Der 1927 im New Yorker Arbeiterviertel Harlem geborene Belafonte sang Welthits, gewann einen Tony Award und einen Ehrenoscar für seine schauspielerische Leistung, und zu seinem 90. Geburtstag benannte seine Heimatstadt New York sogar eine ganze Bibliothek in Harlem nach ihm.
„In den 1950er Jahren, als die Rassentrennung noch weit verbreitet war, war sein Aufstieg in die oberen Ränge des Showbusiness historisch“, hieß es dazu im Nachruf der „NYT“. Belafonte war weit mehr als Wegbereiter für schwarze Künstler und Künstlerinnen in den USA, sondern nutzte seine Prominenz auch für den Kampf für Bürger- und Menschenrechte.
An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als UNICEF-Botschafter für Kinder in Haiti und im Sudan. Zudem unterstützte er linke Politiker wie Fidel Castro aus Kuba und Hugo Chavez aus Venezuela, wie unter anderem der britische „Guardian“ erinnerte. „Ich spreche für keine Partei, von keiner Eroberung eines Weltreiches – ich spreche von bestimmten Dingen, die von Herzen kommen, von allumfassender Menschlichkeit“, sagte Belafonte passend dazu 2011 als Stargast der Viennale bei einem Besuch in Wien.
„Daaaay-Ooo“
Belafonte verbrachte einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Er kehrte nach New York zurück, um die Highschool zu besuchen, hatte aber mit Legasthenie zu kämpfen und brach die Schule als Jugendlicher ab. Er nahm Gelegenheitsjobs auf Märkten und im Bekleidungsviertel der Stadt an und meldete sich im März 1944 im Alter von 17 Jahren bei der US-Marine, wo er als Munitionslader auf einem Stützpunkt in New Jersey arbeitete.
Danach besuchte er in New York die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Gerne wäre er der „erste schwarze Hamlet“ geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit mehr als 40 Filmen, darunter „Bright Road“ (1953) und Otto Premingers „Carmen Jones“ (1954).
Harry Belafonte ist tot
Der Sänger, Schauspieler und Bürgerrechtler Harry Belafonte ist tot. Er starb Dienstagfrüh an Herzversagen, wie Ken Sunshinde, Belafontes langjähriger Pressesprecher laut „New York Times“ („NYT“) und CNN mitteilte.
Die Musik kam dazu, und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum „Calypso King“. Zum Weltstar wurde Belafonte einst mit zwei lang gezogenen Silben: „Daaaay-Ooo“ singt er zum Auftakt des Calypso-Hits „Banana Boat Song“, längst ein Ohrwurmklassiker. In Summe verkaufte Belafonte weit über 100 Millionen Platten mit Songs wie „Island in the Sun“, „Matilda“ und „Jump in the Line“.
„Schwarze Kunst war immer verschlüsselt“
Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. „So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt“, wie Belafonte einmal dazu sagte.
Abseits der Musik verschlüsselte er seine Kritik nicht – ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump oder auch an seinen Musikkollegen, denen er vorwarf, sich nicht mehr um ihre „gesellschaftlichen Pflichten“ zu kümmern.
In seiner 2012 erschienenen Autobiografie „My Song“ sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und Untreue beispielsweise. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe war der Vater von vier Kindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.