Ausschnitte der Show tauchen immer wieder in sozialen Netzwerken auf, sie sind meist an heftigen Gewaltausdrücken bzw. entsprechenden Tonüberblendungen und auch an körperlichen Gewaltausbrüchen etwa in Form von geworfenen Sessel deutlich erkennbar. In den Folgen ging es hauptsächlich um Familien- und Ehestreit, Untreue und Beleidigungen. Dabei wurden die Konflikte von Springer stets sorgfältig angeheizt.
Die Show musste viel Kritik einstecken, hatte aber auch bis zum Schluss viele Zuschauer und Fans. Springer selbst hatte immer wieder erklärt, dass ihm vieles in der Sendung peinlich sei. Er selber nannte seine Show einmal „Eskapsimusunterhaltung“, andere sahen darin den Untergang der sozialen Werte in den USA. Die Show wurde 2018 nach über 4.000 Ausgaben eingestellt.
Die Show erreichte in den USA Ende der 90er Jahre Rekordeinschaltquoten und hatte zeitweise mehr Zuschauer als die legendäre Talkshow „Oprah“ von Oprah Winfrey. Einige Episoden wurden Kult wie etwa eine Folge, in der sich Prostituierte eine Prügelei mit ihren Zuhältern lieferten. Die Sendung wurde Teil der englischsprachigen Populärkultur und mit dem Musical „Jerry Springer: The Opera“ geehrt.
Kurze, schwere Krankheit
Der 79-Jährige Springer starb nach kurzer Krankheit friedlich in seinem Haus in einem Vorort von Chicago, erklärte ein Sprecher der Familie. Das Promiportal TMZ berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen, bei Springer sei vor einigen Monaten Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden.
Seine Fähigkeit, einen Draht zu den Menschen zu finden, sei die Basis für Springers Erfolg gewesen, so der Sprecher – egal ob als Talkshow-Host, als Bürgermeister oder einfach als Privatperson. Sein Tod sei sehr schmerzhaft, und Springer sei unersetzlich, die Erinnerung an seinen Intellekt, sein Herz und seinen Humor würden aber weiterleben.
Familie flüchtete vor Nazis aus Deutschland
Gerald Norman Springer, so sein Geburtsname, wurde am 13. Februar 1944 in einer U-Bahn-Station in London geboren, die als Schutz vor Bomben im Zweiten Weltkrieg diente. Seine Eltern waren als Juden vor den Nazis aus Deutschland geflohen, Verwandte starben in den Gaskammern. 1949 übersiedelte die Familie in die USA und ließ sich im New Yorker Stadtteil Queens nieder, wo Springer mit dem Baseball-Team der Yankees in Berührung kam, deren lebenslanger Fan er war.
Er studierte Politikwissenschaften und war sein Leben lang in der Politik aktiv, darunter erst 2017 als Kandidat für den Gouverneursposten in Ohio. Springer begann seine politische Karriere in der Präsidentschaftskampagne von Robert F. Kennedy und zog später in die Stadtregierung von Cincinnati ein. Nach einem kurzen Rückzug wurde er 1977 Bürgermeister der Stadt.
Später wurde er Politreporter im US-Fernsehen, bevor er schließlich seine langjährige Show übernahm. Neben der „Springer Show“ moderierte er noch weitere, spielte in mehreren Filmen mit, nahm an Entertainment-Sendungen wie „The Masked Singer“ teil, schrieb Bücher – und dachte öffentlich über neue Bewerbungen für politische Ämter nach, entschied sich aber immer wieder dagegen.