EU rechnet 2023 mit Wirtschaftswachstum in Ukraine

Die EU-Kommission hat erstmals eine Konjunkturprognose für die Ukraine erstellt – und diese fällt überraschend positiv aus. Nach einem Einbruch um rund 29 Prozent im vergangenen Jahr werde die ukrainische Wirtschaft „in diesem Jahr voraussichtlich um 0,6 Prozent und 2024 um 4,0 Prozent wachsen“, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni heute bei Vorstellung der Daten in Brüssel.

Die Wirtschaft des von Russland angegriffenen Landes habe sich als „ungemein widerstandsfähig“ erwiesen, sagte Gentiloni, der nach eigenen Angaben erstmals eine Prognose für die EU-Kandidatenländer veröffentlichte.

Die Vorausschau für die Ukraine sei allerdings „außerordentlicher Unsicherheit unterworfen und hängt entscheidend von der Entwicklung des Krieges ab“, räumte die Brüsseler Behörde in ihrem Frühjahrsbericht ein.

IWF rechnet mit Rezession

Deutlich pessimistischer ist der Internationale Währungsfonds (IWF): Er rechnet nach Angaben von Ende April weiter mit einer Rezession in der Ukraine – auch wenn sich diese mit minus 3,0 Prozent des Bruttoninlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr abschwächen könnte im Vergleich zu einem Minus von 30,3 Prozent im vergangenen Jahr. Für 2024 gibt der IWF gar keine Prognose ab.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt auf einen raschen Beginn der EU-Beitrittsgespräche. Dafür wären alleine im Wirtschaftsbereich umfangreiche Reformen nötig, wie der Kommissionsbericht zeigt.

Problematisch seien unter anderem das „hohe Maß an Korruption und chronisch niedrige Investitionen“, heißt es. Mit ihrer großen Abhängigkeit von Sektoren wie Landwirtschaft und Bergbau sei die ukrainische Wirtschaft zudem „weniger breit aufgestellt“ als die der EU und großem Staatseinfluss unterworfen.