Teya & Salena aus Österreich
ORF/Roman Zach-Kiesling
Song Contest

Teya & Salena auf Finalkurs

Am Donnerstagabend wird es in Liverpool ernst für Teya & Salena: Das zweite Semifinale des Eurovision Song Contest steht auf dem Programm, bei dem sich das österreichische Duo einen Platz im Finale am Samstag sichern will. Geht es nach sämtlichen Beobachterinnen und Beobachtern, dürfte das reine Formsache sein. Ihr Song „Who the Hell Is Edgar?“ sticht deutlich aus dem Teilnehmerfeld hervor.

Denn sah man im ersten Semifinale noch viel Spektakuläres und Außergewöhnliches, so steht am Donnerstag vor allem in punkto Bühneninszenierungen eher Schonkost auf dem Speisezettel: Viele Acts setzen auf klassische Song-Contest-Genres wie traurige Powerballade und beschwingter Dancetrack. Oder beides gleichzeitig.

Teya & Salena liegen bei den Buchmachern bei der Liste der Aufstiegskandidatinnen und -kandidaten im zweiten Semifinale auf Platz eins, im Finale wird ihnen mindestens eine Top-Ten-Platzierung zugetraut. Internationale Medien wie der „Guardian“ loben den Song, und auch bei Horden an Song-Contest-Bloggern steht das Duo hoch im Kurs.

Gesamtpaket passt

Gelobt wird die nicht nur die catchy Melodie und die Idee des Songs, von einem düsteren Poe(ten) besessen zu sein, der einen Text diktiert: Die beiden beschreiben in „Who the Hell Is Edgar?“ auch das Musikbusinessprekariat, bei dem für Künstlerinnen und Künstler für gestreamte Musik praktisch nichts abfällt. Sie gehen mit Startnummer 13 von 16 ins Abenteuer Song Contest.

Teya & Salena im zweiten Halbfinale

Am Donnerstag geht das zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest in Liverpool über die Bühne. Diesmal treten auch die österreichischen Kandidatinnen Teya & Salena auf.

Viele Kinder von Traurigkeit

Teya & Salena heben sich auch deshalb stark vom Rest ab, weil dort thematische getragene Traurigkeit dominiert. Brunette aus Armenien besingt ihren „Future Lover“, das lässt sie aber nicht besonders heiter werden. Der Song mit balladeskem ersten und stakkatoartigem zweiten Teil gilt als finaltauglich.

„Break a Broken Heart“ singt Andrew Lambrou aus Zypern, womit schon fast alles Wissenswerte dazu gesagt wäre. Ähnlich verhält es sich mit Victor Vernicos aus Griechenland, der in „What They Say“ über das Leben und sich selbst philosophiert und gegen nervös zirpende Musik im Hintergrund ansingt.

Andrew Lambrou aus Zypern
EBU/Sarah Louise Bennett
Um Herzschmerz geht es beim zypriotischen Beitrag – und nicht nur dort

Zwischen Balladen und Balkan-Pop

Melancholisch geht es auch im Baltikum zu: Den Letten Sudden Lights hat das schon den Finaleinzug gekostet, Alika aus Estland und Monika Linkyte aus Litauen droht vielleicht ein ähnliches Schicksal. Dija aus Island setzt bei „Power“ stärker auf Ausdruckstanz, ihre Chancen auf den Finaleinzug stehen aber eher schlecht.

Eine klassische Powerballade mit Elektronikeinsprengseln liefert Iru Khechanovi für Georgien. Ihr „Echo“ könnte dank eines eingängigen Refrains am Samstag widerhallen. Traditionellen Balkan-Pop bietet heuer nur Albanien mit Sängerin Albina.

Iru aus Georgien
Sarah Louise Bennett
Georgien bringt eine der heuer seltenen Powerballaden

Bands vom Band

Im Vergleich zu den Vorjahren recht hoch ist heuer die Banddichte im Bewerb, und das, obwohl die Musik ja vom Band kommt: Drei sind am Donnerstag zu sehen. Für Australien haben Voyager die lange Reise nach Liverpool angetreten: „Promise“ ist eine melodische gehaltene Rocknummer, die wohl aus dramaturgischen Gründen hie und da ins Metal-Gegrunze fällt. Das sollte für den Finaleinzug reichen.

Liveticker in ORF.at

Das Semifinale am Donnerstag ist ab 21.00 Uhr live in ORF1 und im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen. ORF.at begleitet den Bewerb mit einem Liveticker – samt Bildern, animierten GIFs und Social-Media-Kommentaren.

Für Slowenien treten die sympathischen Indie-Burschen Joker Out an, die sich bei „Carpe Diem“ recht stark an The Killers orientieren. Relativ jenseitig und zurecht chancenlos sind Piqued Jacks aus San Marino, die mit allerlei tierischen Vergleichen Anmachversuche auf dem Dancefloor besingen.

Theodor Andrei war in der nationalen Ausscheidung in Rumänien noch mit Band und halbnacktem Tanzpersonal angetreten, dem internationalen Publikum wollte man die charmant-dilettantische Inszenierung leider nicht zumuten, er muss „D.G.T. (Off and On)“ nur unterstützt von einer Tänzerin vortragen.

Theodor Andrei aus Rumänien
EBU/Sarah Louise Bennett
Theodor Andrei aus Rumänien wird am Donnerstag nicht der einzige Mann in Pink sein

Wirbel um polnische Auswahl

Wohl an die Generation TikTok richten sich die Beiträge aus Dänemark und Polen. Reiley aus Dänemark – der weit älter ist als er aussieht – liefert mit „Breaking My Heart“ eine interessant reduzierte Popnummer, die aber mit Stop-and-Go-Passagen und gehauchten Worten gleich einige Fallen für die Liveperformance parat hält.

Teletwitter

Vom Teletwitter-Team ausgewählte Tweets mit „#ESCORF“ werden während der TV-Übertragungen auf der ORF-Teletext-Seite 780 eingeblendet.

Polen schickt Blanka, was im Vorfeld für recht viel Wirbel sorgte, weil aufgrund einiger sehr augenscheinlicher Indizien dem polnischen Fernsehen Schiebung vorgeworfen wurde. Es ergibt eben eine schiefe Optik, wenn der Sieg schon vor dem Bewerb verkündet wird und die halbe nationale Jury mit der Siegerin verhabert ist. Jedenfalls setzt Polen auf Modellook und Latino-Vibes. Und, das sei schon verraten, auf ein Trickkleid.

Mindestens eine Generation weiter ist Gustaph, der für Belgien antritt und optisch wie auch von der Stimmfarbe sehr an Boy George erinnert. Die soulig angehauchte 90er-Dance-Nummer „Because Of You“ wird wohl Fans finden, ob es genügend fürs Finale sind, wird sich zeigen.