Digital zuerst: Rauch will Umkehr in Gesundheitssystem

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat heute beim Festkongress anlässlich 75 Jahre Österreichische Apothekerkammer in Wien bekräftigt, dass es bei der Gesundheitsreform auch eine Umkehr der Wege im Gesundheitssystem brauche.

Die Abfolge für die Patientinnen und Patienten müsse sein: „Digital vor ambulant vor stationär“, sagte er. Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr forderte dafür u. a. eine neue telemedizinische Plattform.

Es ist laut Rauch nicht immer notwendig, dass die Rettung gerufen werde und diese dann jeden Patienten in die teuerste Gesundheitseinrichtung – das Spital – bringe. Für die Reformen forderte der Minister mehr Digitalisierung.

„Ich muss auf meinem Handy auf alle meine Gesundheitsdaten zugreifen können.“ Von verschiedenen Stellen Befunde und Bilder zusammensuchen zu müssen, „das geht nicht mehr“, sagte er. „Es gibt Länder, die machen das seit Langem und es funktioniert“, verwies Rauch etwa auf Israel.

Räume in Apotheken für Ärzte vorstellbar

„Die österreichische Gesundheitsversorgung ist schwer medizinlastig, ärztelastig“, sagte Mursch-Edlmayr. Im internationalen Vergleich habe Österreich genügend Ärzte, „aber es hapert ein bisschen an der Verteilung“, sagte sie.

Neben der Forderung nach einer telemedizinischen Plattform als frühe Anlaufstelle für Patientenfragen bot sie daher an, Räume in Apotheken für Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung zu stellen. „Wir haben 1.400 Apotheken, die flächendeckend verteilt sind, wir haben Räumlichkeiten, wir haben Dienstzimmer.“ Ärzte könnten „bei uns ordinieren“.

Wenn man jetzt nicht handle, werde das Gesundheitssystem „an die Wand fahren“, sagte Rauch. Die Chance der Finanzausgleichsverhandlungen heuer müsse genutzt werden, sonst bleibe die nächsten fünf Jahre alles, wie es ist. „Wenn wir die sieben Milliarden Euro jetzt nicht investieren, dann wird es doppelt teuer“, sagte der Gesundheitsminister. Er wolle die Reformen aus einer Situation heraus angehen, „wo es noch Gestaltungsmöglichkeiten gibt“, nicht erst aus einer Not heraus.