Vier Frauen beim Picknick einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
Reuters/Clodagh Kilcoyne
Nach Charles-Krönung

Große Straßenfeste, Kritik an Festnahmen

Zehntausende Menschen feiern im Vereinigten Königreich mit Straßenfesten und Teepartys die Krönung von König Charles III. und Königin Camilla. Am Abend ist ein mit vielen Stars besetztes Konzert auf Schloss Windsor geplant. In den Jubel mischte sich aber auch Unmut über die Festnahme mehrerer Monarchiegegner.

Mit ganzseitigen Titelfotos und zahlreichen Sonderseiten würdigten britische Sonntagszeitungen die erste Krönung eines Monarchen seit 70 Jahren. „König der Welt“ schrieb die „Sunday Mail“, „Krönungsglanz“ das Boulevardblatt „The Sun on Sunday“. Bis zu 20,4 Millionen Menschen im Land hatten die Zeremonie im Fernsehen verfolgt – deutlich weniger als beim Staatsbegräbnis von Charles’ Mutter Queen Elizabeth II. im September 2022, als 26,5 Millionen einschalteten. In ORF2 schauten der Krönung nach Teletestdaten 552.000 Menschen zu.

Die oppositionelle Labour Party kritisierte jedoch das Vorgehen der konservativen Behörden gegen Monarchiegegner und -gegnerinnen. Mehrere Abgeordnete zeigten sich über die Festnahmen besorgt. Der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, wurde in der Nacht zum Sonntag nach 16 Stunden aus dem Gewahrsam freigelassen, aber sein Handy beschlagnahmt. Er kritisierte, es gebe in Großbritannien kein Recht mehr auf friedlichen Protest.

Ein Demonstrant wird von Polizisten während der Krönung von König Charles III. in London durchsucht
APA/AFP/Justin Tallis
Kritisiert wurde das Vorgehen der Polizei gegen Monarchiegegner und -gegnerinnen

Die Regierung hatte das Demonstrationsrecht kürzlich verschärft, nun reicht der Polizei ein Verdacht, dass es zu erheblichen Störungen kommen könnte, als Anlass für Festnahmen. Insgesamt hatte die Londoner Polizei 52 Menschen festgenommen – nach Angaben von Aktivisten in vielen Fällen ohne Begründung. Einsatzleiterin Karen Findlay verteidigte das Vorgehen als verhältnismäßig. Hingegen betonte die Labour-Spitzenpolitikerin Jess Philips, „unsere Nation und unser König sind nicht so verletzlich, dass sie nicht harmlose Proteste mit anderen Ansichten hinnehmen können“.

Blitzbesuch von Harry

Für Aufsehen bei konservativen britischen Medien sorgte auch der Blitzbesuch von Prinz Harry, dem jüngeren Sohn von König Charles, in seiner alten Heimat. Der 38-Jährige sei nach der Krönung noch Samstagabend (Ortszeit) in Los Angeles gelandet. Ein Grund für die schnelle Rückkehr: Harrys Sohn Prinz Archie feierte ebenfalls am Samstag seinen vierten Geburtstag. Mutter Herzogin Meghan war auch deshalb mit Archie und Lilibet (knapp zwei Jahre) zu Hause in Kalifornien geblieben.

Prinz Harry während der Krönung von König Charles III. in London
IMAGO/i Images/Pool /I-Images
Prinz Harry weilte nur kurz in London

Harry und Meghan, die ihre royalen Pflichten vor Jahren aufgegeben hatten, haben den Palast im Allgemeinen und Harrys Bruder Prinz William sowie Stiefmutter Königin Camilla im Besonderen wiederholt scharf kritisiert. Der Fünfte der Thronfolge nahm zwar an der Krönung in der Westminster Abbey teil. Er war aber nicht mehr dabei, als die Königsfamilie vom Palastbalkon den Fans zuwinkte.

Bei konservativen, dem Königshaus nahestehenden britischen Medien hat Harry einen schweren Stand. Als „Markgraf von Montecito“ verspottete ihn die Zeitung „Telegraph“, nach dem kalifornischen Wohnort von Harry und Meghan. „Awkward“ sei sein Kurztrip gewesen, urteilten mehrere Blätter. Der negativ behaftete Begriff bedeutet zwar auch „heikel“, vor allem aber „peinlich“. Doch zeigte sich Harry während der Zeremonie in der Westminster Abbey durchaus fröhlich. Seine Ankunft ging inmitten anderer Royals fast unter.

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Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
Reuters/Piroschka Van De Wouw
Der Tag nach der Krönung wurde in Großbritannien mit einem „Big Lunch“ eröffnet
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
Reuters/Piroschka Van De Wouw
Der „Big Lunch“ findet seit 2009 jährlich statt – dieses Mal im Zeichen der Krönung
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
Reuters/Piroschka Van De Wouw
Die Nachbarschaft trifft sich und feiert zusammen den neuen König und die neue Königin
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
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Dafür wurden in den vergangenen Tagen die Straßen festlich dekoriert
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
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Besonders häufig wird die „Coronation Quiche“ serviert
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
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Das offizielle Krönungsgericht mit Spinat, Bohnen und Estragon enthält keine teuren Zutaten
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
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Zusätzlich werden freilich noch andere britische Köstlichkeiten aufgetischt
Menschen während eines Picknicks einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
IMAGO/ZUMA Wire/Vuk Valcic
Insgesamt waren mehr als 67.000 Veranstaltungen geplant

Großes Krönungsessen

Ungeachtet der familiären Streitigkeiten gingen die Feierlichkeiten am Sonntag weiter. Unter dem Motto „Coronation Big Lunch“ (großes Krönungsessen) waren landesweit Zehntausende Straßenfeste und Teepartys zu Ehren des Königspaares geplant. „Egal, ob das euer erster ‚Big Lunch‘ ist oder er jedes Jahr im Kalender steht, wir senden unsere besten Wünsche an alle, die dabei sind“, schrieben Charles und Camilla in einer Grußbotschaft auf dem Instagram-Kanal des Königshauses. „Wir hoffen, dass es für alle ein tolles Ereignis sein wird.“

London feiert weiter

Nach der Krönung von König Charles III. feiert Großbritannien weiter, berichtet ORF-Korrespondentin Eva Pöcksteiner aus London.

Der jüngste Bruder des Königs, Prinz Edward, und seine Frau Herzogin Sophie wollten sich laut Medienberichten im Ort Cranleigh unter das Volk mischen. Die Töchter von Königsbruder Prinz Andrew, Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie, wurden im Ort Chalfont St. Giles in der Grafschaft Buckinghamshire erwartet.

Eine Frau vor einem Souvenirladen einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
Reuters/Stephanie Lecocq
Natürlich sind die Royals auch ein begehrtes Erinnerungsstück

Jill Biden bei „Coronation Lunch“ in Downing Street

Schauplatz von einem „Coronation Lunch“ war am Sonntag auch die Downing Street, und dort empfingen Premier Rishi Sunak und seine Frau Akshata Murty unter anderen auch US-First-Lady Jill Biden. Zu der Feier vor Sunaks Amtssitz in der Downing Street waren Dutzende weitere Menschen eingeladen, darunter Familien aus der Ukraine und Jugendgruppen.

Die amerikanische First Lady Jill Biden und der britische Premierminister Rishi Sunak während der Big Lunch Party vor Downing Street Nr. 10 in London
Reuters/Frank Augstein
Jill Biden wurde vom britischen Premier Rishi Sunak zum „Big Lunch“ geladen

Beim „Big Lunch“ treffen einander Menschen im ganzen Land zum gemeinsamen Bankett auf der Straße. Die Straßenfeste werden seit 2009 jährlich gefeiert und sollen die Kontakte zwischen Nachbarn fördern und Einsamkeit bekämpfen. Dabei wird auch für wohltätige Zwecke gesammelt. In diesem Jahr stehen sie ganz im Zeichen der Krönung.

Häufig serviert werden dürfte dabei die „Coronation Quiche“. Das Rezept dazu hatte der Palast eigens zur Krönung herausgegeben. Das offizielle Krönungsgericht mit Spinat, Saubohnen und Estragon ist einfach, enthält keine teuren Zutaten und ist vegetarierfreundlich. König Charles knüpft damit an eine Tradition an: Auch schon zur Krönung von Queen Elizabeth II. im Jahr 1953 hatte es ein offizielles Rezept gegeben: Das „Coronation Chicken“ gilt heute als Standardgericht in britischen Haushalten.

Zwei posieren posieren mit Königs-Pappfiguren einen Tag nach der Krönung von König Charles III. in London
Reuters/Stephanie Lecocq
Die erste Krönung seit 70 Jahren fand am Samstag statt

William-Rede beim Krönungskonzert?

Am Abend ist dann ein Krönungskonzert mit Musikstars auf Schloss Windsor geplant. Dazu werden 20.000 Menschen erwartet. Bei dem von der BBC organisierten „Coronation Concert“ sollen unter anderen Katy Perry, Lionel Richie, Andrea Bocelli und die frühere Boyband Take That auftreten. Abgerundet wird das Konzert mit einer Lasershow und Leuchtdrohnen am Himmel.

Thronfolger Prinz William schürte mit einem kurzen Clip in den sozialen Netzwerken zudem Spekulationen, dass er beim großen Krönungskonzert eine Rede halten könnte. Auf den Aufnahmen, die Konzertvorbereitungen zeigen, ist der 41 Jahre alte Prinz vor einem Mikrofon zu sehen und es ist von einer Probe die Rede. Auch Charles und Camilla selbst werden am Abend beim großen „Coronation Concert“ auf Schloss Windsor erwartet. Ein Sprecher des Palastes teilte mit, das Königspaar sei „tief berührt nach den gestrigen Feiern“ und allen sehr dankbar, die dazu beigetragen hätten.

An einem Teil der Krönungszeremonie konnten am Sonntag Kirchen im ganzen Land teilhaben. Die Partitur für die eigens geschriebene Krönungshymne des britischen Starkomponisten Andrew Lloyd Webber wurde an 6.000 Kirchen verteilt. Sie können nun „Make a Joyful Noise“ (deutsch etwa: Macht fröhlichen Lärm) bei ihren Gottesdiensten spielen. Die Komposition, die nach den Krönungen in der Westminster Abbey uraufgeführt wurde, sei ein „Gegenmittel“ nach dem Krebstod seines Sohns vor wenigen Wochen gewesen, hatte Lloyd Webber dem TV-Sender Channel 4 gesagt.

Weltweite Feiern zur Krönung

Weltweit wurde die Krönung von König Charles III. gefeiert. Aufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen wurde das Ereignis in einigen Teilen der Welt noch am Sonntag zelebriert.

Wie der Palast mitteilte, wurde der Krönungsstrauß von Königin Camilla unterdessen auf ihren Wunsch in der berühmten Londoner Kirche auf dem Grab des Unbekannten Soldaten niedergelegt, das symbolisch für die britischen Weltkriegstoten steht. Im Strauß englischer Frühlingsblumen befinden sich etwa Aurikel und Maiglöckchen – beide waren auch im Hochzeitsstrauß der Königin 2005 zu sehen – sowie Nieswurz, die der König damals in seinem Knopfloch trug.