Polen: Russlands Botschafter muss vor Soldatenfriedhof umkehren

In Polen haben Demonstrierende Russlands Botschafter daran gehindert, einen Kranz auf einem Friedhof für sowjetische Soldaten niederzulegen. Als Botschafter Sergej Andrejew gestern vor dem Warschauer Mausoleumsfriedhof aus seiner Limousine ausstieg, wurde er von zahlreichen Menschen umringt, wie online verbreitete Aufnahmen zeigen.

der russische Botschafter in Polen, Sergej Andrejew, in Polizeibegleitung vor Demonstranten
IMAGO/ZUMA Wire/Attila Husejnow

Die Demonstrierenden skandierten: „Raschisten“ – eine Mischung aus „Raschja“ und Faschist. Der Begriff „Raschja“, angelehnt an die Aussprache des englischen „russia“, wird seit Kriegsbeginn in der Ukraine für die russischen Besatzer verwendet. Im vergangenen Jahr war der russische Diplomat in Warschau am 9. Mai von Demonstranten mit roter Flüssigkeit übergossen worden.

Russisches Außenministerium kündigt Protest an

Das russische Außenministerium kündigte gestern Abend einen entschiedenen Protest bei der polnischen Regierung an. „Der Vorfall zeigt einmal mehr die Doppelzüngigkeit der Warschauer Politik bei der Bewertung der Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und ihre Versuche, die Rolle unseres Volkes bei der Rettung der von Nazi-Deutschland versklavten Länder Europas zu vergessen“, heißt es in der Mitteilung. Diese Politik der polnischen Behörden werde „nicht ungestraft bleiben“.

Den Weg zum Soldatenfriedhof versperrten zahlreiche Kreuze mit ukrainischen Flaggen und aus Karton errichtete Hochhäuser mit Namen zerstörter ukrainischer Städte. Andrejew legte den Kranz vor den ukrainischen Flaggen ab und fuhr davon.