Neuer IHS-Chef rät zu besserer Verteilung von Fachkräften

Arbeitskräftemangel ist ein reales Problem, aber die benötigten Fachkräfte sind nicht weg, sondern nur „woanders“, sagte der designierte Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin, gestern.

Einfache Lösungen werde es nicht geben, aber zentral sei es, das Reservoir an vorhandenen Arbeitskräften „möglichst auszuschöpfen“, sie „möglichst produktiv zu machen“ und Menschen dort einzusetzen, wo sie sein wollen und gesellschaftlichen Nutzen bringen.

Demografischer Wandel

Die Coronavirus-Krise habe zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt geführt, nicht zuletzt durch Förderungen wie Kurzarbeit, die den Jobwechsel verlangsamten. Auch haben sich Menschen, die früher schlecht bezahlt waren oder sonst schlechte Arbeitsbedingungen hatten, „anders orientiert“ und wollten nicht in ihre früheren Jobs zurück.

Angesichts der neuen Möglichkeiten sei es schwerer geworden, „Bullshit-Jobs“ zu besetzen. Zugleich gebe es einen großen demografischen Wandel. Die Babyboomer-Generation geht in Pension, die jungen Menschen können als „Digital Natives“ hohe Produktivität anbieten.

Sie wissen, dass sie wenige und damit eine knappe Ressource sind und daher höhere Löhne beziehungsweise bessere Arbeitsbedingungen verlangen und durchsetzen können – viele suchten bewusst sinnstiftende Tätigkeiten.

Lebensarbeitszeit verlängern

Als einen „zentralen Schlüssel“ im Kampf bei der Aktivierung potenzieller Arbeitskräfte sieht Bonin die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es müssten auch Anreize wegfallen, wenig zu arbeiten. Und die Lebensarbeitszeit müsse verlängert werden, so Bonin.

Zuwanderung aus dem Ausland werde zwar ein Teil der Lösung sein, könne aber angesichts der großen Zahl an Pensionierungen nicht die fehlenden Arbeitskräfte zur Gänze auffangen. Daher brauche es mehr Mobilität innerhalb Österreichs – physisch mit Übersiedlung und inhaltlich, etwa durch die Umschulung auf Mangelberufe.