Feuer in Sewastapol
AP/Sevastopol Governor Mikhail Razvozhaev telegram channel
London

Moskau verstärkt Verteidigung auch im Land

Russland errichtet nach Angaben britischer Geheimdienste starke Verteidigungsanlagen an der Front, aber auch in besetzten ukrainischen Gebieten und teils tief im eigenen Land. Zuletzt hatte es offenbar einen Drohnenangriff auf russisches Gebiet gegeben. „Bilder zeigen, dass Russland besondere Anstrengungen unternommen hat, um die nördliche Grenze der besetzten (ukrainischen Halbinsel) Krim zu befestigen“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit.

Zudem seien Hunderte Kilometer Schützengräben auf international anerkanntem russischen Territorium ausgehoben worden, darunter in den Gebieten Belgorod und Kursk, die an die Ukraine grenzen. In London wurden zwei mögliche Begründungen für die Defensivanlagen genannt.

„Die Abwehranlagen unterstreichen die tiefe Besorgnis der russischen Führung, dass die Ukraine einen großen Durchbruch erzielen könnte“, hieß es. Einige Arbeiten wurden aber wahrscheinlich von lokalen Kommandeuren und Politikern in Auftrag gegeben, um die offizielle Linie zu unterstützen, dass Russland von der Ukraine und der NATO „bedroht“ wird.

Feuer in Sewastapol
AP/Sevastopol Governor Mikhail Razvozhaev telegram channel
Feuer in Sewastopol auf diesem Bild von 29. April

Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

Kiew: Frühjahrsoffensive nimmt Gestalt an

Nach Darstellung des ukrainischen Militärs nimmt die Vorbereitung seiner erwarteten Frühjahrsoffensive gegen die russischen Angreifer zunehmend Gestalt an. Eine Sprecherin des südlichen Militärkommandos sagte am Sonntag, die Unterwanderung von Russlands Logistik sei dafür eines „der Elemente“.

Sie bezog sich auf den Ausbruch eines Feuers, bei dem auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim am Samstag ein großes Treibstofflager zerstört worden sein soll. Der Brand habe beim russischen Militär große Besorgnis ausgelöst, zitierten ukrainische Medien Natalia Humenjuk. „Die Tatsache, dass die Logistik des Feindes unterwandert wird (…) bereitet die breite, großangelegte Offensive vor, auf die alle warten.“ Der Feind merke, dass seine Ressourcen unterwandert würden. „Und er beginnt zu lavieren.“

Drohnenkrieg in der Ukraine

Drohnen sind viel billiger als Panzer und Haubitzen und ihre Bedienung viel rascher zu erlernen. Sowohl die Russen als auch die Ukrainer sind im Drohneneinsatz erfolgreich – das bestätigen nicht nur die Schlachtfelder der Ostukraine, sondern wohl auch jüngst der Beschuss eines russischen Öllagers auf der Halbinsel Krim. Kiew will weiter aufholen und hat ein Spendenprogramm gestartet.

Streitkräfte „zu hohem Prozentsatz“ bereit

Das ukrainische Militär hat sich nicht direkt dazu bekannt, für das Feuer in der Krim-Hafenstadt Sewastopol verantwortlich zu sein. Es hat aber erklärt, dass dabei zehn Öltanks mit einer Kapazität von ungefähr 40.000 Tonnen Treibstoff für Russlands Schwarzmeer-Flotte zerstört worden seien. Der Brand soll durch einen Drohnenangriff ausgelöst worden sein. Der von Russland eingesetzte Gouverneur von Sewastopol hat der Ukraine die Schuld dafür gegeben.

Am Freitag hatte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow erklärt, die Vorbereitungen der Gegenoffensive gegen die russischen Angreifer stünden vor dem Abschluss. Die ukrainischen Streitkräfte seien „zu einem hohen Prozentsatz bereit“. Der Krieg in der Ukraine tobt seit mehr als 14 Monaten.

Zerstörung nach Angriff in Dnipro
Reuters/Dnipropetrovsk Regional Military Civil Administration
Zerstörung nach Angriff in Dnipro am 28. April

Luftalarm in Ukraine

In der Nacht und in den frühen Morgenstunden hat es in der Ukraine wieder zahlreiche nächtliche Raketenangriffe gegeben, Luftalarm wurde auch in der Hauptstadt Kiew ausgelöst. Bei Raketenangriffen in der Nacht und in der Früh allein auf das Gebiet Dnipropetrowsk in der Ukraine sind nach offiziellen Angaben 25 Menschen verletzt worden.

„Darunter sind drei Kinder“, schrieb der Militärgouverneur der Region, Serhij Lyssak, am Montag auf seinem Telegram-Kanal. In der Stadt Pawlowhrad sei nach einem Treffer ein Feuer in einem Industrieobjekt ausgebrochen. Darüber hinaus seien 25 mehrstöckige Gebäude, 19 Einfamilienhäuser, fünf Geschäfte und sechs Schul- und Kindergartengebäude beschädigt worden.

Auch in der Umgebung habe es weitere Einschläge gegeben. So seien in einem Dorf fast 40 Wohnhäuser beschädigt worden. Sieben Raketen habe die Flugabwehr abgefangen, fügte er hinzu.

Oberbefehlshaber: 15 Raketen abgewehrt

Derweil berichtete der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, dass in der Nacht 18 Marschflugkörper auf das Land abgefeuert worden seien. „Gegen 2.30 Uhr nachts haben die russischen Okkupanten die Ukraine mit strategischen Bombern attackiert, neun Tu-95 aus dem Kreis Olenogorsk (Murmansk) und zwei Tu-160 aus dem Raum des Kaspischen Meeres“, schrieb er.

15 der 18 Marschflugkörper habe die ukrainische Flugabwehr vernichten können. In der Nacht war auch in Kiew Luftalarm ausgelöst worden. Die Kiewer Stadtverwaltung teilte in der Früh mit, alle auf die Hauptstadt zielenden Raketen seien abgefangen worden.

Kiew meldet kleinere Erfolge bei Schlacht um Bachmut

Das ukrainische Militär meldete indes kleinere Erfolge in der Schlacht um die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut. Nach ukrainischen Gegenangriffen habe „der Feind“ ein paar Stellungen in der Stadt aufgegeben, sagte Bodentruppenkommandeur Olexandr Syrskji auf Telegram. Die Lage in Bachmut bleibe aber „ziemlich schwierig“. Russland „wirft ständig“ neue Einheiten in die Schlacht, darunter Fallschirmjäger und Söldner der Gruppe Wagner. „Aber der Feind ist nicht in der Lage, die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen.“