Diamant auf einer Aktion
Reuters
Gipfel in Hiroshima

G-7 nimmt Russlands Diamanten ins Visier

Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen (G-7) will den milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einschränken. Im japanischen Hiroshima werden ab Freitag diese und andere Sanktionen besprochen. US-Präsident Joe Biden will in der symbolträchtigen Stadt auch an Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Atombombenabwurfs 1945 teilnehmen.

Der Diamantenhandel ist für Russland ein wichtiger Wirtschaftszweig und eine nennenswerte Einkommensquelle. 2021, im letzten Jahr, in dem der staatliche Diamantenförderer Alrosa seine Zahlen offenlegte, erzielte das Unternehmen 332 Milliarden Rubel (rund vier Milliarden Euro) an Einnahmen. Russland gilt als weltweit größter Produzent von Rohdiamanten.

Daher will die G-7 nun hier ansetzen. Eine entsprechende Erklärung soll beim G-7-Gipfel in Hiroshima beschlossen werden. Es gehe darum, die Einnahmen des Staates aus dem Verkauf von Rohdiamanten durch effektive und koordinierte Maßnahmen zu reduzieren. Dazu soll auch sichergestellt werden, dass über Länder wie Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehandelte Edelsteine auch nach ihrem Weiterverkauf noch als russische Diamanten erkennbar sind. In der EU sei der Handel mit russischen Diamanten schon jetzt durch freiwillige Selbstverpflichtungen um etwa 80 Prozent zurückgegangen, hieß es aus Kreisen der G-7 gegenüber Nachrichtenagenturen.

Biden droht Russland bei G-7-Gipfel

US-Präsident Biden erklärt beim G-7-Gipfel in Japan im Gespräch mit Japans Premier Kishida, die USA würden der Ukraine beistehen und Russland zur Verantwortung ziehen. Der Krieg in der Ukraine hat zu einer Neuordnung in der Geopolitik und im Verhältnis der G-7 zu China geführt.

Geschäfte laufen gut

Bisher hat die EU den Handel nicht generell eingeschränkt. Als ein Grund galt bis dato unter anderem der Widerstand aus Belgien. Die flämische Hafenstadt Antwerpen gilt seit dem 16. Jahrhundert als Diamantenzentrum der Welt.

Die USA, Kanada und Großbritannien hatten Sanktionen gegen Alrosa verhängt. Nach Angaben des scheidenden Alrosa-Generaldirektors Sergej Iwanow – Sohn des gleichnamigen Ex-Verteidigungsministers und engen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin – hat das dem Geschäft des Konzerns aber kaum geschadet. Der Plan für 2022 sei übererfüllt worden, auch das erste Quartal 2023 gut verlaufen.

Gruppe der Sieben

Die G-7 ist eine informelle Allianz führender demokratischer Industrienationen. Die Mitglieder sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA sowie die EU. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird online am Gipfel teilnehmen.

Iwanow zeigte sich optimistisch, dass neue Sanktionen nicht greifen würden. „Man kann uns nicht ersetzen“, immerhin belaufe sich der Anteil Alrosas am weltweiten Diamantenhandel auf etwa 30 Prozent, sagte Iwanow in einem Interview mit der Tageszeitung „Kommersant“. Den vorherigen Beschränkungen etwa beim Ankauf von westlicher Fördertechnik und bei Bankendienstleistungen sei Alrosa durch die Umstellung auf andere Dienstleister begegnet.

Details zu den neuen G-7-Plänen nannten die Diplomaten am Donnerstag noch nicht, diese müssten noch geklärt werden. So ist beispielsweise unklar, wie Indien zumindest zu einer indirekten Beteiligung bewegt werden soll. Nach Angaben aus Moskau werden dort sehr viele Diamanten geschliffen, das Land beteiligt sich bisher nicht an den Sanktionen der G-7.

Keine US-Entschuldigung in Hiroshima

Im Fokus der G-7 stehen in Hiroshima aber auch noch andere Themen wie Ernährungssicherheit, Klimaschutz und der Umgang mit China. US-Präsident Biden beschwor dazu die Partnerschaft mit Gastgeber Japan. „Wenn unsere Länder zusammenstehen, sind wir stärker. Und ich glaube, dass die ganze Welt sicherer ist, wenn wir das tun“, so Biden am Donnerstag.

Dass die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte ihren Gipfel in diesem Jahr in Hiroshima abhalten, ist vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und Moskaus Nukleardrohungen mit großer Symbolik verbunden. Für den Atombombenabwurf über Hiroshima im August 1945 will sich Biden aber nicht entschuldigen. Das stellte Bidens nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, schon vorab klar. Der Präsident werde gemeinsam mit den anderen G-7-Staats- und Regierungschefs an einer Kranzniederlegung und anderen Gedenkveranstaltungen teilnehmen. „Aber das ist aus seiner Sicht kein bilateraler Moment.“ Biden komme, „um Respekt zu zollen“.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) erwartete aber vom Gipfel ein klares Signal gegen den Einsatz von Atomwaffen. „Das ist hier ein sehr symbolträchtiger Ort. Die nukleare Katastrophe, die hier erlebt worden ist, ist eine Mahnung an uns alle, dass wir dafür Sorge tragen müssen, dass es niemals zum Einsatz von Atomwaffen kommt“, so Scholz am Donnerstag. Das Thema werde bei dem Treffen eine zentrale Rolle spielen.