Nicola Sturgeon
Reuters/Jane Barlow
Schottland

Sturgeon nach Festnahme wieder frei

Die frühere schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ist am Sonntag im Zuge von Finanzermittlungen gegen ihre Partei kurzzeitig festgenommen und nach einer mehrstündigen Einvernahme wieder freigelassen worden. In der Causa wird der von Sturgeon lange angeführten Schottischen Nationalpartei (SNP) vorgeworfen, Spendengelder falsch verwendet zu haben, wie unter anderem die BBC und der „Guardian“ berichteten.

Die schottische Polizei bestätigte in einer Aussendung zunächst – ohne einen Namen zu nennen – die Festnahme einer 52-jährigen Frau. Diese sei „als Verdächtige in Verbindung mit den laufenden Ermittlungen zu der Finanzierung und den Finanzen der SNP“ festgenommen worden. Die Betroffene sei ohne Anklage wieder freigelassen worden, wie die Polizei am Abend via Twitter mitteilte. Die Ermittlungen dauerten den Angaben zufolge weiter an.

So wie bereits zuvor eine Sprecherin bestätigte Sturgeon die Festnahme am Abend auch selbst: In einer Erklärung beteuerte sie ihre Unschuld. Sich in der Situation wiederzufinden, in der sie sich am Sonntag befunden habe, sei sowohl ein Schock als auch zutiefst erschütternd, teilte die Ex-Regierungschefin auf Twitter mit.

Ex-Regierungschefin von Schottland verhaftet

Die frühere schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ist am Sonntag kurzzeitig festgenommen und über Stunden einvernommen worden. Hintergrund sind Vorwürfe gegen die Schottische Nationalpartei (SNP) im Zusammenhang mit einer großen Spendensumme.

Partei verspricht vollständige Kooperation

„Unschuld ist nicht nur eine Vermutung, die dir gesetzlich zusteht. Ich weiß ohne jeden Zweifel, dass ich in der Tat unschuldig bin“, erklärte sie. Sie brauche nun ein oder zwei Tage, um die jüngsten Entwicklungen zu verarbeiten. Dann habe sie vor, bald im Parlament zurück zu sein, um ihren Wahlkreis weiter zu vertreten. Sturgeon erklärte im Februar ihren Rücktritt als Regierungs- und Parteichefin, ist aber weiterhin Abgeordnete für den Wahlkreis Glasgow Southside.

Die 52-Jährige ist die mittlerweile dritte Person, die im Rahmen der unter dem Namen „Operation Branchform“ laufenden Ermittlungen kurzzeitig verhaftet wurde. Laut einer Sprecherin der ehemaligen Regierungschefin habe Sturgeon stets klargemacht, dass sie bei den Ermittlungen kooperieren werde, wenn ihre Mitwirkung nötig sei. Das werde sie weiterhin tun. Auch vonseiten der SNP hieß es, man kooperiere vollständig mit den Behörden.

Überraschender Rücktritt

Die langjährige Regierungschefin und SNP-Chefin hatte sich vehement für die schottische Unabhängigkeit starkgemacht. Sie erklärte im Februar nach mehr als acht Jahren an der Spitze der Regierung in Edinburgh überraschend ihren Rücktritt – nach eigenen Angaben, weil ihr die „Energie“ zum Weitermachen fehlte. Doch auch die Ermittlungen zu ihrem Ehemann Murrell schwebten wie eine düstere Wolke über ihr.

Im April wurde dann Sturgeons Ehemann, der frühere SNP-Generalsekretär Peter Murrell, wegen der Finanzermittlungen zur SNP zeitweise festgenommen. Die Polizei durchsuchte das Haus von Sturgeon und Murrell in Glasgow sowie den SNP-Hauptsitz in Edinburgh. Festgenommen wurde im April auch der SNP-Schatzmeister Colin Beattie.

600.000 Pfund an Spenden abgezweigt?

In der Vergangenheit hatte unter anderem die mutmaßliche Abzweigung von rund 600.000 Pfund (etwa 700.000 Euro) Spendengeldern Fragen rund um Murrell aufgeworfen. Außerdem hatte er es verabsäumt, ein persönliches Darlehen an die Partei in Höhe von rund 100.000 Pfund (etwa 116.000 Euro) zu deklarieren – das könnte ein Bruch von Gesetzen zur Transparenz der Parteienfinanzierung sein.

Die Festnahme Murrells hatte die SNP tiefer in die Krise gestürzt. Bereits der polarisierende Wahlkampf um die Nachfolge Sturgeons hatte Bruchlinien in der Frage zur Zukunft der Partei offengelegt. Die Forderung der SNP nach einem erneuten Referendum über eine schottische Unabhängigkeit war von der britischen Regierung in London und dem obersten Gericht abgewiesen worden.

Sturgeons Nachfolger an der Spitze von Partei und Regierung, Humza Yousaf, bestritt nach der Festnahme von Murrell, dass Sturgeon in dem Wissen zurückgetreten sein könnte, dass die Ermittlungen ihr gefährlich nahekommen könnten. „Nicolas Vermächtnis steht für sich“, erklärte Yousaf damals.