Krankenschwester bei Blutabnahme
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Regierung und FPÖ

Pflegelehre im Nationalrat beschlossen

Mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und den Freiheitlichen hat der Nationalrat am Donnerstag die Einführung einer Pflegelehre beschlossen. Konkret wird es damit einen vierjährigen Lehrberuf mit Abschluss Pflegefachassistenz und einen dreijährigen mit Abschluss Pflegeassistenz geben. Kritik kam von SPÖ und NEOS. Unterdessen wurde von Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) eine freiwillige Grundausbildung „Pflege“ für Zivildiener vorgestellt.

Der SPÖ nach erfolgt der Einstieg in den Pflegebereich mit der Lehre zu früh. Der rote Gesundheitssprecher Philip Kucher betonte, dass alle Expertinnen und Experte vor der Lehre warnten: „Die können ja nicht alle falsch liegen.“ Aber Koalition und Freiheitliche meinten offenbar, sie wüssten es besser. Kucher erwartet eine Drop-out-Rate wie in der Schweiz von 50, 60 Prozent und dass diese Personen auch später nie in der Pflege tätig sein würden.

Philip Kucher (SPÖ)

In der Nationalratssitzung wurden heute unter anderem die Einführung der Pflegelehre und Nachbesserungen beim Pflegebonus für pflegende Angehörige beschlossen. Von der SPÖ kam dazu scharfe Kritik.

Dem entgegnete der freiheitliche Abgeordnete Christian Ragger, dass diese Zahlen so nicht richtig seien. Denn ein guter Teil derer, die die Lehre verlassen, würden sich im Gegenteil höher qualifizieren. 80 Prozent der Auszubildenden blieben in dem Beruf – auf Österreich umgelegt könnten so 7.000 Pflegeberufe neu geschaffen werden, und man werde nicht mehr Vietnamesinnen und Vietnamesen oder Menschen aus der Karibik brauchen, „sondern eigene Leute“.

Christian Ragger (FPÖ)

In der Nationalratssitzung wurden heute unter anderem die Einführung der Pflegelehre und Nachbesserungen beim Pflegebonus für pflegende Angehörige beschlossen. Die FPÖ stimmte gemeinsam mit der Regierung für die Pflegelehre.

NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler sagte hingegen, dass man jetzt qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland benötige. Dazu brauche es einen Personalschlüssel, der den Patientinnen und Patienten gerecht werde, aber auch einen Abrechnungskatalog für die mobile Pflege.

Fiona Fiedler (NEOS)

In der Nationalratssitzung wurden heute unter anderem die Einführung der Pflegelehre und Nachbesserungen beim Pflegebonus für pflegende Angehörige beschlossen. NEOS stimmte gemeinsam mit der SPÖ gegen die Pflegelehre.

Koalition: Klare Jugendschutzrichtlinien

Auf die Kritik von der SPÖ eingehend, betonte die Koalition, dass man mit klaren Jugendschutzrichtlinien arbeite, wie ÖVP-Abgeordnete Eva Maria Himmelbauer sagte. Bis zum 17. Lebensjahr würden die Jugendlichen nicht direkt am Patienten bzw. der Patientin arbeiten, auch sei keine Verabreichung von Medikamenten möglich.

Eva-Maria Himmelbauer (ÖVP)

In der Nationalratssitzung wurden heute unter anderem die Einführung der Pflegelehre und Nachbesserungen beim Pflegebonus für pflegende Angehörige beschlossen. Die Koalition aus ÖVP und Grünen stimmte gemeinsam mit der FPÖ der Einführung der Pflegelehre zu.

Bedrana Ribo von den Grünen sprach von einer „altersadäquaten Ausbildung“. Zudem müsse ja niemand die Pflegelehre machen, es gebe genügend Alternativen, um in den Job einzusteigen: „Wir schaffen Angebot, und Angebot schafft Nachfrage.“

Bedrana Ribo (Grüne)

In der Nationalratssitzung wurden heute unter anderem die Einführung der Pflegelehre und Nachbesserungen beim Pflegebonus für pflegende Angehörige beschlossen. Die Koalition aus ÖVP und Grünen stimmte gemeinsam mit der FPÖ der Einführung der Pflegelehre zu.

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher sagte, dass es sich bei der Pflegelehre um einen Pilotversuch handle, der wissenschaftlich evaluiert werde. Die ersten vier einschlägigen Berufsschulklassen sollen bereits im Herbst starten – jeweils eine in Tirol, Vorarlberg, Nieder- und Oberösterreich.

Erleichterung beim Pflegebonus

Eine Erleichterung wurde zudem beim Bonus für pflegende Angehörige beschlossen. Anspruch darauf bekommen nun auch jene, die mit der zu pflegenden Person nicht in einem gemeinsamen Haushalt wohnen. Die Regierung geht von mehr als 22.000 Familien aus, die profitieren. Die Mehrkosten sollen rund 34 Mio. Euro betragen. Ausbezahlt werden heuer im ersten Jahr 750 Euro. Ab 2024 werden es 1.500 Euro sein.

Freiwillige Pflegeausbildung für Zivildiener

Abseits der Nationalratssitzung stellte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) am Donnerstag eine freiwillige Grundausbildung „Pflege“ für Zivildiener vor. Die Teilnahme am „UBV-Modul“ (Unterstützung in der Basisversorgung) für Zivildienstleistende ist Teil des zweiten Pakets der Pflegereform und wird auf Pflegeausbildungen anrechenbar sein, wie sie in einer Aussendung mitteilte.

Pflegekraft misst Blutdruck
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Die freiwillige Grundausbildung „Pflege“ für Zivildiener soll unter anderem die Pflegekräfte zusätzlich entlasten

Wer das Ausbildungsmodul erfolgreich abschließt, erhält die Berechtigung für zahlreiche Tätigkeiten im Pflegebereich. So können Zivildiener den Pflegeprofis Basisaufgaben abnehmen und diese entlasten. „Damit wird der Zivildienst für junge Burschen hoffentlich auch ein Türöffner in die Pflegeausbildungen“, so Plakolm. Das Rote Kreuz sprach von „positiven Signalen“, das Ziel müsse aber sein, langfristige Strukturen zu schaffen, um den Beruf für Pflegekräfte attraktiv zu gestalten.