Weiterem Demonstranten im Iran droht Exekution

Nach einem monatelangen Berufungsverfahren droht einem weiteren Demonstranten im Iran die Exekution. Der Oberste Gerichtshof bestätigte ein Urteil gemäß islamischer Rechtssprechung, laut dem die Familie eines Getöteten Vergeltung üben kann, wie die Zeitung „Schargh“ heute berichtete.

Die Justiz macht den 23 Jahre alten Mohammed Ghobadlu für die Tötung eines Polizisten während der landesweiten Proteste im Herbst verantwortlich. Die Familie des Polizisten kann Ghobadlu jedoch vergeben.

Nach Recherchen der „New York Times“ war Ghobadlu Friseur. Er wurde in Teheran kurz nach Ausbruch der Proteste Ende September festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, einen Polizisten überfahren zu haben.

Vor dem Gohardascht-Gefängnis in Karadsch hatten sich Anfang Jänner viele Menschen versammelt, um gegen die Hinrichtungen zweier Männer zu demonstrieren. Ghobadlus Mutter forderte vor der Haftanstalt die Aufhebung des Todesurteils.

Bereits sieben Todesstrafen gegen Demonstranten

Am Freitag hatte Irans Justiz drei weitere Teilnehmer der Massenproteste gegen die Staatsführung hinrichten lassen. Damit steigt die Zahl der vollstreckten Todesstrafen gegen Demonstranten auf sieben.

Amnesty International bezeichnete die Prozesse als unfaire „Scheinverfahren“. Kritikerinnen und Kritiker werfen der politischen Führung in Teheran vor, mit den Hinrichtungen Angst zu verbreiten und die Protestbewegung einschüchtern zu wollen. Auch prominente Juristen im Iran kritisierten die Verfahren.