„Für mich war Silvio ein lieber Mensch, ein wahrer Freund“, schrieb Putin in seinem Beileidstelegramm an Italiens Präsidenten Sergio Mattarella. Er habe stets die Weitsicht und die ausgewogenen Entscheidungen Berlusconis bewundert und sich bei ihren Treffen von seinem Humor und seiner Lebensfreude anstecken lassen. Berlusconis Tod sei ein „unersetzlicher Verlust und ein tiefes Unglück“, hieß es weiter.
Zuletzt erregte der seit Jahren mit Putin befreundete Berlusconi mehrfach mit prorussischen Aussagen zum Ukraine-Krieg internationale Aufmerksamkeit. „Wäre ich noch Ministerpräsident, hätte ich nie mit dem ukrainischen Präsidenten gesprochen“, sagte Berlusconi zum aktuellen von Russland initiierten Krieg in der Ukraine. Damit brachte er die als entschlossene Unterstützerin Kiews auftretende postfaschistische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Verlegenheit.
Die Chefin der rechtspopulistischen französischen Partei Rassemblement National, Marine Le Pen, schrieb indes, dass Berlusconi „Italiens politisches Leben zutiefst geprägt hat“. „Er war ein untypischer Politiker mit einem außerordentlichen Leben“, kommentierte die rechte Politikerin. „Vorbei ist der große Kämpfer“, twitterte Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident Viktor Orban mit einem Foto.
Nehammer: Berlusconi prägte politische Landschaft Europas
Vonseiten der EU kam eine eher knappe Beileidsbekundung. „Wir kondolieren der Familie und dem italienischen Volk für das Ableben Berlusconis“, sagte der Sprecher der EU-Kommission, Eric Mamer, bei seinem täglichen Briefing. Berlusconi saß für seine Partei auch im Europaparlament und war im zweiten Halbjahr 2003 als italienischer Regierungschef EU-Ratspräsident.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) würdigte den früheren italienischen Ministerpräsidenten als prägende Figur der europäischen Politik. „Als ehemaliger Ministerpräsident Italiens hat Silvio Berlusconi die politische Landschaft unseres Nachbarlandes und Europas geprägt“, schrieb Nehammer auf Twitter. „Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden seinen Angehörigen und dem italienischen Volk.“
Auch Macron bekundet sein Beileid
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekundete Italien sein Beileid. „Er hat das italienische politische Leben der vergangenen Jahrzehnte geprägt“, würdigte Macron den Verstorbenen in Paris. Berlusconi sei ein großer Unternehmer und eine wichtige Figur im zeitgenössischen Italien gewesen. In einer Mitteilung des Elysee hieß es, Berlusconi sei Frankreich verbunden gewesen und habe die intensive Beziehung zwischen Frankreich und Italien bekräftigt.
Blinken: Enorm wichtige Persönlichkeit für Italien
US-Außenminister Antony Blinken sprach dem italienischen Volk sein Beileid aus. Berlusconi sei „offensichtlich eine enorm wichtige Persönlichkeit im politischen und öffentlichen Leben Italiens“ gewesen, sagte Blinken bei einem Treffen mit seinem italienischen Kollegen Antonio Tajani in Washington. Er selbst habe nie die Gelegenheit gehabt, Berlusconi persönlich kennenzulernen oder mit ihm zu arbeiten.
Tajani, der seinen USA-Besuch wegen Berlusconis Tod verkürzt, dankte Blinken für dessen Flexibilität, ihn früher zu treffen, damit er rasch nach Italien zurückkehren könne. „Ich betrachte das als eine weitere Geste der Freundschaft gegenüber Italien“, sagte der italienische Außenminister. Mit Blick auf Berlusconi sagte Tajani: „Dass ich heute hier bin, ist für mich eine Möglichkeit, sein Andenken zu ehren, denn er betrachtete die Vereinigten Staaten als Italiens besten Freund.“
Trauer um Berlusconi
Silvio Berlusconis polarisierendes Auftreten sorgte immer wieder für Kopfschütteln seiner Kritikerinnen und Kritiker. Nun ist der Ex-Premier von Italien mit 86 Jahren verstorben. Seit dem Tod gibt es viele Beileidsbekundungen. Dutzende europäische Politikerinnen und Politiker kondolierten der Familie.
Papst würdigte „energisches Temperament“
Papst Franziskus würdigte Berlusconi als bedeutenden Politiker. Der Verstorbene sei ein „Protagonist des politischen Lebens in Italien“ gewesen, der „mit energischem Temperament“ öffentliche Ämter übernommen habe, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Kondolenztelegramm des Vatikans an Berlusconis älteste Tochter Marina – mehr dazu in religion.ORF.at.
Berlusconis Leichnam wird in seiner Residenz in Arcore aufgebahrt. Der Verstorbene bekommt ein Staatsbegräbnis im Dom von Mailand im Beisein von Staatspräsident Mattarella, das am Mittwoch stattfinden soll. Das Begräbnis wird vom Mailänder Erzbischof Mario Delpini zelebriert. Der Mittwoch wird außerdem zum Trauertag in Italien ausgerufen.
„Viele Schlachten geschlagen“
Freilich reichten auch innerhalb Italiens die Beileidsbekundungen weit. Berlusconis konservative Forza Italia koaliert aktuell mit der Regierung Melonis, wobei noch unklar ist, wie das politische und geschäftliche Erbe Berlusconi weitergeführt wird. „Mit Berlusconi hat Italien gelernt, dass es sich niemals Grenzen auferlegen lassen darf. Es lernte, dass es niemals aufgeben darf“, so Meloni, die Berlusconi als „entschlossenen Kämpfer“ bezeichnete. „Mit ihm haben wir viele Schlachten geschlagen, gewonnen und verloren. Und auch für ihn werden wir die Ziele, die wir uns gemeinsam gesetzt haben, erreichen. Auf Wiedersehen, Silvio.“
„Wir verlieren einen großen Italiener“, sagte der Chef der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega, Matteo Salvini. „Ich habe ihn sehr geliebt. Lebe wohl, Silvio“, schrieb der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto in Twitter. Sein Ableben sei ein großer Schmerz.
„Unterschiedliche Welten, aber keine Feinde“
Doch auch italienische Politikerinnen und Politiker aus anderen Lagern kondolierten der Familie. So etwa Staatschef Sergio Mattarella von der Demokratischen Partei (PD), der den verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten als „großen politischen Anführer“ würdigte. Berlusconi habe „die Geschichte unserer Republik geprägt“, so Mattarella in einer Erklärung. Er beschrieb Berlusconi als „Person von großer Menschlichkeit und Erfolgsunternehmer“.
Berlusconi in Mailänder Spital gestorben
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Der Politiker und Medienunternehmer starb im Alter von 86 Jahren in der Mailänder San-Raffaele-Klinik, wie ein Sprecher des Ex-Regierungschefs bestätigte.
„Wir haben unterschiedliche Welten vertreten, doch wir waren nie Feinde“, sagte der Ex-EU-Kommissionschef Romano Prodi. „Berlusconi hat die Geschichte unseres Landes geschrieben. Sein Tod betrifft uns alle“, so der ehemalige Premier und früherer Chef der PD, Enrico Letta.
An Leukämie erkrankt
Noch am Montag hatte Berlusconi Medienberichten zufolge Besuch von seinen Töchtern Marina und Eleonora in der Mailänder San-Raffaele-Klinik, wo er kurze Zeit später im 87. Lebensjahr verstarb. Berlusconi, der an Leukämie litt, war am Freitag ins Spital eingeliefert worden. Erst am 19. Mai war Berlusconi nach 45 Tagen Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden, in dem er wegen einer Lungeninfektion behandelt worden war. Er hatte zwölf Tage auf der Intensivstation verbracht.
Nach dem Tod des Politikers, der die meisten privaten Fernsehsender in Italien besaß, wurden die Programme der Sender unterbrochen. Stundenlange Sondersendungen folgten. Hunderte Journalistinnen und Journalisten, TV-Teams und Fans des Medienzaren versammelten sich außerdem vor der Klinik. Am Montag wurden die Fahnen des Regierungsgebäudes und des Parlaments in Rom als Zeichen der Trauer auf halbmast gehisst.
Analyse über Berlusconis Vermächtnis
ORF-Korrespondentin Cornelia Vospernik erörtert, was das Ableben von Silvio Berlusconi für die Rechtsparteien in Italien bedeutet und wie Berlusconis politisches Vermächtnis aussieht.
Affären und „Bunga Bunga“
Berlusconi wurde in Mailand geboren und studierte dort Jus. Schon früh bewies er Geschäftssinn. Das Studium finanzierte er sich als Conferencier und Pianist bei Schiffskreuzfahrten und mit Auftritten als Sänger. In den 1960er Jahren machte Berlusconi Karriere in der Baubranche. Zudem war er lange Jahre Präsident des Fußballvereins AC Mailand und verhalf dem Club mit finanziellem Engagement zu sportlichen Erfolgen.
Berlusconis polarisierendes Auftreten sorgte immer wieder für Kopfschütteln seiner Kritikerinnen und Kritiker. So wurde er 2011 beschuldigt, auf einer seiner „Bunga Bunga“-Partys Sex mit einer minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben. In der Berufung wurde er 2015 freigesprochen, nachdem ein Richter entschieden hatte, Berlusconi habe nicht gewusst, dass sie minderjährig war. Berlusconi war bis zu seinem Tode Vorsitzender der mitregierenden Mitte-rechts-Partei Forza Italia. Zwischen 1994 und 2011 war er viermal italienischer Regierungschef gewesen.