US-Talkshow-Moderator Jerry Springer
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1944–2023

Talkshow-Legende Jerry Springer ist tot

US-Talkshow-Moderator Jerry Springer ist am Donnerstag im Alter von 79 Jahren gestorben. Bekannt wurde der auch umstrittene Springer in den USA durch seine tägliche Show im Nachmittagsfernsehen, die für ihre Prügelszenen, wüsten Szenen und Pöbeleien zwischen den Gästen bekannt wurde. Die Show lief 27 Jahre.

Ausschnitte der Show tauchen immer wieder in sozialen Netzwerken auf, sie sind meist an heftigen Gewaltausdrücken bzw. entsprechenden Tonüberblendungen und auch an körperlichen Gewaltausbrüchen etwa in Form von geworfenen Sessel deutlich erkennbar. In den Folgen ging es hauptsächlich um Familien- und Ehestreit, Untreue und Beleidigungen. Dabei wurden die Konflikte von Springer stets sorgfältig angeheizt.

Die Show musste viel Kritik einstecken, hatte aber auch bis zum Schluss viele Zuschauer und Fans. Springer selbst hatte immer wieder erklärt, dass ihm vieles in der Sendung peinlich sei. Er selber nannte seine Show einmal „Eskapsimusunterhaltung“, andere sahen darin den Untergang der sozialen Werte in den USA. Die Show wurde 2018 nach über 4.000 Ausgaben eingestellt.

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Jerry Springer und Oprah Winfrey
IMAGO/ZUMA Press
Mit seiner Show überholte Springer Talkshow-Queen Oprah Winfrey
Jerry Springer und Jay Leno 1998
AP/Jay Crihfield
Springer wurde wegen seines Erfolgs selbst zum Talkshow-Gast, hier bei Jay Leno
Jerry Springer 1982
AP/Ed Reinke
Springer startete unter Robert F. Kennedy seine politische Karriere
Jerry Springer in „Sabrina, The Teenage Witch“
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Seine Show lief 27 Jahre lang im US-Fernsehen
Jerry Springer und Pamela Anderson
picturedesk.com/Everett Collection
Springer trat selber in US-Serien auf, hier neben Pamela Anderson in „Good Val Hunting“
Jerry Springer 2003
AP/Terry Gilliam
Noch während seiner Talkshow betätigte sich Springer auch politisch für die Demokratische Partei
Jerry Springer und David Hasselhoff 2010
AP//Dan Steinberg
Mit David Hasselhoff bei „Comedy Central Roast“
Jerry Springer und Nina Turner
AP/Tony Dejak
Als einstiger „Demokrat des Jahres“ in Ohio machte sich Springer für andere Kandidaten der Partei stark
Jerry Springer 2016
Reuters/Lucy Nicholson
Springer war bis zuletzt auch politisch aktiv

Die Show erreichte in den USA Ende der 90er Jahre Rekordeinschaltquoten und hatte zeitweise mehr Zuschauer als die legendäre Talkshow „Oprah“ von Oprah Winfrey. Einige Episoden wurden Kult wie etwa eine Folge, in der sich Prostituierte eine Prügelei mit ihren Zuhältern lieferten. Die Sendung wurde Teil der englischsprachigen Populärkultur und mit dem Musical „Jerry Springer: The Opera“ geehrt.

Kurze, schwere Krankheit

Der 79-Jährige Springer starb nach kurzer Krankheit friedlich in seinem Haus in einem Vorort von Chicago, erklärte ein Sprecher der Familie. Das Promiportal TMZ berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen, bei Springer sei vor einigen Monaten Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden.

Seine Fähigkeit, einen Draht zu den Menschen zu finden, sei die Basis für Springers Erfolg gewesen, so der Sprecher – egal ob als Talkshow-Host, als Bürgermeister oder einfach als Privatperson. Sein Tod sei sehr schmerzhaft, und Springer sei unersetzlich, die Erinnerung an seinen Intellekt, sein Herz und seinen Humor würden aber weiterleben.

Familie flüchtete vor Nazis aus Deutschland

Gerald Norman Springer, so sein Geburtsname, wurde am 13. Februar 1944 in einer U-Bahn-Station in London geboren, die als Schutz vor Bomben im Zweiten Weltkrieg diente. Seine Eltern waren als Juden vor den Nazis aus Deutschland geflohen, Verwandte starben in den Gaskammern. 1949 übersiedelte die Familie in die USA und ließ sich im New Yorker Stadtteil Queens nieder, wo Springer mit dem Baseball-Team der Yankees in Berührung kam, deren lebenslanger Fan er war.

Er studierte Politikwissenschaften und war sein Leben lang in der Politik aktiv, darunter erst 2017 als Kandidat für den Gouverneursposten in Ohio. Springer begann seine politische Karriere in der Präsidentschaftskampagne von Robert F. Kennedy und zog später in die Stadtregierung von Cincinnati ein. Nach einem kurzen Rückzug wurde er 1977 Bürgermeister der Stadt.

Später wurde er Politreporter im US-Fernsehen, bevor er schließlich seine langjährige Show übernahm. Neben der „Springer Show“ moderierte er noch weitere, spielte in mehreren Filmen mit, nahm an Entertainment-Sendungen wie „The Masked Singer“ teil, schrieb Bücher – und dachte öffentlich über neue Bewerbungen für politische Ämter nach, entschied sich aber immer wieder dagegen.