Neun von zehn Personen haben Vorurteile gegenüber Frauen

Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern stagniert seit einem Jahrzehnt, wie eine heute veröffentlichte Studie der Vereinten Nationen zeigt. Die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter haben sich ins Gegenteil verkehrt und lassen es unwahrscheinlich erscheinen, dass die Welt das UNO-Ziel der Geschlechterparität bis 2030 erreicht.

In seinem jüngsten Bericht untersuchte das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) dieses Problem anhand seines „Gender Social Norms Index“, der auf Daten des internationalen Forschungsprogramms World Values Survey (WVS) beruht. Die Erhebung stützt sich auf Datensätze aus den Jahren 2010 bis 2014 und 2017 bis 2022 aus Ländern und Gebieten, die 85 Prozent der Weltbevölkerung abdecken.

Viertel hält Schläge für gerechtfertigt

Die jüngste Analyse ergab, dass fast neun von zehn Männern und Frauen grundlegende Vorurteile gegenüber Frauen haben und dass sich der Anteil der Menschen mit mindestens einem Vorurteil im Laufe des Jahrzehnts kaum verändert hat. In der Umfrage wurde auch festgestellt, dass fast die Hälfte der Weltbevölkerung der Meinung ist, dass Männer die besseren politischen Führungskräfte sind. Ein Viertel glaubt, dass es gerechtfertigt ist, wenn Männer ihre Frauen schlagen.

Die Vorurteile führen dazu, dass Frauen in Politik, Wirtschaft und Beruf am Fortkommen gehindert werden, dass ihre Rechte beschnitten werden und dass es zu Menschenrechtsverletzungen kommt, fassten die Fachleute zusammen. Obwohl Frauen besser ausgebildet und qualifiziert seien als je zuvor, bestehe weiter ein Gehaltsgefälle von 39 Prozent gegenüber Männern.

„Das ist wirklich alarmierend und erklärt, warum die Welt bei der Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter bis 2030 völlig neben der Spur ist“, sagte Anam Parvez, Forschungsleiterin bei Oxfam Großbritannien. „Im Jahr 2021 war jede fünfte Frau verheiratet, bevor sie 18 Jahre alt ist, 1,7 Milliarden Frauen und Mädchen leben von weniger als 5,50 Dollar pro Tag, und Frauen übernehmen weiterhin dreimal so viel unbezahlte Pflege- und Hausarbeit wie Männer auf der ganzen Welt.“