Außenministertreffen der Arabischen Liga in der ägyptischen Hauptstadt Kairo
APA/AFP/Khaled Desouki
Syrien

Arabische Liga beendet Assads Isolation

Vor knapp zwölf Jahren ist Syrien aus der Arabischen Liga ausgeschlossen worden. Grund für die Suspendierung aus dem Zusammenschluss der arabischen Staaten war das gewaltsame Vorgehen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad gegen die eigene Bevölkerung. Nun wurde der Machthaber wieder aus der Isolation geholt.

Die Außenminister der arabischen Länder beschlossen die Rückkehr Syriens in die Gemeinschaft am Sonntag, sagte Gamal Ruschdi, Sprecher des Generalsekretärs der Organisation während eines außerordentlichen Treffens auf Ministerebene in Kairo. Es hieß, Jordanien, Saudi-Arabien, der Irak, der Libanon, Ägypten und der Generalsekretär der Arabischen Liga würden eine ministerielle Kontaktgruppe bilden, um mit der syrischen Regierung Verbindung aufzunehmen und schrittweise Lösungen für die Krise zu suchen.

Die Liga fordert eine Lösung der Probleme infolge des Bürgerkrieges – wie der Flucht von Menschen aus Syrien in dessen Nachbarländer und des Drogenschmuggels in der Region. Das Ende der Suspendierung von Syriens Mitgliedschaft gilt als wichtiger Schritt hin zur Normalisierung der Beziehungen zu dem Land und seinem Präsidenten Assad. Das syrische Außenministerium begrüßte laut der Staatsagentur SANA die Aufhebung der Suspendierung und mahnte „gegenseitigen Respekt“ an.

Gespräch mit Opposition als Auflage

Laut Berichten des Nachrichtenkanals al-Arabija und der emiratischen Zeitung „The National“ ist der Schritt an mehrere Auflagen geknüpft. Syrien soll verpflichtet werden, Gespräche mit der Opposition über eine neue Verfassung wiederaufzunehmen und den Weg zu Wahlen zu ebnen. Zudem soll die Regierung Flüchtlingen die Rückkehr sowie grenzüberschreitende humanitäre Hilfe ermöglichen. Im Gegenzug wollen die arabischen Länder den Wiederaufbau in Syrien finanziell unterstützen und verbündete Staaten zum Abzug aus Syrien bewegen.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad
IMAGO/APAimages/Iranian Presidency Office
Seit 2011 tobt in Syrien ein Bürgerkrieg – Assad sitzt weiterhin an der Macht

Die Arabische Liga hatte die Mitgliedschaft der Assad-Regierung 2011 wegen ihres gewaltsamen Vorgehens gegen die eigene Bevölkerung ausgesetzt. Syrische Regierungstruppen hatten seinerzeit Proteste im Land gewaltsam niedergeschlagen.

Aus den Aufständen entwickelte sich ein bis heute andauernder Bürgerkrieg, in dem mehr als 350.000 Menschen ums Leben kamen. Mehr als 14 Millionen Menschen wurden durch die Kämpfe vertrieben, davon 6,8 Millionen im eigenen Land. Nach UNO-Angaben leben mehr als 90 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Ägypten: Eingriffe von außen haben Krise verschärft

Eine politische Lösung sei der „einzige Weg“ zu einer Einigung, sagte Ägyptens Außenminister Sameh Schukri bei Eröffnung der Sitzung in Kairo. Eingriffe ausländischer Staaten hätten die Krise in Syrien verschärft. Die Hauptverantwortung für eine Lösung liege bei der Regierung in Damaskus. Diese kontrolliert mit Verbündeten inzwischen wieder etwa 70 Prozent des zersplitterten Bürgerkriegslandes.

Das nächste Gipfeltreffen der 22-köpfigen Organisation ist für den 19. Mai in Saudi-Arabien angesetzt. Das Königreich kann Assad mit der Entscheidung vom Sonntag zu diesem Treffen einladen. Al-Arabija zufolge können syrische Delegationen ab sofort wieder an Treffen der Organisation teilnehmen. Eine weitere Zustimmung etwa der Staats- und Regierungschefs oder Monarchen in den arabischen Ländern ist nicht erforderlich.

Militärfahrzeug in Rumaylan (Syrien) vor zerstörtem Gebäude mit Einschusslöchern
APA/AFP/Delil Souleiman
Seit 2011 sind in Syrien wegen der Kämpfe 350.000 Menschen gestorben

Assad nutzte Erdbeben für öffentliche Auftritte

Die formelle Rückkehr Syriens in die arabische Gemeinschaft zeichnet sich schon seit Wochen ab. Vor rund einer Woche hatten sich bereits die Außenminister Jordaniens, Saudi-Arabiens, Ägyptens und des Irak mit ihrem syrischen Amtskollegen Faisal al-Mikdad getroffen, um eine Normalisierung der Beziehungen zu besprechen. Ausschlaggebend für den Schritt war ein Paradigmenwechsel von Saudi-Arabien. Das Schwergewicht am Golf hatte im syrischen Bürgerkrieg zeitweise die Rebellen unterstützt.

Fachleuten zufolge setzen die Golfländer im Gegenzug zur Normalisierung aber auch auf einen verstärkten Kampf gegen den in Syrien grassierenden Drogenhandel. Das Bürgerkriegsland stellt im großen Stil Amphetamine her, die über Schmuggler auch in Nachbarländer gelangen. Die Assad-Regierung soll aber selbst tief in das Geschäft verstrickt sein.

Assad selbst hatte die verheerenden Erdbeben vom 6. Februar in Syrien und der Türkei genutzt, um wieder zunehmend öffentlich aufzutreten. Hinzu kam die Annäherung zwischen den eigentlichen Rivalen Saudi-Arabien und Iran, die im Syrien-Krieg zuvor unterschiedliche Seiten unterstützten.

Unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate drängten auf eine Rehabilitierung Syriens und Assads. Andere Staaten wie Katar lehnten dagegen eine vollständige Normalisierung der Beziehungen ohne eine politische Lösung des Syrien-Konflikts ab. Die Arabische Liga wurde 1945 gegründet und hat ihren Sitz in Kairo. Ihr gehören 21 Staaten an sowie das international nicht anerkannte Palästina, das durch die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) vertreten wird.