Umgang mit Klimakrise: Sozialpartner für „mehr Realismus“

Im Umgang mit der Klimakrise wünschen sich die Sozialpartner „mehr Realismus“. „Wir wollen diese Veränderung, aber sie muss machbar sein“, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer heute bei einer Podiumsdiskussion des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).

Damit die Bevölkerung bei dieser Transformation auch mitgeht, sei es wichtig, „Fingerspitzengefühl“ zu entwickeln, sagte Mahrer. Perfekte Lösungen seien nicht realistisch, notwendig sei deshalb ein „Realitätssinn“ dafür, wo Österreich einen Beitrag leisten kann, „ohne den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen“.

Potenzial für Österreich, zur Bewältigung der Klimakrise beizutragen, sah Mahrer weniger bei der Reduktion der Emissionen, hier sei der Anteil global gesehen klein. Wichtiger sei Österreichs Beitrag im Bereich der technologischen Innovation.

Europa und damit auch Österreich habe die Möglichkeiten, Innovationen auch in Länder zu exportieren, die relativ gesehen „viel größere – unter Anführungszeichen – Klimatäter sind als wir“.

Anderl: Ökonomische und soziale Herausforderung

„Ich glaube, die Klimakrise, oder ich würde sie eher als Klimawende bezeichnen, kann man nicht wegdiskutieren, sie ist tatsächlich vorhanden“, so Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl.

Die grüne Wende sei eine ökonomische, aber vor allem eine soziale Herausforderung. Wichtig sei es deshalb, den Fokus darauf zu lenken, wie es den Haushalten geht, die weniger Einkommen haben, oder, etwa mit Blick auf den Tausch von Heizungssystemen, in Mietwohnungen leben.

Auch der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel sei notwendig, der kurzfristige Umstieg auf ein Elektroauto sei für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht finanzierbar.

WIFO-Chef: Lösungen statt „Zeigefinger“

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr plädierte dafür, Lösungen zu liefern und nicht mit dem „moralisierenden Zeigefinger“ voranzugehen.

Felbermayr sah ein großes ungelöstes Problem darin, dass „wir mit diesen Transformationsagenden vielen Menschen Angst machen“. Er verwies dabei etwa auf die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder vor sozialem Abstieg.

Ein wirkungsvolles Instrument zur Bewältigung der Klimakrise sieht Felbermayr im CO2-Preis. „Der ist besser als sein Ruf“, sagte der Ökonom. Der Preis müsse sozial abgefedert und außenwirtschaftlich abgesichert sein, er werde nicht alle Probleme lösen, aber „man muss ihn wirken lassen“.