Ex-Außenministerin Kneissl: Österreich hat Russland verraten

Österreichs Ex-FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl hat gestern beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg geklagt, dass Österreich Russland verraten habe und sie selbst „eine Art Kollateralschaden“ dieser Sache gewesen sei.

Kneissl dachte in St. Petersburg zudem laut über einen Umzug nach Russland nach. „Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich nach Russland übersiedle“, sagte die zuletzt im Libanon lebende Kneissl der russischen Nachrichtenagentur TASS.

Sie betonte gleichzeitig, dass sie jedenfalls für eine russische Staatsbürgerschaft noch nicht bereit sei und sie Russisch lernen müsste, um Russin werden zu können. Gleichzeitig sprach sie sich gegen Doppelstaatsbürgerschaften aus.

Behauptungen zu Migrationswünschen von Menschen aus Westen

In einer Diskussion beim Internationalen Wirtschaftsforum hatte die österreichische Ex-Politikerin bereits zuvor davon gesprochen, dass eine wachsende Zahl an Menschen im Westen im Zusammenhang mit Wertefragen nach Russland übersiedeln wollten und sie nicht damit einverstanden seien, dass ihr Alltag von „gewissen Minderheiten“ bestimmt werde.

Auch gebe es eine alte Tradition für Migrationsströme aus Europa nach Russland, und diese könnten nun revitalisiert werden. „Ich selbst lebe im Nahen Osten nicht, weil ich mir das so ausgesucht habe. Ich habe dorthin am schnellsten übersiedeln können, als ich im vergangenen Jahr aus der Europäischen Union geworfen wurde“, sagte Kneissl, die sich zuletzt als „politischer Flüchtling“ bezeichnet hatte.

Russische Uni richtet Thinktank für Kneissl ein

Kneissl kündigte zudem die Gründung eines von ihr geleiteten Thinktanks namens „GORKI“ an, den sie heute gemeinsam mit dem Rektor der staatlichen St. Petersburger Universität, Nikolaj Kropatschew, öffentlich präsentierte.

GORKI stehe für „Geopolitical Observatory for Russia’s Key Issues“ („Geopolitisches Observatorium für Russlands Schlüsselthemen“) und mit ihm sollten empirische akademische Antworten gefunden werden, um damit politische Aktivitäten zu begleiten.

Das an der Petersburger Uni angesiedelte Zentrum werde sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung Russlands, seiner Energieunabhängigkeit, Fragen von Migration sowie mit Diplomatie und russischer Außenpolitik beschäftigen, informierte die Uni in einer Presseerklärung. „Das Zentrum verbindet das akademische Potenzial der ersten Universität Russlands mit der reichen diplomatischen Erfahrung seiner Leiterin (Kneissl, Anm.)“, hieß es.