Feuerwehr auf einem Schlauchboot in Lugo
Reuters/Claudia Greco
Zehntausende in Sicherheit gebracht

Neue Überflutungen in Italien befürchtet

Die Überschwemmungen und Erdrutsche nach heftigen Regenfällen in Italien haben nach Behördenangaben von Samstag mittlerweile mehr als 36.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. In der bisher am schwersten betroffenen Region Emilia-Romagna gilt teils bis Montag weiter Alarmstufe Rot. Anhaltende Niederschläge ließen zuletzt auch im Piemont die Pegel ansteigen – darunter beim bereits Hochwasser führenden Po.

Bei Villafranca und Carignano hat der Fluss am Sonntag die Alarmstufe überschritten, wie unter anderem die öffentlich-rechtliche RAI am Sonntagvormittag mitteilte. Bei Carde ist der Po demnach bereits über die Ufer getreten, mehrere Straßen, darunter auch die Staatsstraße 589, sind den Angaben zufolge gesperrt. In Teilen der Region gilt die zweithöchste Alarmstufe Orange – unter anderem für die Provinz der gleichnamigen Hauptstadt Turin.

Die Region Piemont verwies am Vormittag auf anhaltende Regenfälle, davon sei der gesamte westliche Alpenbogen betroffen. Auch die Pegel einiger Wildbäche liegen den Angaben zufolge schon über der Warnschwelle. Dutzende kommunale Einsatzzentralen seien in Alarmbereitschaft. Über tausend Freiwillige seien derzeit hauptsächlich mit der Überwachung des Gebiets beschäftigt, wie es in der Aussendung der Region weiter heißt.

Meloni besucht Emilia-Romagna

In der Emilia-Romagna wollte am Sonntag Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die am heftigsten betroffenen Gebieten besuchen. Die Regierungschefin landete ANSA-Angaben zufolge am Nachmittag auf dem Flughafen von Rimini. Meloni verließ den noch bis Sonntag laufenden G-7-Gipfel im japanischen Hiroshima früher als geplant.

„Ehrlich gesagt kann ich in einem so komplexen Moment nicht so weit von Italien entfernt bleiben“, sagte sie am Samstag im Gespräch mit Reporterinnen und Reportern. Sie dankte den 5.000 mobilisierten Helferinnen und Helfern sowie den G-7-Staats- und -Regierungschefs für deren Hilfsangebote.

Nach den teils dramatischen Überschwemmungen infolge heftiger Regenfälle in der Emilia-Romagna offenbaren sich während der Aufräumarbeiten immer schwerere Schäden. Die Schäden durch das Unwetter und Erdrutsche beliefen sich auf einige Milliarden Euro, sagte die Vizepräsidentin der Emilia-Romagna, Irene Priolo, am Samstag vor Journalisten. An manchen Orten müsse man das „Straßennetz komplett neu aufbauen“. Weitere Erdrutsche kämen erschwerend hinzu.

„Die Sonne ist endlich herausgekommen“

Die Zahl der Gemeinden, die in den vergangenen Tagen von den Schäden durch die Unwetter betroffen waren und sind, bezifferte Priolo mit um die hundert. ANSA-Angaben zufolge wurde die höchste Alarmstufe Rot zum Teil bis Montag verlängert. Regionalpräsident Stefano Bonaccini zeigte sich am Sonntag dennoch vorsichtig optimistisch. Endlich komme die Sonne heraus, „die Lage bessert sich“, wie Bonaccini gegenüber dem Sender RTL 102.5 sagte. Demnach seien zwar immer noch einige tiefer gelegene Gebiete vor allem in der Gegend von Ravenna überschwemmt. Entwarnung gebe es aber etwa für Cesena, wo nun allerdings noch die Säuberung der Stadt von Schlamm anstehe.

In der im Nordosten Italiens gelegenen Emilia-Romagna war am Dienstag und Mittwoch so viel Regen niedergegangen wie sonst in einem halben Jahr. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, in rasender Geschwindigkeit überflutete das Wasser Felder, Straßen und Häuser. Bis Samstag kamen mindestens 14 Menschen ums Leben.

Weitere Evakuierungen angeordnet

Die Überschwemmungen verursachten mehr als 305 Erdrutsche und beschädigten und versperrten über 500 Straßen in der Region. Der Bürgermeister der Stadt Bologna, Matteo Lepore, sagte am Samstag, es werde „Monate und mancherorts vielleicht Jahre“ dauern, bis die Straßen und Infrastruktur repariert seien.

Weiter Überflutungen in Italien

Mindestens 14 Menschen sind durch die starken Regenfälle in Norditalien ums Leben gekommen. Auch nach Regenende kommt es immer noch zu Überflutungen.

Die Behörden in Ravenna ordneten am Samstag die sofortige Evakuierung von weiteren bedrohten Ortschaften an. Ein bei der Wiederherstellung der Stromversorgung eingesetzter Helikopter verunglückte der Feuerwehr zufolge nahe der Gemeinde Lugo. In dem Hubschrauber saßen vier Menschen – zwei wurden schwer, zwei leicht verletzt, wie die italienische Feuerwehr heute mitteilte.