Soldaten auf einer Militärparade in Moskau
APA/AFP/Kirill Kudryavtsev
Ukraine-Krieg

Putin stellt Russland als Opfer dar

Am 78. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland hat Russlands Präsident Wladimir Putin sein Land im Krieg gegen die Ukraine als angebliches Opfer dargestellt. Russland hatte im Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen – und rechtfertigt diesen immer wieder mit der nicht belegten Behauptung, der Westen habe Russland bedroht.

„Heute befindet sich die Zivilisation erneut an einem entscheidenden Wendepunkt“, sagte Putin am Dienstag vor Tausenden Soldaten auf dem Roten Platz in Moskau. „Gegen unser Vaterland wurde ein echter Krieg entfesselt“, fügte er mit Blick auf die Kämpfe gegen die Ukraine hinzu, die er vor mehr als einem Jahr selbst angeordnet hatte. Die westliche Elite säe Hass und Russophobie. „Sie versuchen, unser Land zu zerstören“, behauptete Putin.

„Aber wir haben den internationalen Terrorismus zurückgeschlagen, wir werden die Einwohner des Donbas beschützen und wir werden unsere Sicherheit gewährleisten“, sagte der Staatschef. Auch mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn war in Moskau bis zuletzt in der Regel nur von einer „militärischen Spezialoperation“ die Rede gewesen.

Panzer auf einer Militärparade in Moskau
AP/Alexander Zemlianichenko
Ein Teil der Militärparade am 9. Mai

Staatsgäste anwesend

Neben Putin waren die Spitzen der russischen Politik sowie mit Russland verbündete ausländische Staatsoberhäupter zu sehen – nämlich aus den Ex-Sowjetrepubliken Belarus, Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kirgistan, Usbekistan und Armenien.

Die Feierlichkeiten zum Gedenken an den Sieg über Nazi-Deutschland sind in diesem Jahr von den Rückschlägen der russischen Offensive in der Ukraine geprägt. Sie finden nach Angaben des Kreml „unter großen Sicherheitsvorkehrungen“ statt. Offiziellen Angaben zufolge sind auf dem Roten Platz rund 8.000 Soldaten aufmarschiert – darunter offenbar auch Männer, die in den vergangenen Monaten in der Ukraine kämpften.

Spekulationen über Parade

Insbesondere nach einem Drohnenvorfall am Kreml war in den vergangenen Tagen immer wieder gefragt worden, ob die Parade tatsächlich stattfindet oder eventuell doch aus Sicherheitsgründen abgesagt wird. In der Nacht auf Mittwoch waren nämlich zwei Drohnen bis zum Kreml-Gelände vorgedrungen.

9. Mai: Militärshows in Russland

Am 9. Mai 1945 haben die Nationalsozialisten auch vor der Sowjetunion kapituliert. Russlands Präsident Putin demonstriert an diesem Gedenktag traditionell in Militärshows seine Macht. In einer Rede wirft er dem Westen vor, einen Krieg gegen sein Land zu führen.

Über der Kuppel des Senatspalasts konnten sie von der Luftabwehr zum Absturz gebracht werden. Moskau macht Kiew für den angeblichen Anschlagsversuch auf Putin verantwortlich. Staatliche Medien veröffentlichten Videosequenzen, die die Drohnen zeigen sollen. Die Ukraine wies das zurück und sprach von einer russischen Inszenierung, um sich abermals als Opfer darzustellen.

Abgesagt wurde für dieses Jahr in Moskau allerdings der Traditionsmarsch „Unsterbliches Regiment“, der gewöhnlich nach der Parade abgehalten wird. In mehr als 20 anderen russischen Städten wurden auch die Paraden selbst Medienberichten zufolge wegen des hohen Sicherheitsrisikos gestrichen. In den vergangenen Wochen war es insbesondere im Süden Russlands und auf der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zu Anschlägen gekommen.

Scholz wirft Putin „Machtgehabe“ vor

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz richtete unterdessen eine Warnung an Putin und warf ihm „Machtgehabe“ vor. Die Zukunft gehöre „nicht den Revisionisten, die vom nationalen Ruhm träumen und nach imperialer Macht lechzen“, sagte er am Dienstag in einer Rede im Europäischen Parlament in Straßburg. Die Vergangenheit werde nicht über die Zukunft triumphieren.

„Bleiben wir standhaft in unserer Unterstützung der Ukraine – so lange, wie das nötig ist“, rief der deutsche Politiker den EU-Abgeordneten zu. Zur Begründung für seinen Appell sagte Scholz, niemand wolle zurück in die Zeit, als in Europa das Recht des Stärkeren galt und als kleinere Länder sich größeren zu fügen hatten. Freiheit müsse ein Grundrecht aller bleiben.