

Sauberkeit ist wichtig

Sauberkeit ist wichtig, auch wenn das angesichts von so viel Erde auf den ersten Blick widersprüchlich scheint – aber Infektionskrankheiten und Pilze können eine ganze Produktion gefährden, daher werden etwa die Pflanztische, auf die über 2.000 Pflanzen passen, regelmäßig desinfiziert, auch auf Schädlingsbefall wird penibel geachtet.

Mitarbeiterin setzt Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Auch bei Pflanzen muss auf Sauberkeit geachtet werden, um Pilzinfektionen vorzubeugen

Zur Bekämpfung von Schädlingen wird stark auf Gelbtafeln gesetzt, die nicht nur einen Schädlingsbefall anzeigen, sondern Schädlinge wie Trauermücken auch dezimieren helfen können. Versucht wird, möglichst ohne Spritzen, dafür etwa mit Nützlingen auszukommen.

In einem eigenen Glashaus, vergleichbar mit einem Reinraum einer technischen Produktionsstätte, werden zudem Pflanzen ohne jegliche Giftstoffe kultiviert. Sie dienen als Futterpflanzen für das Schmetterlingshaus in Schönbrunn und werden dorthin wöchentlich geliefert.

Kaum Lehrlinge, weniger Gärtner

23 Gärtner und Gärtnerinnen arbeiten in der Produktion und den Reservegärten mit der historischen botanischen Sammlung. Jeder Gärtner und jede Gärtnerin hat bestimmte Aufgabengebiete und kennt seine bzw. ihre Pflanzen so gut, dass er bzw. sie jeweils aus dem Stand und mit viel Herzlichkeit umfangreiche Geschichten über ihr Tätigkeitsfeld erzählen kann – darunter auch, wie viel mehr einst im Schlosspark in Schönbrunn gepflanzt werden konnte, weil es viel mehr Personal gab.

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Mitarbeiterin in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Binnen weniger Wochen werden die vor Kurzem noch kleinen Pelargonien zur Blüte gebracht
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die Begonien sind ebenfalls enorm gewachsen
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Auch Fuchsien werden in den Glashäusern gepflegt und mittels Stecklingen vermehrt, sie werden im Palmenhaus gezeigt
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Begonien, dieses Mal in Rosa, für den Burggarten in Wien
Glashäuser der Bundesgärten in Wien
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Im April herrscht Hochbetrieb in den Glashäusern, hier mit einem Teil der historischen Zitrussammlung
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Der Frühling ist nicht mehr aufzuhalten – die einst kahlen Pflanzen tragen alle wieder Laub
Mitarbeiter in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Innen sind die Glashäuser größtenteils bis auf den letzten Platz gefüllt
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Für die interne Verbringung im Schlossgarten stehen diverse Fahrzeuge zur Verfügung
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Hochgradige Logistik sichert die ausreichende Versorgung mit Pflanzen in den Bundesgärten
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Ein Blumenmeer an Farben
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Die Produktion ist im April noch lange nicht zu Ende
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Mit verschiedenen Blattfarben werden in den Gärten unterschiedliche Akzente gesetzt
Menschen während des Sommerblumenverkaufs der Bundesgärten in Wien
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Überschüssige Pflanzen kommen in den Pflanzenverkauf, der mittlerweile gut bekannt und besucht ist
Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Eine Lieferung für den Pflanzenverkauf
Menschen während des Sommerblumenverkaufs der Bundesgärten in Wien
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Ein Stück Historie für den heimischen Garten liefert der Pflanzenverkauf

Früher etwa gab es zehn bis zwölf Lehrlinge, mittlerweile nur mehr ein Lehrmädchen sowie einen weiteren Lehrling im Palmenhaus. Offenbar beliebt ist dafür die Erfüllung des freiwilligen Sozialjahres (Umweltjahr) in Schönbrunn, aber so oder so gibt es wohl deutlich mehr Bedarf an konstanten Arbeitskräften, als es tatsächlich Interessenten bzw. verfügbare Arbeitsplätze gibt.

Bepflanzung nach alten Plänen

Bei der Bepflanzung der Parkanlagen wird weiterhin nach den rund 130 Jahre alten Plänen vorgegangen, auch wenn es immer wieder Variationen oder Schwerpunkte gibt, wie im Belvedere, das heuer sein 300-jähriges Jubiläum feiert. Mit der großen Bepflanzung wird üblicherweise die letzte mögliche Kälteperiode durch die Eisheiligen abgewartet, die heuer Mitte Mai endet. Dann ist die Gefahr auch für alle kälteempfindlichen Pflanzen vorüber.

Pflanzen in den Glashäusern der Bundesgärten in Wien
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Rund 100.000 Begonien in verschiedenen Farben wurden für die Auspflanzung gezüchtet

Um Ausfälle kompensieren oder wie heuer auf kurzfristige Änderungen bei den Bepflanzungsplänen entsprechend reagieren zu können, werden immer mehr Pflanzen produziert als gebraucht. Die überschüssigen Pflanzen gehen dann in den jährlichen Sommerblumenverkauf, der heuer bis 5. Mai geht.

Dabei gibt es nicht nur zahlreiche Blumen, wie sie im Sommer auch in den ehemaligen Gärten der Habsburger zu sehen sein werden – Dahlien, Echeverien, Verbenen und Vergissmeinnicht –, sondern auch Chilis, Kräuter, Artischocken. Auch Kakaopflanzen, Hortensien und Agaven sind zu finden – solange der Vorrat reicht.