Beyonce
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Schweden

Beyonce heizt Inflation an

Die Inflationsrate in Schweden ist erstmals seit über sechs Monaten zwar auf einen Wert von unter zehn Prozent gefallen. Sie fiel jedoch überraschenderweise nicht so stark wie von Fachleuten prognostiziert. Schuld daran sind laut dem Schweden-Experten der Danske Bank, Michael Grahn, zwei Konzerte von Beyonce in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, mit denen sie ihre erste Solotournee in knapp sieben Jahren einläutete. Sorge herrscht nun vor weiteren Konzerten der Superlative.

Im Mai stiegen die Verbraucherpreise in Schweden im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,7 Prozent, wie das Statistikamt des Landes am Mittwoch mitteilte. Noch im April hatte die Teuerung 10,5 Prozent betragen. Die sinkenden Preise für Strom und Lebensmittel hätten zu der niedrigeren Inflationsrate beigetragen, erklärten die Statistiker. Gleichzeitig seien die Preise bei einigen Gütern und Dienstleistungen wie Hotelaufenthalten, Restaurantbesuchen und in der Bekleidung gestiegen.

Und hier setzt Grahn an: Die Preise für Übernachtungen und Kultur seien im Mai wegen der Beyonce-Konzerte gestiegen, zitierte die „Financial Times“ Grahn. Beyonce sei im Mai „für die zusätzliche Überraschung nach oben verantwortlich“. Für ein einzelnes Ereignis sei das ziemlich erstaunlich. „Das haben wir noch nie zuvor gesehen“, so Grahn weiter. Der Ökonom schätzte, dass der Auftritt der Sängerin 0,2 Prozentpunkte des Anstiegs verursachte. Laut den schwedischen Inflationszahlen trugen Restaurants und Hotels 0,3 Prozentpunkte und Freizeit und Kultur 0,2 Prozentpunkte zu der Inflation im Mai bei.

Beyonce in der Friends Arena in Stockholm
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Beyonce bei ihrem Auftritt in der Friends Arena in Stockholm

Billige Karten lockten US-Fans

Beyonce zählt mit der Rekordzahl von 32 Grammy-Auszeichnungen zu den Top Ten der kommerziell erfolgreichsten weiblichen Stars. Die 41-Jährige gilt nicht nur als Musik-, sondern auch als Modeikone. Auch Modedesigner buhlen um ihre Aufmerksamkeit. Ihre Konzerte in Stockholm lockten an den zwei Abenden offenbar rund 46.000 Zuschauer und Zuschauerinnen an.

Die Fans kamen aus der ganzen Welt – insbesondere aus den USA. Der gegenüber der schwedischen Krone starke Dollar trug dazu bei, dass die Karten für Fans aus den USA als günstig galten, so die BBC. Die Ticketpreise seien signifikant niedriger gewesen als in den USA, so auch die „Financial Times“.

Die Tickets für die Stockholmer Konzerte seien zwischen 650 und 1.495 schwedischen Kronen (56 bis 129 Euro) pro Stück verkauft worden. Für Beyonce-Shows in Las Vegas variierten die Ticketmaster-Preise für den Standardeintritt zwischen 91 und 689 Dollar (84 bis 637 Euro). In anderen US-Städten würden Tickets für die Tournee um ein Vielfaches dieser Beträge wiederverkauft, verglich die „Financial Times“ die Preise.

Ökonom warnt vor Springsteen-Konzerten

Im Rahmen der „Renaissance World Tour“ von Beyonce gibt es 57 Auftritte in rund 40 Ländern. Die Tournee könnte laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ fast 2,1 Milliarden Dollar in die Kassen spülen. Airbnb berichtete laut BBC, dass die Suche nach Unterkünften generell in Städten auf der Tour nach der Ankündigung von Beyonce stark gestiegen sei. Auch die Karten für die Konzerte seien innerhalb weniger Tage ausverkauft gewesen. Die Preise auf dem Wiederverkaufsmarkt schnalzten darauf in die Höhe, hieß es weiter.

Friends Arena in Stockholm
APA/AFP/Jonathan Nackstrand
Fans vor der Friends Arena in Stockholm

In Schweden geht man davon aus, dass die inflationären Nachwirkungen des Beyonce-Konzerts im Juni nachlassen würden, so die „Financial Times“. Neue Sorgen bereitet allerdings das nächste große Konzertspektakel – drei Nächte von Bruce Springsteen in Göteborg Ende Juni. Andreas Wallström, Ökonom der Swedbank, befürchtet, dass Springsteen eine ähnliche Auswirkung auf die schwedische Inflation haben könnte wie Beyonce.

Stockholm
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Ein Blick auf die schwedische Hauptstadt Stockholm

Leitzinserhöhung erwartet

Die Inflation in Schweden hatte im Dezember 2022 mit einer Rate von 12,3 Prozent den höchsten Stand seit über 30 Jahren erreicht. Die Schwedische Zentralbank reagierte ähnlich wie die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank mit Leitzinserhöhungen, um die Inflation einzudämmen.

Die Schwedische Nationalbank erhöhte den Leitzins zuletzt im April auf 3,5 Prozent, schloss eine weitere Erhöhung um 0,25 Punkte im Juni oder September allerdings nicht aus. Für das Jahr 2023 erwartet sie einen Rückgang der schwedischen Wirtschaft um 0,7 Prozent und eine Inflation von 8,9 Prozent.