Betroffene vor der Schule in Belgrad
Reuters/Djorde Kojadinovic
Serbien

Entsetzen nach Amoklauf an Schule

Die Bilanz nach den tödlichen Schüssen an einer Belgrader Volksschule ist bestürzend: Der 13-jährige Täter erschoss acht Kinder und einen Wachmann. Die Tat dürfte lang geplant gewesen sein. Das Entsetzen ist groß, die serbische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Der 13-Jährige hatte frühmorgens in einem Klassenraum in der Belgrader Vladislav-Ribnikar-Schule plötzlich das Feuer eröffnet. Laut Augenzeugenberichten schoss er zunächst auf eine Lehrerin, danach in die Menge. Neben den Todesopfern gab es auch mehrere Verletzte, die zum Teil in Lebensgefahr schwebten. Nach den Schüssen rief der Täter selbst die Polizei, er wurde auf dem Schulhof festgenommen.

Der Bürgermeister des zentralen Bezirks Vracar, in dem sich die Schule befindet, sagte, der Wachmann der Schule habe sich dem Schützen in den Weg gestellt und damit wahrscheinlich weitere Opfer verhindert. Der Wachmann „wollte die Tragödie verhindern, und er war das erste Opfer“, so Nedeljkovic vor Journalistinnen und Journalisten vor dem Schulgebäude.

Vucic: „Einer der schwersten Tage“ in serbischer Geschichte

„Das ist einer der schwersten Tage in der modernen serbischen Geschichte“, sagte Staatspräsident Aleksandar Vucic am Abend vor der Presse. Serbien sei in der Trauer vereint. Die Regierung verkündete von Freitag bis Sonntag eine dreitägige Staatstrauer, wie Bildungsminister Branko Ruzic auf einer Pressekonferenz bekanntgab. Auch aus dem Ausland kamen Beileidsbekundungen, darunter von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).

Verdächtige Person wird von der Polizei abgeführt
AP
Der jugendliche Täter rief die Polizei und ließ sich dann ohne Gegenwehr festnehmen

Am Donnerstag soll in allen Schulen des Landes zudem eine Schweigeminute abgehalten werden. Waffengewalt ist in serbischen Schulen äußerst selten. In dem Balkan-Land ist der Erwerb und Besitz einer Schusswaffe mit Genehmigung legal.

Offenbar auch Brandsätze dabei

Ein Motiv für die Tat war nicht bekannt. Der 13-Jährige, der mit einer Pistole seines Vaters geschossen haben soll und auch Brandsätze bei sich hatte, wurde von Kolleginnen und Kollegen als guter Schüler bezeichnet. Er besuchte die siebente Klasse. In Serbien dauert die Volksschule acht Jahre. Eingeschult wird man im Alter von sieben Jahren.

In Medienberichten hieß es, dass eine schlechte Note im Fach Geschichte für den Angriff auslösend sein durfte. Deshalb ging man davon aus, dass das Ziel des Angriffs die Geschichtslehrerin sein könnte. Die 53-jährige Lehrerin hat nach Angaben der Universitätsklinik eine Bauchwunde und Wunden an beiden Händen davongetragen. Laut dem Bürgermeister kämpften Ärzte um das Leben der Lehrerin.

Belgrad: Schüler erschießt neun Menschen

Die Bilanz nach den tödlichen Schüssen an einer Belgrader Volksschule ist bestürzend: Der 13-jährige Täter erschoss acht Kinder und einen Wachmann. Die Tat dürfte lang geplant gewesen sein. Das Entsetzen ist groß, die serbische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Lange geplant

Die ersten Polizeierkenntnisse würden laut Veselin Milic, dem Polizeichef in der Hauptstadt, zeigen, dass der 13-jährige Angreifer seine Tat monatelang vorbereitet habe. Die Polizei habe bei ihm ein Verzeichnis „von Schülern für eine Liquidation“ sichergestellt. Man habe auf seinem Schreibtisch Skizzen und Pläne gefunden, die „wie aus einem Horrorfilm oder Videospiel“ ausgesehen hätten.

Er soll geplant haben, nicht nur in seiner Schulklasse das Feuer zu eröffnen, sondern auch in einigen weiteren um sich zu schießen. Wie Bildungsminister Ruzic bestätigte, habe es vor einiger Zeit eine Anzeige für Mobbing gegeben, dessen Opfer der Angreifer gewesen sein sollte, allerdings sei das nicht mit der Volksschule, sondern mit einer privaten Schauspielschule verknüpft gewesen. Die Polizei arbeite mit Hochdruck daran, „alle Fakten und Umstände aufzuklären, die zu dieser Tragödie geführt haben“, erklärte das Innenministerium.

Einsatzkräfte nahe der Schule in Belgrad
AP/Darko Vojinovic
Die Polizei sperrte das Schulgelände ab

Auch Vater festgenommen

Wie Innenminister Bratislav Gasic mitteilte, wurde auch der Vater des Verdächtigen festgenommen, dem die Waffen gehörte. „Der Vater behauptet, dass die Waffen in einem Safe eingeschlossen waren, aber anscheinend kannte der Bursche den Code, weil er die Pistolen und drei Magazine mit jeweils 15 Schuss Munition an sich nehmen konnte“, sagte Gasic.

Aus der ganzen Welt wurden am Mittwoch Beileidsbekundungen nach Belgrad gesandt, auch aus Österreich. „Als Familienvater machen mich die fürchterlichen Ereignisse in einer Volksschule in Belgrad, bei der acht unschuldige Kinder und ein Erwachsener ums Leben gekommen sind, zutiefst betroffen“, twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). „Meine ehrliche Anteilnahme gilt den Familien und insbesondere den Eltern der Opfer.“