Fernsehbildschirm zeigt nordkoreanischen Raketenstart in Südkorea
APA/AFP/Jung Yeon-Je
Seoul alarmiert

Satellitenstart Nordkoreas gescheitert

Nordkorea ist mit dem Versuch gescheitert, erstmals einen Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke ins All zu bringen. Das von Kim Jong Un regierte Land räumte am Mittwoch – nur wenige Stunden nach dem Start der Trägerrakete „Chollima-1“ von der Westküste des Landes – den Fehlschlag ein. Ein weiterer Start sei aber bereits geplant. In Südkorea herrschte wegen des Starts kurzzeitig Unruhe.

Der Flug der neuartigen Rakete mit dem militärischen Aufklärungssatelliten „Malligyong-1“ sei nach dem Start von der Sohae-Startanlage zuerst normal verlaufen, berichteten Nordkoreas Staatsmedien unter Berufung auf die nationale Behörde für Raumfahrtenwicklung.

Dann seien jedoch Probleme bei der Zündung der zweiten Raketenstufe aufgetaucht, und die Rakete habe an Schubkraft verloren. Die „schwerwiegenden Fehler“ würden untersucht, um so bald wie möglich den zweiten Satellitenstart folgen zu lassen, hieß es aus Nordkorea.

Fehlalarm sorgte für Aufregung in Seoul

Der Raketenstart sorgte in der Millionenmetropole Seoul kurzzeitig für Unruhe: In der südkoreanischen Hauptstadt waren in der Früh Alarmsirenen zu hören, in Textnachrichten wurden die Einwohner aufgerufen, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Der Alarm wurde später zurückgezogen. Es habe sich um einen Fehler gehandelt, teilte das Innenministerium mit. Es habe keine Gefahr für Seoul bestanden.

Teile der Trägerrakete des Satelliten
APA/AFP/South Korean Defence Ministry
Südkorea veröffentlichte Bilder, die mutmaßlich Teile der abgestürzten Rakete zeigen

Das südkoreanische Militär hatte zuvor den Start der mehrstufigen Rakete im Nachbarland erfasst. Sie sei Richtung Süden geflogen. Der Generalstab sprach später von einem „abnormalen Flug“. Die Rakete sei etwa 200 Kilometer westlich der südkoreanischen Insel Eocheong im Gelben Meer ins Wasser gestürzt. Ein Objekt, das wahrscheinlich Teil der Rakete sei, sei aus dem Wasser gezogen worden.

Pjöngjang informierte Japan

Nordkorea hatte den Start angekündigt. Das Nachbarland Japan wurde davon informiert, dass das Startfenster vom 31. Mai bis zum 11. Juni reiche. Nordkoreas Machthaber hatte im April die Weisung ausgegeben, in Zukunft nacheinander mehrere Aufklärungssatelliten auf verschiedenen Erdumlaufbahnen auszusetzen, um den „Bedrohungen“ der USA und Südkoreas besser begegnen zu können. Beiden Ländern wirft Pjöngjang eine feindselige Politik vor. Im April dieses Jahres schoss Nordkorea zu Testzwecken erneut eine Interkontinentalrakete (ICBM) ab, die theoretisch auch US-Territorium erreichen kann.

Scharfe Kritik der USA

Diesmal war es der erste Versuch eines Satellitenstarts des Landes seit 2016 und der erste mit einem mutmaßlichen Spionagesatelliten. „Bei diesem angeblichen Weltraumstart wurden Technologien eingesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Programm für ballistische Interkontinentalraketen stehen“, teilte der Nationale Sicherheitsrat der USA mit.

Teile der Trägerrakete des Satelliten
APA/AFP/South Korean Defence Ministry
Mehrere Teile, die zu der Rakete gehören sollen, wurden von Südkorea geborgen

Deeskalation mit diplomatischen Mitteln sei immer noch möglich, aber Pjöngjang müsse seine provokativen Handlungen sofort einstellen. Der Raketenstart erhöhe die Spannungen in der Region und könne die Sicherheitslage destabilisieren.

UNO verurteilt Satellitenstart

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verurteile „nachdrücklich“ den Start eines militärischen Satelliten, hieß es in einer Erklärung seines Sprechers. „Jeder Start unter Verwendung ballistischer Raketentechnik verstößt gegen entsprechende Beschlüsse des Sicherheitsrats.“ Kritik kam auch aus Österreich. Das Außenministerium verurteile den versuchten Start eines Militärsatelliten „aufs Schärfste“, hieß es in einer Mitteilung auf Twitter.

Nordkorea: Spionagesatellit abgestürzt

Eine Rakete mit einem Spionagesatelliten aus Nordkorea ist ins Meer abgestürzt. Der Satellit hätte laut Staatsmedien ins All transportiert werden sollen.

UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea, das schon mehrere Atomtests unternommen hat, den Start von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Rakten, die – je nach Bauart – auch mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen ausgerüstet werden können. Nach einer beispiellosen Serie von Raketentests im vergangenen Jahr hat Nordkorea auch in diesem Jahr wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen getestet.