Rammstein-Logo während Konzert
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Rammstein

Plattenfirma setzt Zusammenarbeit aus

Die Vorwürfe gegen Frontsänger Till Lindemann haben für die deutsche Band Rammstein weitere Folgen. Die Plattenfirma Universal Music distanziert sich von der Band und setzt die Zusammenarbeit vorläufig aus. Eine „vollumfängliche Aufklärung“ der Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger sei nötig, hieß es am Donnerstag in einer Stellungnahme.

„Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben uns schockiert, und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben“, so die Plattenfirma gegenüber dem „Spiegel“. Man sei davon überzeugt, dass die Aufklärung der Anschuldigungen „unbedingt erforderlich“ sei. „Nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die Marketing- und Promotionaktivitäten für die Recordings der Band bis auf Weiteres ausgesetzt.“

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Wochen schwere Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk und der „Süddeutschen Zeitung“ beschrieben sie, wie junge Frauen offenbar gezielt für Sex mit dem Sänger rekrutiert wurden. Sie sollen auf Konzerten und Instagram angesprochen und auf speziell für Lindemann organisierte After-Show-Partys eingeladen worden sein.

Ermittlungen gegen Lindemann eingeleitet

Am Mittwochabend bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft, dass wegen „Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln“ gegen Lindemann ermittelt werde. Die Ermittlungen wurden nach Angaben einer Sprecherin aufgrund mehrerer Strafanzeigen von nicht am möglichen Tatgeschehen beteiligten Personen sowie von Amts wegen eingeleitet. Weitere Angaben könnten derzeit nicht gemacht werden, hieß es.

Im Fokus stehen soll laut „Tagesspiegel“ der Verdacht nach Paragraf 177 des Strafgesetzbuches. Dieser besagt, dass, „wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt oder von ihr vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einem Dritten bestimmt“, mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu rechnen hat.

Rammstein sieht sich vorverurteilt

In einer Stellungnahme der gesamten Band hatte es nach den ersten Berichten geheißen, die Vorwürfe hätten die Band sehr getroffen, und man nehme sie außerordentlich ernst. „Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl- und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne.“

Rammstein-Sänger Till Lindemann
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Gegen Till Lindemann wurden bereits Ermittlungen eingeleitet

Weiter hieß es: „Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.“ Auch die Band habe aber ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Zu den Vorwürfen hatte Rammstein überdies eine eigene Untersuchung in Auftrag gegeben. Dazu sollen schon Zeugenaussagen vorliegen. Eine Anwaltskanzlei befragt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Crew, das Sicherheitsteam, die Band und möglicherweise auch betroffene Frauen. Rammstein trennte sich außerdem von der bis dato in die Backstageaktivitäten eingebundenen Mitarbeiterin.

Ermittlungen gegen Rammstein-Sänger

In Deutschland hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Till Lindemann wegen möglicher Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln aufgenommen. Für die bevorstehenden Rammstein-Konzerte in Wien wartet die Stadt bis dato vergeblich auf Sicherheitskonzepte des Veranstalters.

Band kündigte rechtliche Schritte an

Lindemann und seine Band wiesen jede Anschuldigung bisher vehement zurück und kündigten letzte Woche rechtliche Schritte an. Es sei wiederholt behauptet worden, „Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mit Hilfe von K.-o.-Tropfen bzw. Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr“, so Lindemanns Anwaltskanzlei.

Rammsteins Rechtsschritte sollen auch zahlreiche Medien betreffen, welche die erhobenen Vorwürfe im Sinne einer unzulässigen Verdachtsberichterstattung ohne Gegenrecherche aufgegriffen und dabei gegen die Vorgabe der objektiven Berichterstattung verstoßen hätten. „Soweit gegen die Grundsätze der Verdachtsberichterstattung verstoßen wurde, werden wir auch hiergegen für unseren Mandanten umgehend rechtlich vorgehen“, so die Anwälte Lindemanns.