Einsatzkräfte am Anschlagsort
Reuters/Antonio Bronic
Acht Menschen getötet

Erste Hintergründe zu Bluttat in Serbien

In Serbien sind Donnerstagabend acht Menschen erschossen worden, der mutmaßliche 21-jährige Täter wurde am Freitag nach einer Großfahndung festgenommen. Er hatte in drei Ortschaften südlich von Belgrad mit einem Schnellfeuergewehr auf Gruppen von Menschen geschossen, auch aus einem Auto heraus. Der Hintergrund könnte laut serbischen Medienberichten ein Streit gewesen sein.

Die Bluttat war die zweite in Serbien innerhalb von 48 Stunden, am Mittwoch hatte ein 13-Jähriger in einer Schule in der Hauptstadt Belgrad neun Menschen erschossen. Bei dem Massaker am Donnerstag wurden außerdem mindestens 14 Menschen verletzt.

Nachdem der 21-Jährige – serbische Medien nannten den Namen Uros B. – Freitagfrüh festgenommen worden war, kristallisierten sich nur sehr langsam Details der Tat heraus. Die ersten Schüsse sollen am späten Donnerstagabend in dem Dorf Dubona gefallen sein, anschließend weitere in den Ortschaften Malo Orasje und Sepsin, berichtete unter anderem die Tageszeitung „Danas“ in einem Liveticker.

Berichte über Streit vor der Tat

Darin, ob der Tat anfangs ein Streit mit einem (außer Dienst befindlichen) Polizisten vorausgegangen war, waren sich die serbischen Medien am Freitag nicht einig. Jedenfalls sollen sich ein Polizeibeamter und dessen Schwestern unter den Todesopfern befinden, hieß es. Mancherorts war auch von einem Streit auf einem Schulgelände die Rede. Als mögliches Motiv soll der 21-Jährige gegenüber der Polizei „Geringschätzung“ seitens seiner Umgebung genannt haben. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um des Sohn eines Obersts der serbischen Armee handeln.

Einsatzkräfte am Anschlagsort
AP/Marko Drobnjakovic
Die Zufahrt zum Dorf Dubona wurde gesperrt

Nach diesem, berichtete die Tageszeitung „Blic“, soll der Mann nach Hause gegangen sein, eine automatische Waffe geholt und damit auf Menschen, die auf einer Bank saßen, geschossen haben. In anderen Berichten war davon die Rede, der Mann habe auf Menschen bei einem Lagerfeuer geschossen. Danach zog er offenbar in die beiden anderen Ortschaften nahe der Stadt Mladenovac rund 50 bis 60 Kilometer südlich von Belgrad weiter. In Malo Orasje soll es fünf, in Dubona drei Tote gegeben haben.

Nahe Kragujevac in Haus von Verwandten versteckt

Festgenommen wurde der Mann laut Medienberichten von Spezialkräften in der Ortschaft Vinjiste nahe der zentralserbischen Stadt Kragujevac. Er soll sich bei Cousins bzw. einem Onkel versteckt haben. Der Festnahme vorausgegangen war seit der Nacht eine Großfahndung mit einem Großaufgebot von Polizei und Spezialeinheiten.

Fahrzeugkontrolle nach dem Anschlag in Serbien
Reuters/Antonio Bronic
Schwer bewaffnete Polizisten suchten den flüchtigen Schützen

Hubschrauber, unzählige Fahrzeuge, Wärmebildkameras waren im Einsatz. Das Innenministerium in Belgrad veröffentlichte nach der Festnahme ein Foto des Mannes auf dem Rücksitz eines Fahrzeugs sitzend.

Großes Waffenarsenal gefunden

Der 21-Jährige dürfte über ein bedeutendes Waffenarsenal verfügt haben. Nach der Durchsuchung seines Wochenendhauses im Dorf Sevsin bei Mladenovac und des Hauses seiner Verwandten bei Kragujevac teilte die Polizei mit, dass unter anderem ein Karabiner mit Optik, ein Schnellschussgewehr ohne Seriennummer, 164 Geschosse von diversem Kaliber, 25 Stück Karabinermunition, vier Handgranaten, mehrere Schachteln mit Pistolenmunition, zwei Tondämmer und weiteres mehr sichergestellt worden seien.

Innenminister spricht von „terroristischem Akt“

In Belgrad, wo Verletzte in einem Krankenhaus versorgt wurden, versammelten sich Angehörige, wie der TV-Sender N1 berichtete. Unweit von Mladenovac hatte im April 2013 ein Dorfbewohner 13 Menschen erschossen. Unter den Toten waren damals Angehörige seiner Familie und Nachbarn.

Schusswaffenangriff in Serbien

Bei einem Schusswaffenangriff in Serbien sind am Donnerstagabend acht Menschen getötet worden. Der Angriff ereignete sich in der Nähe der Stadt Mladenovac rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Belgrad.

Innenminister Bratislav Gasic begab sich noch in der Nacht zum Schauplatz des Geschehens. Die Tat bezeichnete er als „terroristischen Akt“, ohne dazu jedoch nähere Angaben zu machen. Auf seiner Flucht soll der Tatverdächtige einem Taxifahrer mit einer Bombe gedroht und ihn damit gezwungen haben, ihn zu fahren.

Der Belgrader Kriminologe Dobrivoj Radovanovic meinte gegenüber N1 unterdessen, dass jeder Terrorakt eigentlich einen politischen Hintergrund haben müsste. Darüber gibt es allerdings derzeit keine Informationen. Radovanovic hat die Schießerei daher eher auf „impulsives Verhalten“ des 21-Jährigen zurückgeführt.

Nur kurz nach Massaker in Schule

Serbien war erst am Mittwoch von einem Schusswaffenangriff erschüttert worden, bei dem ein 13-jähriger Schüler in seiner Schule in der Hauptstadt acht Kinder und einen Wachmann erschossen hatte. Von sieben weiteren Verletzten schwebten am Donnerstag zwei immer noch in Lebensgefahr.

Verdächtige Person wird von der Polizei abgeführt
AP
Der jugendliche Täter rief die Polizei und ließ sich dann ohne Gegenwehr festnehmen

Der 13-Jährige wurde festgenommen. Er hatte selbst die Polizei gerufen. Nach Angaben der Ermittler hatte er vor seiner Tat einen detaillierten Plan und eine Todesliste erstellt. Er wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Der Vater des Schützen, ein anerkannter Arzt, dem die Tatwaffe gehörte, wurde festgenommen. Auch die Mutter wurde in Gewahrsam genommen. Seit Freitag gilt eine dreitägige Staatstrauer.

Präsident kündigt „Entwaffnung“ des Landes an

Vergleichbare Taten mit Schusswaffen seien in Serbien extrem selten, hieß es. Präsident Aleksandar Vucic sprach nach der Tragödie vom Mittwoch von „einem der schwersten Tage“ in der jüngeren Vergangenheit. In einer Rede versprach er strengere Waffenkontrollen sowie ein zweijähriges Moratorium für die Ausgabe von Waffendokumenten. Am Freitag nach der zweiten Bluttat binnen 48 Stunden kündigte er eine großangelegte Entwaffnungskampagne an.

„Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung Serbiens vornehmen“, sagte Vucic bei einer Pressekonferenz. Die Kampagne umfasse sowohl die massenhafte Überprüfung registrierter Waffen als auch ein verstärktes Vorgehen gegen illegalen Waffenbesitz. Auf diese Weise sollten Hunderttausende Schusswaffen aus dem Verkehr gezogen werden. Vucic bedauerte in seiner Rede auch, dass Serbien vor Jahren die Todesstrafe abgeschafft habe und sie nicht wieder einführen könne.

Blumen am Anschlagsort
AP/Darko Vojinovic
Ganz Serbien steht noch immer nach dem Verbrechen in der Schule in Belgrad unter Schock

In dem Land mit rund 6,8 Mio. Einwohnern sollen mehr als 760.000 Feuerwaffen registriert sein, hieß es am Freitag. Auch als Folge der Jugoslawien-Kriege in den 90er Jahren sind in der Region viele Waffen im Umlauf. Allerdings ist ein waffenrechtliches Dokument Voraussetzung für den Besitz. Solche sollen nun nicht mehr ausgestellt werden.