Tichanowskaja erwartet politischen Wechsel in Belarus

Angesichts der Gerüchte über Gesundheitsprobleme des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko hat die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja die Bevölkerung aufgerufen, sich auf einen politischen Wechsel vorzubereiten.

„Wir müssen auf jedes Szenario gut vorbereitet sein. Um Belarus auf den Weg der Demokratie zu bringen und eine Einmischung Russlands zu verhindern“, schrieb sie heute auf Twitter. Die internationale Gemeinschaft müsse „proaktiv und schnell“ sein.

Lukaschenko ist seit Tagen nicht mehr öffentlich aufgetreten und sogar wichtigen Terminen wie staatlichen Feierlichkeiten seines Landes ferngeblieben. Zuletzt zeigte er sich am Dienstag in Moskau bei der Feier zum Gedenken an den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.

Proteste gewaltsam niedergeschlagen

Beobachterinnen und Beobachtern zufolge wirkte er deutlich erschöpft, er nahm zudem nicht an einem Essen mit Russlands Präsident Wladimir Putin teil. Anders als üblich wandte sich Lukaschenko am 9. Mai auch nicht an die belarussischen Kriegsveteranen.

Der 68-jährige Lukaschenko ist seit 1994 in Belarus an der Macht. Nach der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl 2020 beanspruchte er den Sieg für sich. Es folgten Massenproteste, an denen sich Hunderttausende Menschen beteiligten.

Lukaschenko ließ die Proteste gewaltsam niederschlagen. Tausende Menschen wurden festgenommen oder flohen ins Ausland. Auch Lukaschenkos Gegenkandidatin bei der Präsidentschaftswahl, Tichanowskaja, war nach den Protesten ins benachbarte Litauen geflüchtet.