FFP2-Masken in Packungen
APA/Barbara Gindl
20 Millionen Tote

WHO beendet CoV-Gesundheitsnotstand

Nach über drei Jahren setzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dem Coronavirus-Gesundheitsnotstand ein Ende. Damit hebt sie die höchste Alarmstufe, die bei einer Bedrohung verhängt werden kann, auf. Die WHO betont aber, die Gefahr sei nicht vorüber. Und sie präsentiert neue Zahlen: Weltweit seien mindestens 20 Millionen Menschen durch das Virus ums Leben gekommen – weit mehr als bisherige Daten vermuten ließen.

Die Coronavirus-Pandemie gilt nun auch offiziell nicht mehr als internationaler Gesundheitsnotstand. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, verkündete am Freitag in Genf die Aufhebung. „Die Pandemie folgt seit einem Jahr einem nachlassenden Trend“, sagte Tedros und verwies auf die gestiegene Immunität durch Impfungen und Infektionen. Konkrete Auswirkungen hat die Entscheidung nicht, weil jedes Land für sich bestimmt, welche Schutzmaßnahmen es verhängt.

Das Sars-CoV-2-Virus sei damit nicht besiegt, wie Tedros betonte. Es zirkuliere weiter in der Welt, sei gefährlich und könne jederzeit noch gefährliche Varianten entwickeln. Dennoch folgte die WHO der Empfehlung eines unabhängigen Expertenausschusses. Die Welt habe gute Werkzeuge, um die Menschen vor dem Virus zu schützen. Dazu gehören neben den Impfstoffen und Medikamenten auch Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Masken oder das Abstandhalten in vollen und schlecht belüfteten Innenräumen.

„Es hätte nicht so kommen müssen – das ist eine der größten Tragödien im Zusammenhang mit Covid-19“, sagte Tedros. Menschen seien unnötig gestorben, weil Länder nicht rasch und fair zusammengearbeitet hätten, kritisierte er mit Blick auf die Schwierigkeiten, ärmere Länder mit Impfstoffen zu versorgen. „Wir müssen uns selbst, unseren Kindern und unseren Enkeln versprechen, dass wir diese Fehler niemals wiederholen.“

Gesundheitsnotstand wegen CoV aufgehoben

Mehr als drei Jahre nach Beginn der Coronavirus-Pandemie stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) CoV nicht mehr als weltweiten Gesundheitsnotstand ein. Er habe die Empfehlung des WHO-Notfallausschusses angenommen, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Das bedeute jedoch nicht, dass die Gefahr vorüber sei.

Hohe Opferzahl

Durch die Pandemie sind laut neuen Angaben der Organisation weltweit mindestens 20 Millionen Menschen ums Leben gekommen. Die neue Opferzahl ist fast dreimal so hoch wie die bisherigen offiziellen Angaben. Mitte März hatte Tedros noch gesagt, es gebe „fast sieben Millionen gemeldete CoV-Tote“, die tatsächliche Opferzahl sei aber viel höher.

Durch das solidarische UNO-Impfprogramm Covax wurden jedoch bis Ende 2022 in Ländern mit niedrigen Einkommen 2,7 Millionen Menschenleben durch CoV-Impfungen gerettet.

Nach WHO-Statistiken erleben zudem deutlich weniger Menschen einen schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 als zu Beginn der Pandemie, als es noch keine Impfstoffe und Medikamente gab. Dennoch wurden der WHO allein von 3. bis 30. April dieses Jahres nahezu 2,8 Millionen neue Infektionen und über 17.000 Todesfälle gemeldet. Da aber in vielen Ländern kaum noch getestet wird, gilt das nicht als akkurates Bild der Lage.

Appell der Wachsamkeit

Wenn die WHO einen Gesundheitsnotstand ausruft, will sie Regierungen und die Öffentlichkeit aufrütteln, damit sie eine Bedrohung ernst nehmen und sich vorbereiten. Welche konkreten Empfehlungen oder Einschränkungen verhängt werden, entscheidet jede Regierung für sich. Die WHO gibt lediglich Empfehlungen ab. Die Organisation appelliert nach wie vor an die Regierungen, nicht zur Tagesordnung überzugehen. Seit Monaten bittet sie, dass mehr CoV-Tests durchgeführt und Viren genetisch untersucht werden. Nur so sei eine Übersicht über die Verbreitung möglicher neuer Varianten möglich.

Die WHO hat seit 2005 siebenmal den Gesundheitsnotstand ausgerufen – offiziell eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ (PHEIC – Public Health Emergency of International Concern). Der CoV-Notstand war der zweitlängste. Der längste gilt für Polio und besteht seit 2014. Seit Juli 2022 gilt auch eine Notlage wegen Affenpocken. Notlagen wurden auch wegen des Influenza-A-Virus H1N1 (2009-2010), wegen Ebola in Westafrika (2014-2016), Zika (2016) und Ebola in der Demokratischen Republik Kongo (2019–2020) ausgerufen.

Letzte Regeln laufen aus

In Österreich gab es seit Pandemiebeginn mehr als 22.000 bestätigte Todesopfer. Im Schnitt wurden laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in der vergangenen Woche täglich 544 Infektionen nachgewiesen. 298 Patientinnen und Patienten lagen mit Freitagvormittag im Krankenhaus. Die Meldepflicht einer CoV-Infektion endet Ende Juni. Auch die derzeit noch gültige Verkehrsbeschränkung für positiv getestete Menschen läuft dann aus.

Aktuell müssen Infizierte zwar nicht in Quarantäne, sind aber zum Tragen einer FFP2-Maske in Innenräumen und im Freien bei engem Kontakt zu anderen Menschen verpflichtet. Erst am Montag endete in Österreich ein Teil der noch bestehenden Regeln. Die bis dahin noch geltende Maskenpflicht in vulnerablen Bereichen wie Spitälern, Alten- und Pflegeheimen sowie in Arztpraxen ist nun auch Geschichte.