Golden Globes Awards
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Neue Rolle

Golden Globes werden verkauft

Die renommierten, zuletzt aber schwer in die Krise geratenen Golden-Globes-Filmpreise sind verkauft worden. Künftig wird ein privates Unternehmen die zweitwichtigsten Hollywood-Filmpreise nach den Oscars vergeben. Der Verband der Auslandspresse in Hollywood, der bisherige Ausrichter, wird dagegen im 80. Jahr seines Bestehens aufgelöst. Oder, wie es die „New York Times“ formulierte: Der Verband „starb am Montag nach einer Reihe von Skandalen“.

Eine private Investorengruppe um den Milliardär Todd Boehly übernehme die Golden Globes, wie Boehly verkündete. Boehly sprach von einem „bedeutenden Meilenstein“ in der Geschichte der Golden Globes. Die Golden-Globes-Verleihung bildet traditionellerweise alljährlich den Auftakt der US-Filmpreisverleihungen.

In jüngster Zeit war die Zeremonie jedoch von Vorwürfen mangelnder Diversität, des Rassismus und der Korruption überschattet worden. Inzwischen wurde die Jury zur Auswahl der Preisträger ausgeweitet. Zuletzt bestimmten sowohl Mitglieder des Auslandspresseverbands als auch Fachjournalistinnen und -journalisten außerhalb des Verbands die Siegerinnen und Sieger.

Nummer zwei hinter Oscars

Ins Leben gerufen wurde der prestigereiche Filmpreis in den 1940er Jahren von ausländischen Korrespondenten, die in Los Angeles stationiert waren und von dort über die US-Unterhaltungsindustrie berichteten. Die Globes entwickelten sich zur zweitwichtigsten Preisverleihung neben den Oscars.

Das Ende des Verbands der Auslandspresse wurde bekanntgegeben, nachdem zuvor kalifornische Behörden der komplizierten Umstrukturierung zugestimmt hatten, die das Weiterbestehen der Golden Globes ermöglicht.

Preis nicht genannt

Konkret kauften Eldridge Industries im Besitz von Boehly und die Dick Clark Productions – das Unternehmen gehört zur Penske Media Group – die Marke Golden Globes um einen nicht genannten Preis. Die früheren Mitglieder des Verbands – es sind unter hundert – erhalten noch fünf Jahre lang je 75.000 Dollar (rund 70.000 Euro) jährlich und werden dafür weiter wie bisher in der Preisjury arbeiten. Man habe ein „großartiges Team“, um die „ikonische Marke“ Golden Globes weiter wachsen zu lassen, so der Chef von Penske Media, Jay Penske.

Längere Geschichte an Skandalen

Der Verband der Auslandspresse war vor dem Rassismusskandal immer wieder mit dem Vorwurf mangelnder Seriosität konfrontiert. Bereits in den späten 1960ern durften die Globes zeitweilig nicht ausgestrahlt werden. Die zuständige Behörde warf dem Verband vor, die Öffentlichkeit bei der Festlegung der Gewinner in die Irre geführt zu haben.

In den 1990ern und 2000ern manipulierte laut „New York Times“ der mittlerweile als Sexualstraftäter verurteilte Ex-Studiochef Harvey Weinstein die Organisation. So gab es etwa teure Geschenke und den direkten Zugang zu Filmstars für Mitglieder des Verbands.

Dass sich der Verband nur aus Weißen und vornehmlich Männern zusammensetzte, führte nach der Tötung von George Floyd durch Polizisten und der daraus folgenden Rassismusdebatte zu einem Boykott der Golden Globes durch zahlreiche Stars, was schließlich zur Absage der TV-Übertragung im Vorjahr führte.