Einfamilienhäuser am Land
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Miete, Eigentum, Kosten

So wohnt Österreich

Wie wohnt Österreich? Antworten auf diese Frage gibt der am Mittwoch veröffentlichte Jahresbericht „Wohnen 2022“ der Statistik Austria. Dabei war 2022 kein durchschnittliches Jahr. Die hohe Inflation, der Anstieg der Energiepreise, steigende Zinsen und Mietpreiserhöhungen schlugen deutlich auf Wohnsituation und Haushaltsrechnung. Generell zeigt sich: Die Verteilung von Eigentum und Miete ist sehr unterschiedlich, die tatsächlichen Kosten hängen von mehreren Faktoren ab.

„Wohnen 2022“ liefert auf 131 Seiten einen Überblick hauptsächlich über Wohnungsbestand und Wohnsituation, die durchschnittlichen Wohnkosten für Haushalte, die Preisentwicklung bei Immobilien und die Bautätigkeit. Wie verteilen sich Eigentum und Miete (regional)? Wer zahlt wie viel? Wer hat wie viel Wohnraum zur Verfügung?

Insgesamt gibt es laut Statistik Austria 4,07 Millionen Hauptwohnsitzwohnungen in Österreich. Davon wurden 2022 knapp über 48 Prozent der Häuser und Wohnungen im Eigentum genutzt, rund 42 Prozent in Miete. Bei den übrigen knapp zehn Prozent handelt es sich etwa um Dienstwohnungen und solche, die unentgeltlich zur Verfügung stehen.

Miete und Eigentum sehr unterschiedlich verteilt

Miete und Wohnungseigentum sind je nach Bundesland unterschiedlich verteilt. Besonders hoch ist die Mietquote (Haupt- und Untermiete) mit über 75 Prozent in Wien. Der Anteil der im Eigentum genutzten Immobilien liegt in der Bundeshauptstadt bei unter 20 Prozent. Nahezu umgekehrt die Verteilung im Burgenland: Hier beträgt der Anteil an Wohneigentum über 70 Prozent, der Mietanteil keine 20 Prozent.

Wohnkosten in Hauptmiete
Grafik: ORF; Quelle: Statistik Austria

Die anderen Bundesländer liegen dazwischen. Niederösterreich hat mit 63 Prozent den zweihöchsten Eigentumsanteil, gefolgt von der Steiermark, Vorarlberg mit 57 Prozent und Kärnten mit 55 Prozent. Die Mietquote ist nach Wien mit 38 Prozent in Salzburg die zweithöchste, gefolgt von Oberösterreich mit 36 Prozent und Vorarlberg und Kärnten mit 35 Prozent. Bundesweit beträgt das Verhältnis 48 zu 43 Prozent, der Rest entfällt auf andere Rechtsverhältnisse.

Das individuelle Platzangebot

Auch Platz ist in Eigentum und Miete mitunter sehr unterschiedlich verteilt. Die durchschnittliche Fläche von Hauptwohnsitzwohnungen insgesamt beträgt laut Statistik Austria 102 Quadratmeter. Sie variiere allerdings nach Rechtsverhältnis und Haushaltstyp sehr stark.

Am meisten Wohnfläche haben Hauseigentümer zur Verfügung: im Schnitt 146 Quadratmeter. Haushalte in Mietwohnungen haben im Schnitt zwischen 61 Quadratmeter in Gemeindewohnungen und 71 Quadratmeter in anderen Hauptmietwohnungen zur Verfügung. Grundsätzlich ist das Platzangebot in den letzten Jahren größer geworden.

Haushalten von Häusern im Eigentum stehen im Schnitt mehr als fünf Räume zur Verfügung, in Eigentumswohnungen 3,5 und in Mietwohnungen knapp über 2,5 bzw. 1,5 pro Person. In puncto Ausstattung fanden sich im letzten Jahr 93,6 Prozent der Wohnungen in der Kategorie A, 1999 waren es knapp über 80 Prozent gewesen. Die Zahl der Wohnungen in der Kategorie B (ohne Zentralheizung bzw. Fernwärmeanschluss) ging von 11,2 auf 5,7 Prozent zurück. Die früher besonders in Wien noch häufige Kategorie D (ohne WC) ist kaum noch zu finden. Annähernd Ähnliches gilt für Kategorie C (ohne Bad bzw. Dusche).

Was den tatsächlichen Preis beeinflusst

Die Nettomiete für Hauptmietwohnungen liegt nach den letzten Daten im österreichweiten Durchschnitt bei 6,4 Euro pro Quadratmeter, im Vorjahr mussten für eine Durchschnittswohnung monatlich 582 Euro Miete inklusive Betriebskosten bezahlt werden, wobei sich der Anteil der Betriebskosten auf knapp 152 Euro belief, der Bruttoquadratmeterpreis auf 8,7 Euro.

Wohnkosten in Hauptmiete
Grafik: ORF; Quelle: Statistik Austria

Tatsächlich wirken sich (neben Ausstattung und Lage) mehrere Faktoren auf die tatsächliche Preisgestaltung aus, wie die detaillierten Daten der Statistik Austria aus dem Mikrozensus zeigen: Mietsegment, Alt- oder Neubau, befristeter oder unbefristeter Vertrag, Zeitpunkt des Abschlusses, Bundesland.

Billige alte und teure neue Verträge

Die Mietkosten weisen etwa nach Dauer des Vertragsverhältnisses deutliche Unterschiede auf: Mit einem Vertrag, der weniger als zwei Jahre alt ist, kostet die Durchschnittswohnung in Wien (inkl. Betriebskosten) rund 666 Euro (10,5 Euro pro Quadratmeter), mit einem fünf bis zehn Jahre alten Vertrag 583 (8,5 Euro/Quadratmeter) und mit einem über 30 Jahre alten 430 Euro (5,8 Euro/Quadratmeter).

Leere Altbauwohnung
ORF.at/Christian Öser
Alte Mietverträge sind in der Regel deutlich günstiger als neue

Mit Blick auf die Haushaltsrechnung zeigt sich aus den Daten der Statistik Austria: Rund ein Viertel der Haushalte gibt mindestens 27 Prozent des Einkommens für Wohnen aus, wobei das alle Kosten, die durch die Wohnungsnutzung entstehen, einschließt (inklusive Kreditzinsen für die Wohnraumbeschaffung).

Durchschnitt und regionale Preise

Der Median der Wohnkosten für Privathaushalte liegt mit Stand 2022 bei monatlich 530 Euro. Haushalte im Eigentum müssen 448 Euro (für ein Haus) bzw. 462 Euro (für eine Wohnung) aufwenden, bei privaten Hauptmieten liegt der Median bei 766 Euro – also generell zwischen 3,3 und 11,9 Euro pro Quadratmeter. Hier fallen die tatsächlichen Kosten wiederum zwischen Land und Ballungsraum sehr unterschiedlich aus.

Teils mehr als ein Viertel des Einkommens für Wohnen

50 Prozent der privaten Haushalte geben laut Statistik Austria bis zu 16 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Haus oder Wohnung aus, ein Viertel muss mehr als 27 Prozent einkalkulieren, etwa im Segment privat vermieteter Wohnungen. Die Energiekosten belaufen sich im Schnitt auf 23 Prozent der Wohnkosten (123 Euro). Speziell diese Kosten stiegen im letzten Jahr mit den Preissprüngen bei Erdgas, Strom, Heizöl und Fernwärme deutlich.

Haushalte, die als armutsgefährdet gelten, geben durchschnittlich 100 Euro monatlich (sieben Prozent des Einkommens) für Energie aus, deutlich mehr als ein Durchschnittshaushalt (vier Prozent). Haushalte mit hohem Einkommen geben mehr für Energie aus, der Anteil am verfügbaren Einkommen ist trotzdem kleiner.

Immobilienpreise stiegen auch 2022 weiter

Generell wurden Immobilien auch im letzten Jahr teurer. Der Preisindex für Häuser und Wohnungen im Eigentum stieg laut dem Statistik-Austria-Jahresbericht 2022 um 11,6 Prozent nach 12,4 Prozent 2021. Allerdings bremste sich die Preisentwicklung (plus neun Prozent) im zweiten Halbjahr etwas ein (nach 13,4 Prozent im ersten).

Grafik zu Häuser- und Wohnpreisen
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Wegen steigender Kreditkosten und hoher Materialpreise wurde bzw. wird weniger gebaut. Dieser Trend zeigt sich bereits länger. Schon 2020 habe es Rückgänge bei der Bautätigkeit gegeben, aktuell sei ein Tiefpunkt erreicht: Mit knapp 59.000 baubewilligten Wohnungen (ohne Umbau) sei der drittniedrigste Wert seit 2010 erreicht worden. Nur in diesem Jahr und 2012 sei noch weniger gebaut worden, so die Statistik.

Im Vergleich zu 2021 wurden um 17.100 oder 23 Prozent weniger Wohnungen baubewilligt. Spitzenjahre waren 2017 mit 86.300 und 2019 mit 84.800 Bewilligungen. Rund 50 Prozent entfielen zuletzt österreichweit auf Gebäude mit mehreren Wohneinheiten, 29 Prozent auf Ein- und Zweifamilienhäuser.

Belastung wird subjektiv größer

Die Preissteigerungen generell – die Jahresinflation lag 2022 im Schnitt bei 8,4 Prozent – haben die wirtschaftliche Situation für viele Menschen verschärft. Trotzdem, heißt es in dem Jahresbericht, sei es seit Ende 2021 „zu keiner signifikanten Zunahme von Zahlungsrückständen bei Mieten, Wohnkrediten oder Wohnnebenkosten“ gekommen.

Jedoch habe sich die persönliche Erwartungshaltung verändert: Die Zahl der Personen, die in Zukunft Schwierigkeiten beim Begleichen ihrer Wohnkosten erwarteten, sei gestiegen, und zwar von zwölf Prozent im vierten Quartal 2021 auf 27 gegen Ende 2022. Insbesondere in Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sei diese Angst präsent.

„Mietpreisbremse“ und Teuerung

Themen wie die Erhöhung der Richtwertmieten, Inflation generell und Debatten über eine Mietpreisbremse sind aktuell quasi omnipräsent. In den letzten zehn Jahren seien die Wohnkosten – vielleicht konträr zur subjektiven Einschätzung, aber eben nur im statistischen Durchschnitt – nicht stärker gestiegen als die verfügbaren Haushaltseinkommen, sagte der Direktor der Statistik Austria, Tobias Thomas, bei einem Pressetermin in Wien.

Es deute auch nichts darauf hin, dass sie in nächster Zukunft den Einkommen davonlaufen würden. Haushalte mit niedrigen Einkommen spüren die Kostenbelastung aktuell trotzdem sicher stärker als vor einigen Jahren. Diese Haushalte würden auch von einer Mietpreisbremse bzw. einer gesetzlichen Grenze für Mieterhöhungen profitieren.

Aber: Die Inflationsrate dämpfen würde sie aus Thomas‘ Sicht nicht merklich, da die Mieten im Warenkorb der Statistik Austria nur relativ gering gewichtet sind. Im Vorjahr hätten sie 0,05 Prozentpunkte zur Teuerung beigetragen. Allerdings seien 2023 durch Indexsprünge weitere „Anpassungen“ nach oben zu erwarten, die Mieten steigen zeitverzögert.

Nur eine stärkere Bautätigkeit könne sie auf Dauer einbremsen, auch weil die Bevölkerungszahl – und damit die Nachfrage nach Wohnraum – steigt. Nur wird die Bautätigkeit eben aus den bekannten Gründen – teure Kredite und hohe Baukosten – aktuell gebremst.