Kocher: Österreich mit höchster Erwerbsquote aller Zeiten

Der jüngste Eurostat-Report bestätigt den Arbeitskräftemangel in Österreich: Demnach gibt es hier mit 4,6 Prozent den höchsten Anteil von offenen Stellen an allen Stellen (offene und besetzte) in Europa. Der EU-Durchschnitt liegt bei 2,8 Prozent, teilten das Wirtschaftsministerium und ÖVP-Minister Martin Kocher heute mit. Derzeit seien knapp 113.000 freie Stellen beim AMS gemeldet.

Dabei weise Österreich derzeit die höchste Erwerbsquote aller Zeiten auf. „Wir verzeichnen derzeit einen Beschäftigungsrekord mit mehr als 3,9 Millionen unselbstständig Beschäftigten. Damit ist die Beschäftigung im Vergleich zu vor der Pandemie im Jahr 2019 um knapp fünf Prozent höher“, sagte Kocher.

„Gesamtgesellschaftliche Aufgabe“

Schließlich seien rund 77,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung erwerbstätig, wobei das vor allem auf die gestiegene Erwerbstätigkeit der Frauen zurückzuführen sei. Aktuell liegen die Erwerbsquoten bei Männern bei 83,3 Prozent und bei Frauen bei 71,6 Prozent. Die höchste Erwerbsquote bei den Männern lag in den 1960er Jahren bei 87,3 Prozent.

„Gleichzeitig sehen wir auch, dass die Beschäftigung in allen Alterskohorten ansteigt, auch bei den Personen über 50 Jahre. Es arbeiten immer mehr Personen in Österreich“, ergänzte Kocher.

Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das inländische Arbeitskräftepotenzial durch den Ausbau der Kinderbetreuung sowie gesundes Arbeiten bis zum Pensionsantritt zu heben. „Gleichzeitig braucht es weiter internationale Schlüsselkräfte, um den steigenden Personalbedarf zu decken“, sagte Kocher.

Rauch: Immer mehr von Armut betroffen

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) machte unterdessen in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass in Österreich immer mehr Menschen von Armut betroffen seien, obwohl sie erwerbstätig sind. Gemäß der jährlichen Erhebung EU-SILC zu Einkommen und Lebensbedingungen traf das 2022 auf insgesamt 331.000 Menschen in Österreich zu – elf Prozent mehr als noch 2021.

Damit „Armut trotz Arbeit“ endlich der Vergangenheit angehöre, seien Änderungen bei den Einkommen notwendig. „Nach wie vor gibt es in Österreich Branchen, in denen Löhne gezahlt werden, mit denen arbeitende Menschen ihren Lebensunterhalt nicht decken können. Da muss sich die Wirtschaft endlich bewegen“, forderte Rauch.

Gleichzeitig trommelte Rauch erneut für eine „Millionärssteuer“. Mit den Einnahmen könnten zusätzlich die Einkommen von jenen Menschen angehoben werden, „die viel für unsere Gesellschaft leisten, aber wenig verdienen“, glaubt Rauch, etwa im Pflegebereich und der Kinderpädagogik, wo jeweils akuter Personalmangel herrsche.