Der urkainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
AP/Matthias Schrader
G-7-Gipfel

Selenskyj kündigt Teilnahme an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird an dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrieländer (G-7) im japanischen Hiroshima teilnehmen. Widersprüchliche Angaben gab es dahingehend, ob Selenskyj persönlich oder per Videoschaltung bei dem Treffen sprechen wird. Inzwischen gingen in der Nacht die russischen Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew weiter.

Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Olexij Danilow, sagte dem ukrainischen Fernsehen am Freitag, der Präsident werde in Person nach Hiroshima fliegen. „Dort werden sehr wichtige Dinge entschieden werden, und deshalb ist die Anwesenheit unseres Präsidenten absolut notwendig, um unsere Interessen zu verteidigen“, so Danilow.

Doch könnte sich das Medienberichten zufolge um ein Ablenkungsmanöver handeln. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine gehört jedenfalls zu den Hauptthemen des Treffens in Hiroshima.

Gruppe der Sieben

Die G-7 ist eine informelle Allianz führender demokratischer Industrienationen. Die Mitglieder sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA sowie die EU.

„Russlands Kriegsmaschinerie“ lahmlegen

Die G-7-Staats- und Regierungschefs bestehen auf einem „vollständigen und bedingungslosen Abzug“ Russlands aus der Ukraine, wie aus einer Gipfelerklärung hervorging. Die G-7 will die Ukraine auch finanziell im kommenden Jahr weiter unterstützen. „Ein gerechter Frieden ist nicht möglich ohne den vollständigen und bedingungslosen Abzug der russischen Truppen und militärischer Ausrüstung. Dies muss in jedem Friedensaufruf enthalten sein“, hieß es weiter.

Die G-7 beschloss außerdem, „Russland die G-7-Technologien, Industrieausrüstung und Dienstleistungen zu entziehen, die seine Kriegsmaschinerie unterstützen“. In Hiroshima angekündigte Sanktionen umfassen den Angaben zufolge Exportbeschränkungen für Güter, die „entscheidend für Russland auf dem Schlachtfeld“ sind, sowie Sanktionen gegen Unternehmen und Organisationen, die für Moskau Kriegsmaterial an die Front bringen.

Reise durch G-7-Staaten

Der G-7 gehören die USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada sowie zusätzlich Vertreter der Europäischen Union an. Selenskyj war in den vergangenen Tagen bereits durch mehrere G-7-Staaten gereist und hatte bei Besuchen in Rom, Berlin, Paris und London um weitere Unterstützung der Partner geworben. Selenskyj ist derzeit laut Reuters auf dem Weg zum Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Saudi-Arabien. Er könnte vom Tagungsort Dschidda aus mit einem französischen Regierungsflugzeug weiter zum G-7-Gipfel reisen.

Rauchsäule über Kiew
Reuters
Kiew wird seit Tagen von Russland angegriffen

Reisen des ukrainischen Präsidenten sind angesichts des Krieges mit einem hohen Risiko und enormem Sicherheitsaufwand verbunden, ebenso mit einer genauen Abwägung, ob das Kriegsgeschehen eine Abwesenheit Selenskyjs zulässt. Das gilt einmal mehr für eine lange Reise um die halbe Welt, wie nach Japan. Seinem Erscheinen auf dem G-7-Gipfel käme daher besondere Bedeutung zu. Er dürfte dort versuchen, sich weitere Unterstützung für sein Land zu sichern.

Angriffe auf Kiew

Diese hat Selenskyj nötig, denn erneut wurde Kiew über Nacht Ziel russischer Angriffe. „Der zehnte Luftangriff in 19 Tagen im Mai“, teilte die Militärverwaltung von Kiew im Messengerdienst Telegram mit. Es habe in der Nacht mehrere Angriffswellen mit Drohnen gegeben. Alle in der Luft entdeckten Ziele, die in Richtung Kiew geflogen seien, seien zerstört worden, hieß es.

Militärvertretern und Medienberichten zufolge gab es auch Explosionen in den Städten Lwiw und Riwne im Westen des Landes sowie in Cherson und Krywyj Rih im Süden. In der Nacht zuvor hatte die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge eine „beispiellose“ Welle von russischen Luftangriffen abgewehrt. Ukrainische Luftabwehreinheiten hätten 29 der 30 von Russland auf Kiew und andere Landesteile abgefeuerten Marschflugkörper zerstört und vier Drohnen abgeschossen, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Das russische Verteidigungsministerium versicherte hingegen, alle Ziele bei den Angriffen „zerstört“ zu haben.

G-7-Gipfel in Japan gestartet

Am Freitag hat in Hiroshima in Japan der G-7-Gipfel begonnen. Zentrales Thema ist einmal mehr der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die EU, die USA und Großbritannien haben bereits neue Strafmaßnahmen gegen Moskau verkündet.

Gedenken an Opfer von Hiroshima

Indes gedachten die G-7-Staats- und Regierungschefs in Hiroshima der Opfer des ersten Atombombenabwurfs über Japan am 6. August 1945. Zu Beginn ihres Gipfels ehrten sie die Toten mit Kranzniederlegungen am Mahnmal in der Stadt, die bei dem US-Angriff im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden war. Unter dem einfachen Betonbogen liegt ein steinerner Sarkophag, in dem ein Register mit den Namen der bisher 333.907 Atombombenopfer aufbewahrt wird.

US-Präsident Joe Biden legte einen Kranz nieder. So wie der frühere US-Präsident Barack Obama, der den Friedenspark von Hiroshima 2016 besucht hatte, wollte er sich beim G-7-Gipfel nicht für den Atombombenabwurf seines Landes entschuldigen. Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hatte nach seiner Ankunft in Japan gesagt, Hiroshima sei ein „Mahnmal, dass wir eine Verantwortung haben für Frieden und Sicherheit in der Welt“.

G7-Gipfel in Hiroshima, Japan
Reuters/Susan Walsh
Die Größen der führenden westlichen Industrienationen fanden sich in Hiroshima ein

Japans Ministerpräsident Fumio Kishida hat als Gastgeber Hiroshima als Tagungsort der G-7 ausgewählt. Mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine soll der Gipfel an diesem symbolträchtigen Ort auch an die Folgen eines Einsatzes von Kernwaffen erinnern. Der russische Präsident Wladimir Putin hat seit Beginn der Invasion wiederholt mit dem Atomwaffenarsenal seines Landes gedroht.

Chinas Großmachtstreben, Weltwirtschaft, Klimaschutz

Neben dem Thema Ukraine will die Gipfelrunde zudem Antworten auf das Großmachtstreben Chinas im indopazifischen Raum geben. Vor allem Biden erwartet von den Partnern Unterstützung, um China politisch und ökonomisch in die Schranken zu weisen. Auch über die schwierige Lage der Weltwirtschaft und Fragen des Klimaschutzes will die Gipfelrunde beraten. Schon bevor die Staats- und Regierungschefs sich am Freitag an einen Tisch setzten, kündigten die USA und Großbritannien neue Strafmaßnahmen gegen Russland und dessen Unterstützer an.

G-7-Gipfel in Japan

Die G-7 trifft sich am Freitag im japanischen Hiroshima zu einem Gipfel. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wird dort im Vordergrund stehen. Auch der ukrainische Präsident Selenskyj wird bei dem G-7-Gipfel erwartet.

Bis Sonntag wollen alle G-7-Staaten Maßnahmen auf den Weg bringen, um den Export von Rohdiamanten aus Russland – weltweit größter Produzent – einzuschränken. Eine entsprechende Gipfelerklärung soll beschlossen werden. „Wir werden den Handel mit russischen Diamanten einschränken“, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel am Rande G-7-Gipfels.

In Anspielung auf den James-Bond-Film „Diamonds Are Forever“ fügte er hinzu: „Russische Diamanten sind nicht für immer.“ Der staatliche russische Diamantenförderer Alrosa erzielte 2021 – im letzten Jahr, in dem er Zahlen offenlegte – 332 Milliarden Rubel (rund vier Milliarden Euro) Einnahmen.