Ukrainischer Panzer an der Front
AP/Iryna Rybakova
Offensive

Fachleute orten lokale Erfolge Kiews

Die ukrainische Armee hat bei ihrer Offensive gegen die russische Armee im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes nach Einschätzung westlicher Fachleute lokale Erfolge erzielt. Gewinne gebe es im Westen des Gebiets Saporischschja und dort im Südwesten und Südosten der Stadt Orichiw, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) mit. Die ukrainischen Streitkräfte gaben am Sonntag die Rückeroberung einiger Dörfer bekannt.

Insgesamt gebe es ukrainische Offensivhandlungen an vier Abschnitten der Front, hieß es seitens des ISW. Dagegen hatte das russische Militär mitgeteilt, die Angriffe dort und im Gebiet Donezk um die Stadt Bachmut erfolgreich abgewehrt zu haben.

Auch Großbritannien geht von militärischen Fortschritten der Streitkräfte des angegriffenen Landes aus. In den vergangenen 48 Stunden habe es wichtige ukrainische Militäroperationen im Osten und Süden des Landes gegeben, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit. Während in einigen Gegenden gute Fortschritte erzielt und die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen worden seien, gehe es für die ukrainische Armee anderswo langsamer voran.

Ukraine meldet erste Erfolge

Die Ukraine vermeldet erste Geländegewinne im Rahmen ihrer Gegenoffensive.

Auf russischer Seite hätte es wohl einige glaubwürdige Verteidigungseinsätze gegeben. Andere Einheiten hingegen hätten sich in einiger Unordnung zurückgezogen. Dabei häuften sich Berichte über Opfer unter den russischen Truppen beim Rückzug durch eigene Minenfelder.

Ukrainische Armee meldet Befreiung von Dörfern

Die ukrainische Armee vermeldete am Sonntag die Einnahme von einigen Orten im größtenteils von Russland besetzten Gebiet Donezk. Die Truppen veröffentlichten am Sonntag ein Video, auf dem das Hissen der ukrainischen Flagge auf einem halbzerstörten Gebäude im Ort Blahodatne zu sehen ist. Es seien auch Soldaten gefangen genommen worden, hieß es. Von russischer offizieller Seite gab es dazu bisher keine Stellungnahme.

Auch kremlnahe russische Militärblogger berichteten, dass Blahodatne aufgegeben worden sei, weil Moskaus Kämpfer dort eine Einkesselung befürchtet hätten. Demnach wurde zudem das Dorf Neskutschne eingenommen. Auch das Dorf Lobkowe im Gebiet Saporischschja soll von russischer Besatzung befreit worden sein.

Selenskyj: „Gegenoffensivaktionen“

Ob es sich bei den Kampfhandlungen um die lange angekündigte Gegenoffensive der Ukraine handelt, wurde von Kiew bisher ausweichend kommentiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Samstag, die ukrainischen Truppen gingen derzeit mit Gegenangriffen entlang der Front gegen die russischen Streitkräfte vor.

Es fänden derzeit „Gegenoffensiv- und Defensivaktionen“ statt, er werde dazu aber „keine Einzelheiten“ nennen, sagte Selenskyj. Er werde nicht sagen, in welcher Phase sich die Aktionen befinden.

Putin: Gegenoffensive hat begonnen

Auf die Frage nach einem Kommentar zu Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom Freitag, wonach die Gegenoffensive der Ukraine begonnen habe, zuckte Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau in Kiew mit den Schultern und zog die Augenbrauen hoch.

Ukrainische Soldaten hissen ukrainische Flagge in Blahodatne, Donetsk
Reuters/68th Separate Hunting Brigade/Oleksy Dovbusha
Die ukrainische Armee veröffentlichte am Sonntag ein Foto aus der Stadt Blahodatne in der Region Donezk

„Es ist interessant, was Putin über unsere Gegenoffensive gesagt hat. Es ist wichtig, dass Russland immer spürt, dass es meiner Meinung nach nicht mehr viel Zeit hat.“ Selenskyj ergänzte, er sei „täglich“ in Kontakt mit Kommandanten. „Alle sind positiv eingestellt, sagen Sie das Putin“, sagte er weiter. Die ukrainische Seite hatte Stillschweigen über ihre Großoffensive verkündet.

Ukrainische Gegenangriffe laufen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ukrainische Gegenangriffe entlang der Front bestätigt. Im Rahmen der Verteidigung liefen solche Angriffe, sagte er bei einer Pressekonferenz in Kiew.

In seiner allabendlichen Ansprache dankte Selenskyj am Samstag den ukrainischen Truppen. „Dank all jenen, die ihre Positionen halten, und jenen, die vorrücken“, sagte er und verwies auf die Front im Osten und im Süden der Ukraine, wo es die schwersten Kämpfe gibt.

Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar erklärte auf Telegram, es werde keine Mitteilungen geben, solange keine Klarheit auf dem Schlachtfeld herrsche. Sie deutete an, dass die Befreiung einer Stadt noch nicht beim Einrücken der Soldaten, sondern erst bei der Festigung der Position gemeldet werde.

Staudamm geborsten: Kiew bekräftigt Vorwürfe

Die ukrainische Regierung bekräftigte unterdessen ihre Vorwürfe, dass Russland den Kachowka-Staudamm gezielt zerstört hat, um die ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes am Vormarsch zu hindern. Die Sprengung des Damms aus dem Inneren des zugehörigen Wasserkraftwerks sei offenbar mit der Absicht durchgeführt worden, die ukrainischen Verteidigungskräfte daran zu hindern, eine Offensive in der Region Cherson zu starten, sagte Maljar.

Zudem habe Russland damit die Entsendung von Reserven in die Gebiete Saporischschja und Bachmut ermöglichen wollen. Der Damm war am Dienstag gebrochen und hatte große Gebiete stromabwärts am Dnipro überflutet.