Sudanesische Armee setzt Gespräche zu Waffenruhe aus

Die sudanesische Armee hat sich aus Verhandlungen über eine Waffenruhe zurückgezogen und Berichten zufolge Stellungen der paramilitärischen RSF-Miliz beschossen. Die Armee habe die Gespräche beendet, weil die RSF bisher keine der Vorschriften für die kurzzeitige Waffenruhe umgesetzt habe, darunter etwa den Rückzug aus Krankenhäusern und Wohngebäuden, sagte ein Vertreter der sudanesischen Regierung, der anonym bleiben wollte, gestern.

Anrainer berichteten der Nachrichtenagentur AFP, im Norden und Süden der Hauptstadt Khartum seien gestern Stellungen der RSF-Miliz, die von Mohammed Hamdan Daglo angeführt wird, von Truppen der Armee angegriffen worden. Ein Augenzeuge sprach von „heftigem Artilleriebeschuss“ im Norden Khartums.

Das Gesundheitsministerium teilte mit, im Bundesstaat Dschasira südlich von Khartum seien „neun Gesundheitseinrichtungen“ geschlossen worden. Die „Präsenz der RSF-Milizen“ bedrohe das medizinische Personal und die Versorgung, hieß es weiter.

Viele Waffenruhen nicht eingehalten

Unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens hatten sich die Konfliktparteien am Montagabend kurz vor Ablauf der bisher geltenden Waffenruhe auf eine Verlängerung der Feuerpause um fünf Tage geeinigt.

Obwohl die Waffenruhe bisher „nicht vollständig eingehalten“ worden sei, sei die Verlängerung wichtig, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen, erklärten die Vermittler. Seit dem Beginn der Kämpfe waren schon mehrere verkündete Waffenruhen nicht eingehalten worden.

Die Gefechte zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz hatten Mitte April begonnen. Seitdem wurden nach Angaben der Nichtregierungsorganisation ACLED mehr als 1.800 Menschen getötet. Mittlerweile gibt es im Sudan Zahlen der UNO zufolge 1,2 Millionen Vertriebene, mehr als 425.000 Menschen flüchteten in Nachbarländer. 25 Millionen Menschen im Sudan sind UNO-Angaben zufolge auf Hilfe und Schutz angewiesen.