Ein vergoldetes Klavier im Empfangssalon des Parlaments
APA/Hans Klaus Techt
„Schlicht, schwarz“

Sobotka will goldenen Flügel austauschen

Der Bösendorfer-Flügel mit der vergoldeten Innenseite hat die Wogen hochgehen lassen. Der Mietvertrag mit dem Parlament läuft im Juni aus und wird nicht verlängert, wie der „Kurier“ am Donnerstag berichtete. Gegenüber ORF.at hieß es aus dem Büro von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), dass man ein „schlichtes, schwarzes Klavier“ anschaffen werde.

„Kunst und Kultur haben in Österreich einen sehr hohen Stellenwert. Leider hat die politische Polarisierung in diesem Fall viele andere positive Aspekte im neu renovierten Hohen Haus überstrahlt. Nachdem mehrere Optionen geprüft wurden, hat sich der Präsident dazu entschlossen, ein schlichtes, schwarzes Klavier anzuschaffen. Diesbezügliche Gespräche laufen“, hieß es in einer E-Mail aus Sobotkas Büro an ORF.at.

Die Anschaffung des wertvollen Klaviers geht auf eine Initiative Sobotkas zurück. Die monatlichen Mietkosten des mit 23-karätigem Gold verzierten Instruments belaufen sich auf 3.000 Euro. Die Opposition hatte sowohl die Anschaffung als auch die Kosten wiederholt scharf kritisiert.

Sobotka hatte darauf verwiesen, dass das Klavier schon im 19. Jahrhundert in den ursprünglichen Plänen von Parlamentsarchitekt Theophil Hansen vorgesehen gewesen sei. Laut „Kurier“ soll der Nationalratspräsident nun aber den Entschluss, den Vertrag mit Bösendorfer nicht zu verlängern, bei der Präsidiale im Parlament den Klubobleuten der fünf Fraktionen mitgeteilt haben.

Ein vergoldetes Klavier im Empfangssalon des Parlaments
APA/Hans Klaus Techt
Der Mietvertrag mit Bösendorfer soll nicht verlängert werden

Gedanken über Kauf

Mitte April hatte Sobotka noch darüber nachgedacht, das umstrittene Klavier anzukaufen. „Wir werden eine Möglichkeit suchen, das Klavier zu kaufen“, sagte er im Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Kosten würde es etwa 140.000 Euro. Eine „abschließende Entscheidungsfindung“, was den Kauf betrifft, gebe es nicht, hieß es damals. Es würden alle Optionen geprüft werden.

Der Ankauf sei zunächst nicht in Betracht gezogen worden, „da die Vorteile der Miete vorerst überwiegen“, hieß es zuletzt auch in einer Anfragebeantwortung von Sobotka. Es sei eine Variante gewählt worden, bei der der Flügel nach einigen Monaten oder Jahren gekauft werden könnte, wobei die Miete einberechnet würde.

Stattdessen wird nun aber ein Modell ohne Goldausstattung, dafür aber mit einer besseren Transportierbarkeit angekauft, wie es zunächst aus Parlamentskreisen gegenüber ORF.at hieß. Wäre der Goldflügel gekauft worden, wären die Mietkosten einberechnet worden. Ob das auch für ein anderes Modell zutrifft, ist unklar. Für die FPÖ brauchte es gar kein Klavier, ein „Triangel“ würde auch reichen, so FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz in einer Aussendung.

Heftige Debatte im Nationalrat

Besonders scharf fiel die Kritik im November 2022 aus. Damals sorgte der Bösendorfer-Flügel für eine laute Diskussion im Nationalrat. Während der Debatte zum Buchpreisbindungsgesetz sagte SPÖ-Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek, dass man nichts gegen Kultur oder ein Klavier im Parlament habe. „Kunst soll polarisieren“, betonte sie. Aber Sobotka hätte die Parlamentsparteien in diese Entscheidung einbinden sollen. Es stelle sich nämlich schon die Frage, ob man einen Flügel nicht gleich ankauft.

Kultursprecherin Eva Blimlinger von den Grünen hatte zuvor von einer „unsäglichen Klavierdebatte“ gesprochen: Sobotkas Alleingang sei „vielleicht nicht klug“ gewesen, aber jetzt die Aggression gegen die Kunst zu richten, sei „lächerlich“. Blimlinger fuhr fort: „Ich verstehe das durchaus, dass man sich über den Präsidenten ärgert und über seine Alleingänge, aber das auf dem Rücken der Kunst auszutragen, das ist die Kunstfeindlichkeit.“ Laut der Parlamentarierin wäre aus Sicht eines Musikers ein Steinway-Flügel ohnehin besser gewesen.

„Klavier ist immer etwas Befruchtendes“

Die ÖVP stimmte im Chor mit ein und kritisierte die SPÖ für ihre Haltung in dieser Angelegenheit. „Ein Klavier ist immer etwas Befruchtendes, und ich glaube, dieses Klavier wird die nächsten 100 Jahre, wenn wir alle vermutlich gar nicht mehr im Hohen Haus sitzen werden, viel Freude machen, Menschen verbinden, bei vielen Veranstaltungen Menschen zum Nachdenken und zum Diskutieren verhelfen“, sagte ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer.

Gegen den Vorwurf, man habe etwas gegen Kunst, wehrte sich SPÖ-Abgeordnete Sabine Schatz. „Wir sind gegen Alleingänge des Parlamentspräsidenten. Es ist unser Parlament und nicht nur das Parlament des Parlamentspräsidenten“, so Schatz. Die SPÖ sei hingegen nicht gegen ein Klavier im Parlament, „wir sind nur gegen den Protz, den ein vergoldetes Klavier darstellt, und gegen das, was es kostet“.

Daraufhin meldete sich erneut Großbauer zu Wort und bezeichnete die Debatte als „scheinheilig“. Es würden ständig Äpfel mit Birnen miteinander verglichen werden, weshalb sie das nun auch tun werde: Die Stadt Wien gebe nämlich für das Johann-Strauss-Festjahr 2025 rund 20 Mio. Euro aus. „Das sind 2.300 Euro pro Stunde“, so die Politikerin. „Jetzt könnte ich sagen, das ist ganz schön protzig für Johann Strauss, der eh schon weltberühmt ist.“