Am 5. Mai befreit: Republik gedenkt der KZ-Opfer in Gusen

Auf dem ehemaligen Appellplatz des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Gusen in der Mühlviertler Gemeinde Langenstein gedenkt das offizielle Österreich heute Abend der Opfer der Konzentrationslager.

Im KZ Gusen, einem Nebenlager von Mauthausen, wurden bis zu seiner Befreiung durch die US-Armee am 5. Mai 1945 rund 71.000 Menschen aus fast 30 Nationen gefangen gehalten, 36.000 von ihnen überlebten nicht.

Die Häftlinge mussten dort unter enormem Blutzoll eine unterirdische Stollenanlage errichten, in der die Nazis unter dem Decknamen „Bergkristall“ eine geheime Rüstungsproduktion betrieben.

Gedenken jahrzehntelang vernachlässigt

Das Gedenken in Gusen war jahrzehntelang vernachlässigt worden. Nach heftiger Kritik aus dem In- und Ausland kaufte die Republik im Vorjahr Teile des Areals auf und veranstaltet nun zum zweiten Mal dort eine offizielle Gedenkfeier.

Dazu werden neben Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Karl Nehammer (beide ÖVP) und mehreren Vertretern der Bundesregierung auch Botschafter der Opfernationen, der Chef der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, Dani Dajan, und der Gusen-Überlebende Stanislaw Zalewski erwartet.

Kritik von Überlebendem

78 Jahre nach der Befreiung des KZ Gusen ist der 97-jährige Zalewski darüber empört, dass das Areal des Konzentrationslagers im Mühlviertel nach dem Zweiten Weltkrieg parzelliert wurde und wichtige Erinnerungsorte derart verschwunden sind. Von KZ-Erinnerungsstätten erwartet er sich, dass sie die Erfahrungen der Insassen nachvollziehbar machen, sagte der polnische Gusen-Überlebende bei einem Pressegespräch in Wien.

Der Präsident des Verbandes ehemaliger polnischer KZ-Häftlinge gilt als einer der letzten lebenden Zeitzeugen des KZ Gusen, wo er seinerzeit 545 Tage verbringen musste. „Hast du mir überhaupt die Wahrheit gesagt? Wo sind diese Gebäude, wo ist das Krematorium, wo das ‚Bergkristall‘ (unterirdischer Rüstungsbetrieb, Anm.), wo du vermeintlich gearbeitet hast?“, habe ihn vor vielen Jahrzehnten sein Sohn in einer „schönen Siedlung mit Einfamilienhäusern“ am Ort des ehemaligen KZ Gusen gefragt, erzählte Zalewski. Er werfe es Österreich vor, dass es das Gelände damals parzellierte, sagte er.