Russischer Soldat am entgleisten Zug
IMAGO/SNA
Russland

Brand in Treibstofflager, erneut Zug entgleist

In der russischen Region Krasnodar ist nahe der Krim-Brücke am Mittwoch ein Treibstofflager in Brand geraten. Die Hintergründe sind russischen Angaben zufolge offen – der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf ein Treibstofflager auf der von Russland besetzten Krim. Zudem mehrten sich zuletzt Berichte über mögliche Sabotageakte gegen russische Infrastruktur und Versorgungswege. Erst am Dienstag entgleiste zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Güterzug nach einer Explosion.

Das brennende Treibstofflager befindet sich nach Angaben des Gouverneurs von Krasnodar, Wenjamin Konratjew, nahe dem Dorf Wolna im Bezirk Temrjuk. Es handle sich um einen Brand der „höchsten Schwierigkeitsklasse“, wie Kondratjew am Mittwoch auf Telegram weiter mitteilte. Es bestehe keine Gefahr für die Bewohner des Dorfes, so der Gouverneur.

Wolna liegt in der Nähe der Krim-Brücke, die das russische Festland mit der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel verbindet. Am Rande der Ortschaft liegt ein großer Umschlagterminal für Öl und Ölprodukte, die dann über das Schwarze Meer verschifft werden. Medienberichten zufolge geriet eine Zisterne mit 20.000 Kubikmeter Treibstoff in Brand.

Rauch und Flammen seien bis auf die gegenüberliegende Krim zu sehen, hieß es. Das Feuer habe derzeit eine Fläche von 1.200 Quadratmetern erfasst, teilte der Leiter der Bezirksverwaltung, Fjodor Babenkow, mit. Die Feuerwehr versuche, die Flammen einzudämmen und ein Übergreifen auf andere Zisternen zu verhindern. Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS meldete später unter Berufung auf Rettungsdienste, dass eine Drohne auf die Anlage gefallen sei. Weitere Details sind noch nicht bekannt.

Zug in Russland entgleist

In Russland ist in der Nähe der ukrainischen Grenze ein Güterzug entgleist. Die Behörden nennen einen Sprengsatz als Ursache.

Festnahmen auf Krim

In den letzten Tagen häuften sich Anschläge auf Infrastrukturobjekte im Süden Russlands. Am Samstag hatte ein Drohnenangriff ein russisches Treibstofflager in der Krim-Hafenstadt Sewastopol in Brand gesetzt. Russland macht die Ukraine dafür verantwortlich. Die Ukraine bekennt sich nur selten zu Angriffen auf russisch kontrolliertes Gebiet. Am Wochenende hatte das ukrainische Militär jedoch gesagt, die Untergrabung der russischen Logistik sei Teil der Vorbereitungen auf eine lange erwartete Gegenoffensive.

Rauchwolke über Sewastopol
Reuters/Mikhail Razvozhaev Via Telegram
Erst am Wochenende brannte auf der Krim ein russisches Treibstoffdepot

Nach Angaben von TASS von Mittwoch seien auf der Krim sieben Personen festgenommen worden, die mit dem ukrainischen Geheimdienst in Verbindung stehen sollen. TASS verwies auf eine Aussendung des russischen Geheimdiensts FSB, wonach damit Anschläge auf den von Russland unterstützten Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, und andere Beamte vereitelt worden seien.

Güterzug mit 20 Waggons entgleist

Im russischen Grenzgebiet nahe der Ukraine entgleiste indes zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Güterzug. In der Region Brjansk seien unweit der Siedlung Belje Berega am Dienstagabend eine Lokomotive und rund 20 Waggons „wegen illegaler Eingriffe in die Arbeit des Eisenbahnverkehrs“ von den Schienen abgekommen, teilte die russische Eisenbahn RZD auf Telegram mit. Bereits am Montag war in derselben Region ein Zug entgleist, nachdem Unbekannte die Schienen gesprengt hatten.

Der Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomas, schrieb von einem „unbekannten Sprengkörper“, der explodiert sei. Verletzt worden sei ersten Erkenntnissen zufolge niemand. Wer hinter der mutmaßlichen Sabotage steckte, sei unklar. Etwas später am Dienstagabend hieß es in russischen Telegram-Kanälen außerdem, in der ebenfalls an die Ukraine grenzenden Region Belgorod habe eine Drohne nahe einer im Bau befindlichen Verteidigungsanlage einen Sprengsatz abgeworfen. Dabei sei ein Mann verletzt worden. Offiziell bestätigt wurde das nicht. Eine unabhängige Bestätigung der Berichte gibt es ebenfalls nicht.

Russische Angriffe auf Kiew

Die Ukraine meldete in der Nacht auf Mittwoch indes erneut nächtliche russische Angriffe auf die Hauptstadt Kiew. „Alle feindlichen Ziele wurden im Luftraum um die Hauptstadt identifiziert und abgeschossen“, teilte die Kiewer Militärverwaltung auf Telegram mit. Russland habe bei den Angriffen Drohnen des Typs Schahed aus iranischer Produktion eingesetzt. Die Ukraine wirft Russland den gezielten Angriff auf Wohngebiete vor.

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass sie direkte Angriffe eben auf zivile Mehrfamilienhäuser oder Orte ausführen, an denen es viele Häuser der Zivilbevölkerung gibt“, sagte Präsidentenberater Mychailo Podoljak in der Nacht auf Dienstag im ukrainischen Fernsehen. Er meinte, durch die Taktik wolle Moskau die Ukrainer provozieren.

Luftalarm gab es auch in anderen Landesteilen. In der südukrainischen Region Cherson wurden bei nächtlichen Angriffen vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt, wie die Regionalverwaltung von Cherson am Mittwoch auf Telegram mitteilte.

Ausgangssperre für Cherson angekündigt

Für die vor knapp sechs Monaten zurückeroberte Großstadt Cherson kündigten ukrainische Behörden am Mittwoch eine komplette Ausgangssperre für das Wochenende an. „Im Verlauf dieser 58 Stunden ist es verboten, sich auf den Straßen der Stadt zu bewegen und zu befinden“, teilte Militärgouverneur Olexandr Proskudin via Telegram mit. Von Freitagabend bis Montagfrüh werde auch die Ein- und Ausfahrt in die Stadt geschlossen.

Die Maßnahme sei nötig, damit die „Ordnungshüter“ bei ihrer Arbeit niemanden gefährdeten. Bereits im März hatte Proskudin eine verlängerte Ausgangssperre mit der Suche nach russischen Informanten begründet. Cherson liegt in unmittelbarer Nähe zur Front. Seit dem Rückzug der russischen Truppen auf das südöstliche Ufer des Dnipro im November vergangenen Jahres wird die Stadt regelmäßig von dort beschossen. Russland hatte Cherson nach seinem Einmarsch vor über 14 Monaten rund acht Monate besetzt.