Vegane Kochlehre: Skepsis bei WKO und Gewerkschaft

Der jüngste Vorschlag der Grünen Wirtschaft, eine vegane Kochlehre in Österreich einzuführen, sorgt seit Tagen für Diskussionen in der heimischen Wirtschafts- und Gastronomiebranche. So sagte Berend Tusch von der Gewerkschaft vida im Ö1-Mittagsjournal gestern, man müsse bei einer fleischlosen Ausbildung darauf achten, ausreichend „Perspektiven für die Zukunft“ zu bieten.

Er befürchte etwa schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn man in Österreich nur auf vegane Küche spezialisiert sei und einen Mangel in „normaler österreichischer Küche“, wo es viel um Fleisch gehe, vorweise. Besser könne er sich eine Ausbildungserweiterung mit veganen Inhalten vorstellen.

Pulker: Hohe Standards „nicht verwässern“

Auch der Obmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, äußerte sich im Ö1-Mittagsjournal kritisch. Man orientiere sich an dem Markt und könne dem Vorwurf, „rückschrittlich“ zu sein, nichts abgewinnen.

Aber in Österreich seien von 9.717 Restaurants nur 67 vegan, davon befänden sich 39 in Wien. Man müsse bedenken, dass man auf gesetzlicher Basis 75 Lehrlinge an Standorten ausbilden müsse, zudem brauche es die notwendigen Lehrkörperschaften. Außerdem sei die österreichische Kochausbildung neben Frankreich und Italien in ihrer jetzigen Form international für ihre hohen Standards bekannt, diese wolle man „nicht verwässern“.

Jeder Gastronom müsse schauen, wer zu ihm komme, und nach dessen Wünsche müsse er sich richten, so Pulker. Schließlich sei man „in einer Privat- und nicht in einer Planwirtschaft“ tätig. Es sei aus Sicht der Gastronomie noch kein großer Trend erkennbar, dass man bilanziere und „am Monatsende sagt, man müsste jetzt noch stärker in Richtung vegan und vegetarisch gehen“. Ob man mit Blick auf den aktuellen Fachkräftemangel in der Branche neue Leute durch eine fleischlose Ausbildung für sich gewinnen könne, könne man noch nicht sagen.

Grüne Wirtschaft: „Fehlinformationen“ bei Unterlagen

Die Grüne Wirtschaft hatte zuletzt den Lehrberuf zum „vegan/vegetarischen Koch/Köchin“ ins Spiel gebracht und dazu einen Antrag gestellt, über den der Fachverband Gastronomie eigentlich zuletzt hätte abstimmen sollen.

Aufgrund von „Fehlinformationen“, welche Dokumente bei der Einreichung notwendig seien, sei das aber nicht möglich gewesen, so Joachim Ivany von der Grünen Wirtschaft im Ö1-Mittagsjournal. Man arbeite nun daran, für den „nächsten Anlauf im November“ alle nötigen Unterlagen bereitzustellen.