Wärmepumpen: Bedenken wegen Viessmann-Verkaufs

Der gestern besiegelte Verkauf von großen Teilen des deutschen Familienunternehmens Viessmann an den Klimaanlagenhersteller Carrier Global aus dem US-Bundesstaat Florida wird teilweise mit Zurückhaltung aufgenommen.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will den Verkauf der Heiztechniksparte von Viessmann unter die Lupe nehmen. „Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient.“

Expertin warnt vor Abhängigkeiten

Die Bau- und Energieexpertin Lamia Messari-Becker warnte beim Bezug von Wärmepumpen vor einer Abhängigkeit von großen Konzernen in China, Südkorea und den USA. Nur diese könnten die notwendigen Millionenstückzahlen liefern.

Die deutsche Branche sei vor allem mittelständisch geprägt, sagte die Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen: „Was bisher eine Stärke war, droht nun durch Fehlentscheidungen verloren zu gehen.“

Messari-Becker kritisierte außerdem, Habeck setze bei der Wärmewende zu sehr auf die strombasierten Wärmepumpen. „Das ist ein Holzweg.“ Neben der Wärmepumpe müssten auch wasserstofffähige Heizungen, Fern- und Nahwärme, Erdwärme, Bioenergie sowie kommunale Wärmepläne mit erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen.

„Spielverändernde Gelegenheit“

Carrier Global wird zwölf Mrd. Euro für die Heiz- und Klimatechniksparte von Viessmann zahlen. Die Gründerfamilie erhält 80 Prozent des Kaufpreises in bar und 20 Prozent in Form von Carrier-Aktien. Viessmann-Chef Max Viessmann zieht in den Verwaltungsrat von Carrier ein. Carrier-Chef David Gitlin sprach von einer „spielverändernden Gelegenheit“.

Beide Seiten hätten sich auf langfristige Garantien geeinigt, teilte Viessmann mit. So seien betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre ausgeschlossen, wichtige Standorte für fünf Jahre gesichert und das hessische Allendorf an der Eder für zehn Jahre als Hauptsitz gesetzt. An die Beschäftigten der Sparte sollen 106 Millionen Euro als Sonderprämie „für 106 Erfolgsjahre“ ausgeschüttet werden.

Konkurrenz in Asien

In der Viessmann-Sparte Climate Solutions arbeiten 11.000 der 14.500 Mitarbeiter des Traditionskonzerns aus Allendorf an der Eder. Das Unternehmen ist neben Bosch (Buderus) und Vaillant einer der größten Heiztechnikhersteller in Deutschland und hofft auf eine große Rolle bei der von der deutschen Regierung forcierten Umstellung auf Wärmepumpen.

Der Wärmepumpenmarkt in Europa werde sich bis 2027 auf 15 Milliarden Euro verdreifachen, erklärte Carrier.

Der Verkauf der Heiz- und Klimatechniksparte erfolgt trotz Umsatzzuwächsen und guter Aussichten. Deutschen Medienberichten zufolge ging das deutsche Familienunternehmen einem Kampf mit der wachsenden asiatischen Konkurrenz aus dem Weg.

Diese drängt in diesem Segment aufgrund ihrer Größe und mit hohen Stückzahlen auf den europäischen Markt. Dazu zählen Unternehmen wie der koreanische Mischkonzern Samsung, LG und Midea aus China.