Regierung gedenkt Befreiung von Nationalsozialismus

Die Regierung hat heute in einem Festakt der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nannten in ihren Ansprachen die Notwendigkeit des Erinnerns. Die Erinnerungskultur hierzulande habe spät „an Fahrt gewonnen“, so der Regierungschef.

Der Einladung ins Kanzleramt gefolgt waren etliche Regierungsmitglieder, Vertreter der Opposition, Altbundespräsident Heinz Fischer sowie zahlreiche weltliche und geistliche Spitzenrepräsentanten des Landes. Musikalisch begleitet wurde der Festakt von einem Ensemble der Wiener Philharmoniker.

„Ein Menschenleben“ seit Ende von NS-Regime vergangen

Nehammer ging in seiner Rede auf den Erwerb von Flächen des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen durch Österreich ein. Damit würde die Erinnerungskultur neu geordnet, da das dortige KZ noch größer gewesen sei als jenes in Mauthausen. Dank eines Fonds könnten Schulklassen, Exekutivbeamte und Soldaten die Gedenkstätten an den beiden Orten besuchen.

Viele Österreicher hätten sich aktiv beteiligt, was man nach dem Krieg nicht habe erkennen wollen – „auch aus Scham“. Was es auch heute brauche, sei eine Demokratie, die sich gegen Rassismus, Radikalisierung und Antisemitismus wehre.

Kogler erinnerte daran, dass seit Ende des Nazi-Regimes 78 Jahre, quasi ein Menschenleben, vergangen seien. Ihm sei bewusst, was für ein unfassbares Glück es sei, nun in dieser Zeit an diesem Ort zufällig leben zu dürfen. Aufgabe der Politik sei es, Freiheit, Frieden und Sicherheit hoch zu halten und eine geglückte Zukunft für alle Menschen zu ermöglichen.

Historikerin: Stehen wieder vor Zeitenwende

Die Historikerin Barbara Stelzl-Marx meinte als Festrednerin, man stehe heute wieder an einer Zeitenwende. Der Blick zurück solle dazu führen, wachsam zu bleiben und Demokratie, Freiheit und Achtung der Menschenrechte nicht als selbstverständlich zu sehen.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die selbst an dem Festakt teilnahm, nannte den Gedenktag in einer Aussendung einen „Tag der Freude“. Er sei aber auch „immerwährende Mahnung, den gemeinsamen Anspruch ‚Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!‘ lebendig zu halten und ihm neue Kraft zu geben“.