Blick aus einem Flugzeug über einem Meer
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Reiseboom

Airlines rechnen mit Rekordsommer

Europäische Airlines stellen sich auf einen Sommer mit Rekordumsätzen ein. Auch die Zahlen für das erste Quartal 2023 liegen bei vielen Flugkonzernen bereits über den Erwartungen. Die Flugbranche führt das vor allem auf die zurückgekehrte Reiselust vieler Menschen nach der Cov-Pandemie zurück. Denn trotz hoher Inflation und steigenden Lebenskosten befindet sich diese auf einem Höhenflug.

Passagierinnen und Passagiere europäischer Airlines wie der AUA-Mutter Lufthansa müssen sich in diesem Sommer auf hohe Ticketpreise und volle Flugzeuge einstellen. Denn obwohl das Flugangebot noch immer verringert ist und das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht hat, rechnet Europas größter Luftverkehrskonzern mit Rekordumsätzen im Sommer.

Das liege vor allem daran, dass die Konsumentinnen und Konsumenten trotz der unsicheren Wirtschaftslage Reiseausgaben Priorität einräumen. Besonders deutlich zeigt sich das bei nicht geschäftlichen Reisen. Denn während sich die Zahl der Geschäftsreisen nur langsam erholt, buchen vor allem Privatkundinnen und -kunden umso mehr Flüge mit den Airlines des Lufthansa-Konzerns.

Da die Nachfrage auch auf ein beschränktes Angebot auf dem Markt trifft, könne man auch höhere Ticketpreise durchsetzen, so der Konzern am Mittwoch bei der Präsentation der ersten Quartalszahlen 2023. Im ersten Quartal lagen die Erlöse pro Ticket durchschnittlich bereits um 19 Prozent höher als im gleichen Zeitraum vor der CoV-Pandemie im Jahr 2019.

Lufthansa mit überraschend guten Zahlen

Nach einem Minus von 577 Millionen Euro im Vorjahr konnte der Konzern den operativen Verlust im traditionell reiseschwachen ersten Quartal auf 273 Millionen Euro verringern. Im Vorstand sieht man sich daher auf Kurs, den Gewinn im Tagesgeschäft heuer wie geplant deutlich zu steigern.

Der Umsatz konnte zudem in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 40 Prozent gesteigert werden. Auch das Fluggästeaufkommen war mit rund 60 Prozent deutlich höher als zu Beginn 2022, als noch die CoV-Variante Omikron den Passagierverkehr behinderte. Bei der Konzerntochter Austrian Airlines (AUA) konnte man den Verlust im ersten Quartal ebenfalls reduzieren und ein kräftiges Umsatzplus von 400 Millionen Euro erzielen.

Flugzeuge der Austrian Airlines
ORF.at/Christian Öser
Auch bei der AUA konnte man den Verlust im ersten Quartal 2023 reduzieren

Auch IAG und Air France-KLM profitieren

Neben der Lufthansa profitiert auch die British-Airways-Mutter IAG von einer Erholung der Reisenachfrage und berichtet von starken Buchungszahlen. Im ersten Quartal konnte man zudem den Umsatz um rund 70 Prozent gegenüber dem pandemiegeprägten Zeitraum im Vorjahr steigern.

Vor allem die spanische Konzerntochter Iberia konnte im ersten Quartal so viel Gewinn erzielen wie nie zuvor in diesem Zeitraum, teilte der Konzern am Freitag mit. Dadurch gelang IAG im Tagesgeschäft auch konzernweit ein kleiner operativer Gewinn von neun Millionen Euro, während Analystinnen und Analysten hier mit einem dreistelligen Millionenverlust gerechnet hatten.

Auch Air France-KLM konnte im ersten Quartal seinen Umsatz um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern und übertraf damit ebenfalls die Erwartungen der Analysten. Zudem fiel der Verlust mit 306 Millionen Euro geringer als im Vorjahreszeitraum aus.

Nach wie vor weniger Flüge

Trotz der guten Quartalszahlen konnten die europäischen Airlines jedoch nach wie vor nicht an die Auslastung von vor der CoV-Pandemie anschließen. Das liegt zum einen daran, dass die Flugzeughersteller Airbus und Boeing mit der Auslieferung neuer Jets nicht hinterherkommen, und zum anderen fehlt immer noch Personal auf den Flughäfen.

Mitarbeiter arbeitet an einem Triebwerk in Fabrikshalle von Boeing
AP/Ellen M. Banner
Flugzeughersteller wie Airbus und Boeing können der großen Nachfrage an neuen Jets nur schwer gerecht werden

Trotz allem wollen die Airlines ihr Flugangebot im Laufe des Jahres jedoch wieder auf das Niveau aus der Zeit vor der CoV-Pandemie steigern. Bei der IAG spricht man von bis zu 97 Prozent der Flugkapazität, bei der Lufthansa fasst man 85 bis 90 Prozent ins Auge.

Sommer wie 2022 verhindern

Zudem wollen die Airlines heuer vor allem einen Sommer wie 2022 vermeiden. Damals konnte der Luftverkehr in ganz Europa mit der starken Reisenachfrage nach der CoV-Pandemie nicht mithalten. Personal fehlte an allen Ecken und Enden. Starke Verspätungen von Flügen, viele Ausfälle und lange Wartezeiten an Check-in-Schaltern oder am Gepäckband nervten die Reisenden.

Menschen auf dem Frankfurter Flughafen
AP/Michael Probst
Im Sommer 2022 waren die Flughäfen in ganz Europa der starken Nachfrage nach der CoV-Pandemie nicht gewachsen

Um das zu verhindern, nimmt beispielsweise die Lufthansa höhere Kosten in Kauf und lässt weniger Flüge abheben, als sie könnte. Wirtschaftlich werde sich das aber nicht niederschlagen, erklärte Konzernchef Carsten Spohr. „Wir stehen vor dem umsatzstärksten Sommer unserer Unternehmensgeschichte.“

Spohr: Streiks jederzeit wahrscheinlich

Neben der starken Euphorie in der Branche müsse man allerdings auch jederzeit mit Streiks im europäischen Luftverkehr rechnen, so Spohr. Im laufenden Jahr haben Arbeitskämpfe auf den deutschen Flughäfen und eine große IT-Panne das Unternehmen bereits rund 70 Millionen Euro gekostet.

Die harten Tarifgespräche mit den eigenen, ab Juli streikfähigen Pilotinnen und Piloten bei der Kerngesellschaft Lufthansa beurteilte der Lufthansa-Chef hingegen optimistisch. Solange verhandelt werde, werde nicht gestreikt.