Polizei vor der Ghriba Synagoge in Djerba
APA/AFP/Yassine Mahjoub
Tunesien

Wachmann tötete Menschen vor Synagoge

Vor der ältesten Synagoge Afrikas auf der tunesischen Mittelmeer-Insel Djerba hat ein Marinewachmann am Dienstagabend zwei Pilger und drei Sicherheitskräfte getötet. Neun weitere Menschen wurden bei der Attacke vor der Ghriba-Synagoge verletzt, wie das tunesische Innenministerium mitteilte. Auch der Täter sei getötet worden.

Der Angreifer, ein Wachmann des Marinezentrums der Nationalgarde in der Hafenstadt Aghir auf Djerba, tötete zunächst einen Kollegen mit seiner Dienstwaffe, nahm dann dessen Munition an sich und ging in Richtung der Synagoge, berichtete das tunesische Innenministerium. Auf dem Vorplatz hielten sich Hunderte Pilgerinnen und Pilger auf. Der Täter habe „willkürlich“ um sich geschossen, so das Ministerium.

Dann habe er das Feuer auf die dort stationierten Sicherheitsbeamten eröffnet, die die Schüsse erwiderten. Laut Behörden konnten die Beamten den Angreifer töten, bevor dieser den Eingang der Synagoge erreichen konnte. Bei den zwei getöteten Pilgern handelte es sich nach Angaben des Außenministeriums in Tunis um eine 30-jährige Person aus Tunesien und eine 42 Jahre alte Person aus Frankreich. Verletzt wurden laut den Angaben vier weitere Besucherinnen bzw. Besucher der Synagoge sowie fünf Wachleute. Das Motiv „für diese feige Tat“ sei noch unklar, so die Behörden.

Polizei vor der Ghriba Synagoge in Djerba
APA/AFP/Yassine Mahjoub
Polizisten überwachen das Gelände

Ermittlungen dauern an

Ghayda Thabet, ein Mitglied der tunesischen Vereinigung zur Unterstützung von Minderheiten, war in der Synagoge und rief auf Facebook zur Hilfe auf. „Sie schießen mit scharfer Munition. Helft uns!“, flehte sie in einem Beitrag. In sozialen Netzwerken verbreitete Videos schienen zu zeigen, wie panische Menschen durch ein Nachbargebäude der Synagoge laufen, während Schüsse zu hören sind. Die mit tunesischen Flaggen geschmückte Karawanserei – ursprünglich eine Herberge für Reisende – ist wie die Synagoge selbst Schauplatz der Feierlichkeiten. Von einer terroristischen Tat wollten die Behörden nicht sprechen. Die Ermittlungen dauerten noch an.

Tote bei Angriff auf Synagoge in Tunesien

Bei einem Angriff nahe einer Synagoge während der jährlichen Pilgerfahrt auf die tunesische Insel Djerba sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Ein Wachmann habe Behördenangaben zufolge zunächst einen Kollegen erschossen, ehe er wahllos auf Menschen in der Nähe der Synagoge feuerte. Kurz darauf wurde er von Sicherheitskräften getötet. Die Behörden nannten kein Motiv für die Tat.

In der Synagoge findet in diesen Tagen das jüdische Fest Lag baOmer statt, zu dem jedes Jahr viele einheimische Gläubige sowie Pilgerinnen und Pilger aus Israel, Frankreich und anderen Ländern anreisen. An der diesjährigen Wallfahrt zur Ghriba-Synagoge nahmen nach Angaben der Organisatoren mehr als 5.000 Menschen teil, überwiegend aus dem Ausland. Während des Angriffs sollen sich den Behörden zufolge rund tausend Menschen in der Synagoge aufgehalten haben. Die Pilgerfahrt nach Ghriba zählt zur jüdischen Tradition in Tunesien. Während des Fests gelten jedes Jahr besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) sprach indes bereits von einem tödlichen Terroranschlag und verurteilte diesen. Weltweit richteten sich weiter unzählige Terroranschläge gegen Jüdinnen und Juden, „selbst wenn sie im Gebet versammelt sind“, sagte EJC-Präsident Ariel Muzicant am Mittwoch in Brüssel – mehr dazu in religion.ORF.at.

Viele seit Unabhängigkeit ausgewandert

Seit der Unabhängigkeit des nordafrikanischen Landes von Frankreich im Jahr 1956 ist die Zahl der Jüdinnen und Juden von rund 100.000 auf geschätzt 1.500 gesunken. Die meisten von ihnen leben heute auf Djerba. Tunesien unterhält keine diplomatischen Verbindungen zu Israel, lässt dessen Bürgerinnen und Bürger aber im Rahmen organisierter Touren zum Fest ausnahmsweise ins Land.

Ghriba Synagoge in Djerba
Reuters/Jihed Abidellaoui
Die Synagoge Ghriba ist eine beliebte Pilgerstätte

Lag baOmer ist ein jüdisches Freudenfest. Es unterbricht traditionell die Trauerzeit zwischen dem Pessachfest – das der Befreiung der Juden aus der Sklaverei der ägyptischen Pharaonen gedenkt – und dem Erntedankfest Schawuot.

Die auch bei Touristinnen und Touristen beliebte Synagoge mit ihren prachtvoll gestalteten Innenräumen stammt aus dem Jahr 1920. Ihr Grundstein soll aus dem zerstörten Tempel von Jerusalem stammen. 2002 wurden bei einem Bombenanschlag mit einem Lastwagen am Eingang der Synagoge während der jährlichen jüdischen Pilgerfahrt 20 Menschen getötet. Die islamistische Terrororganisation al-Kaida bekannte sich zu diesem Anschlag, dem neben deutschen und französischen Touristen und Touristinnen auch Menschen aus Tunesien zum Opfer fielen.