EZB: Siebente Zinserhöhung in Folge erwartet

Im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation beraten die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) heute in Frankfurt über die siebente Zinserhöhung in Folge. Die meisten Volkswirte halten es für wahrscheinlich, dass die Euro-Wächter den Fuß etwas vom Gas nehmen und die Schlüsselsätze diesmal lediglich um 0,25 Prozentpunkte anheben werden.

Doch auch eine weitere Erhöhung um einen halben Prozentpunkt wie bei den vorangegangenen drei Zinstreffen ist aus ihrer Sicht nicht ganz vom Tisch. Ein Kompromiss könnte ein kleinerer Schritt nach oben sein: um 0,25 gekoppelt mit einem Signal von Notenbank-Chefin Christine Lagarde, dass die EZB mit ihrem Straffungskurs noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat.

Zinswende Mitte 2022

Die Währungshüter hatten im Juli 2022 nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik die Zinswende vollzogen. Seitdem haben sie die Schlüsselsätze in einem rasanten Tempo um insgesamt 3,50 Prozentpunkte erhöht.

Der auf den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei drei Prozent. Mit einem kleinen Zinsschritt, der an den Börsen mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 80 Prozent erwartet wird, würde er auf 3,25 Prozent steigen.

Zinserhöhungen entfalten langsam Wirkung

Für ein geringeres Tempo spricht Volkswirten zufolge, dass die bisherigen Zinserhöhungen langsam ihre Wirkung entfalten. So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Euro-Zone im ersten Quartal nur noch minimal um 0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen. Zudem zeigt die jüngste Umfrage der EZB unter Banken zur Kreditvergabe, dass sich die Nachfrage der Unternehmen nach Darlehen bereits schwächt.

Andererseits weist eine Inflation von sieben Prozent im April im Euro-Raum immer noch klar darauf hin, dass die Arbeit der Währungshüter längst nicht getan ist. Die Rate ist noch mehr als dreimal so hoch wie die Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent.