Cormac McCarthy
IMAGO/Album
1933–2023

Cormac McCarthy ist tot

Cormac McCarthy, bekannt für düstere Romane wie „No Country for Old Men“ („Kein Land für alte Männer“) und „The Road“ („Die Straße“), ist tot. Der US-Schriftsteller starb am Dienstag im Alter von fast 90 Jahren in seinem Haus in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico „eines natürlichen Todes“, sagte seine Agentin in New York. Auch der Knopf-Verlag und John McCarthy, der Sohn des Autors, bestätigten den Tod von McCarthy.

McCarthy, der bis zuletzt eine Schreibmaschine benutzte, hatte nach seinem 2006 veröffentlichten Weltbestseller „Die Straße“ rund 16 Jahre lang keinen neuen Roman mehr herausgebracht – und dann im vergangenen Jahr gleich zwei auf einmal. „Der Passagier“ und „Stella Maris“ – erschienen Ende 2022 in deutscher Übersetzung im Rowohlt-Verlag – sind nun die Abschiedswerke des Schriftstellers.

Die beiden inhaltlich miteinander verbundenen Bücher handeln von einem Geschwisterpaar. „Das eine ist ein totaler Knaller, und das andere ist auch nicht schlecht“, kommentierte die „New York Times“.

Am liebsten im Bett

Im Lauf seiner Schriftstellerkarriere gab McCarthy so wenige Interviews und zeigte sich so selten öffentlich, dass es jüngst sogar für Schlagzeilen sorgte, als einige alte Lokalzeitungsinterviews mit ihm aus den 1960er und 1970er Jahren wieder auftauchten. Am liebsten bleibe er einfach im Bett, erzählt McCarthy da. „An manchen Tagen hole ich meine Bücher und meine Schreibmaschine und bleibe einfach den ganzen Tag da – oder mehrere Tage.“

Er könne auch nicht erklären, wie seine Romane entstünden. „Das ist wie Jazz. Sie erschaffen das, während sie spielen, und vielleicht können das nur die verstehen, die das machen.“ Er bekomme Ideen, die er dann in seinem Kopf weiterentwickle, bevor er irgendwann den Drang bekomme, sie aufzuschreiben. „Meine Hände übernehmen dann das Denken. Das ist kein bewusster Prozess.“ Viele seiner Werke sind an Horror und Grausamkeiten kaum zu überbieten. „Es gibt einfach kein Leben ohne Blutvergießen.“

Filmregisseur John Hillcoat und Schriftsteller Cormac McCarthy
APA/AFP/Getty Images/Mark Von Holden
Cormac McCarthy mit dem Regisseur von „The Road“, John Hillcoat

Bekannt durch Gewalt

Rund ein Dutzend Romane hat McCarthy veröffentlicht, trotzdem war der Autor jahrzehntelang nur wenigen Experten und Fans ein Begriff. Weltberühmt machte ihn dann Hollywood. Der Westernthriller „No Country for Old Men“ aus dem Jahr 2007 von den Coen-Brüdern mit Tommy Lee Jones, Javier Bardem und Josh Brolin in den Hauptrollen gewann vier Oscars.

Auch sein Werk „All die schönen Pferde“ („All the Pretty Horses“, 1992) wurde verfilmt, mit Matt Damon und Penelope Cruz in den Hauptrollen. Das Buch gewann den begehrten National Book Award und wurde zum Bestseller. Der 2006 veröffentlichte Roman „Die Straße“ gewann den Pulitzer-Preis, wurde ebenfalls verfilmt – und von Oprah Winfrey in ihren berühmten Buchclub aufgenommen. Dafür gab McCarthy überraschend sein Einverständnis – und Amerikas populärer Talkshow-Gastgeberin gleich noch eines seiner extrem seltenen Interviews.

Geboren wurde der Schriftsteller 1933 in Rhode Island, er wuchs als Sohn eines Anwalts mit fünf Geschwistern in Tennessee auf. Sein Privatleben versuchte er so weit es ging aus der Öffentlichkeit herauszuhalten – oder, wie McCarthy einmal in einem seiner frühen Interviews sagte: „Ich bin eigentlich einfach nur sehr egoistisch und will mein Leben genießen.“